„Wir haben hier ein paar riesengroße Projekte“

pm -Sophie Fredenhagen

„Wir haben hier ein paar riesengroße Projekte“.

Sophie Fredenhagen über die Zukunft des Bezirks.

Sophie Fredenhagen ist die neue Bezirksamtsleiterin. Zwei Wochen nach Amtsantritt gewährte sie dem neuen RUF ein Interview. Lesen Sie heute Teil 2.

Der Neue RUF: Jeder Bezirksamtsleiter setzt seine eigenen Duftmarken und Prioritäten gesetzt. Was machen Sie anders als Ihr Vorgänger Thomas Völsch?

Sophie Fredenhagen: Thomas Völsch hat tolle Arbeit für den Bezirk geleistet und eine ganz eigene Art, mit Menschen umzugehen. Er hat für den Dialog zwischen Verwaltung einerseits und Politik, Bürgern und Institutionen andererseits gestanden. Diesen guten Weg werde ich gern fortsetzen. Miteinander in Kommunikation zu treten und im Austausch zu bleiben, ist stets sinnvoll. Ich selbst gehe gern auf Menschen zu und bin offen und locker im Umgang mit ihnen.

NR: Das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Aber was wünschen Sie sich für den Bezirk, Haben Sie eine Vision – um mit Helmut Schmidt zu sprechen – für Harburg?

SF: Wir haben das Wachstum des Bezirks zu bewältigen und müssen dabei viele Aspekte mitdenken und entwickeln. Wohnungsbau, Wirtschaft, Wissenschaft – wir haben hier ein paar riesengroße Projekte, die im Grunde allein schon die Vision sind. Harburg kommt im „gefühlten“ Ranking der Bezirke ein bisschen zu schlecht weg. Den Bezirk in diesem Ranking weiter nach vorne zu bringen, wäre mein Wunsch.

NR: Wo liegen die großen Probleme Harburgs?

SF: Probleme klingt mir zu passiv. Ich nenne die Themen Herausforderungen, die ich aktiv angehen will. Belebung der Harburger Innenstadt durch, Wohnungsbau und eine bessere Aufenthaltsqualität werden die Attraktivität gewiss steigern.. Zu begrüßen ist, dass mit dem Abriss des Harburg Centers begonnen wurde. Über dieses leere Gebäude haben sich die Harburgerinnen und Harburger viele Jahre geärgert. Auch der Umbau am Sand ist ein wichtiges Projekt, das zur Belebung der Innenstadt und zu ihrer Attraktivität beiträgt. Grundsätzlich muss die Bevölkerung immer mitgenommen werden. Wir müssen für die Bewohner und Gäste ein schönes Umfeld gestalten. Und wir müssen auch darauf achten, dass der Wandel nachhaltig gestaltet wird.

NR: Wie bekommt man die Verkehrsprobleme – B73/Bahnlinie/Baustellen – in den Griff?

SF: Wir werden die B73 auch weiterhin brauchen, ebenso wie die nicht immer geliebte A26, die aber ein Mittel ist, Verkehr aus der Stadt herauszubringen. Ich selbst habe kein eigenes Auto und bin mit Bus und Bahn oder mit dem Fahrrad unterwegs. Den ÖPNV so auszubauen, dass er mehr Nutzer mitnimmt, wäre sicher klug. Es wäre schön, wenn er auf Dauer reibungsloser funktionieren würde. Hier ist bereits eine Menge angeschoben worden. Die Züge zu verlängern und auch die Taktung auszuweiten, halte ich für richtig Nachgedacht wird auch über eine Ringerweiterung und Änderung der Tarifzone . Für eine bessere Baustellenkoordination werde ich mich ebenfalls einsetzen. Unser Einfluss ist begrenzt, aber ich sehe mich als Transporteur der berechtigten Wünsche der Harburger und werde sie mit Überzeugungskraft vorbringen.

NR: Der Sprung über die Elbe bis nach Harburg ist aus Sicht der Hamburger ausgeblieben. Was muss diesbezüglich passieren?

SF: Ich bin gar nicht so sicher, dass das stimmt. Der Ruf von Harburg ist deutlich besser geworden, als er vor vielen Jahren war. Wir haben hier viele Dinge, mit denen wir punkten können. die TUHH, die Entwicklung im Binnenhafen, unsere Neubautätigkeit. Es gibt viele Anknüpfungspunkte, die wir konsequent weiter verfolgen müssen. Auch was wir mit dem Citymanagement auf die Beine stellen, ist bemerkenswert.

NR: Kann die Harburger Verwaltung effektiver arbeiten?

SF: Wir hatten es in Hamburger Kundenzentren mit langen Wartezeiten zu tun, die mit Personal und einer Systemumstellung behoben wurden. Ich denke das große Problem ist der Fachkräftemangel, den es natürlich auch bei uns gibt. In bestimmten Bereichen – Pädagogen, Ingenieure, Ärzte – ist es nicht leicht, geschultes und für den Verwaltungsbereich ausgebildetes Personal zu finden. Im Moment sind wir gut aufgestellt und müssen alles dafür tun, damit es so bleibt. Wir müssen besser als bisher für uns als guter Arbeitgeber werben. Gute Führungs- und Kommunikationskultur und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Männer und Frauen sind gleichermaßen wichtig. Dadurch unterstützen wir unsere Mitarbeiter.

NR: Wie geht der Bezirk mit dem Thema Migration um? Sie sprachen in Ihrer Vorstellungsrede davon, dass nicht immer die richtigen Instrumente angewendet worden seien. Welche Instrumente wären das gewesen und welche Instrumente sollen das zukünftig sein?

SF: Was ich in meiner Bewerbungsrede aber zum Ausdruck bringen wollte war, dass wir viele gute Projekte haben um Integration zu gewährleisten.. Integration ist ein Prozess der sich ständig wiederholt, wir dürfen hier nicht stehen bleiben. Integration gelingt, wenn geflüchtete Menschen in unserem Alltag integriert sind und sie gleichberechtigt an Bildung, Kita-Betreuung, Kultur, etc. teilhaben können. Der Bezirk Harburg hatte schon immer viele Bewohner mit Migrationshintergrund. Das Leitbild „Zusammenleben in Vielfalt“ ist ein guter Weg, den ich konsequent weiter verfolgen werde. Auch die Eröffnung von Beteiligungsmöglichkeiten, das Gefühl von Teilhabe, ist unerlässlich. Deshalb ist der Integrationsrat, der in Kürze neu gewählt wird, ein wichtiger Baustein.

NR: Wenn dafür die Zeit bleibt: Haben Sie ein Hobby?

SF: Ich mache gerne Musik und höre ebenso gerne Musik. Ich spiele Querflöte und Klavier. Ich bin ein Bewegungsmensch gehe gerne zu Fuß, wandere gerne und steige ebenso gerne auf hohe Berge. Vor ein paar Monaten habe ich mir einen großen Lebenswunsch erfüllt und bin auf den Kilimandscharo gestiegen, der fast 6000 Meter hoch ist.

NR: Welches Buch liegt auf ihrem Nachttisch?

SF: Ich bin nicht auf bestimmte Richtungen festgelegt und habe meistens auch nicht nur ein Buch auf dem Nachttisch liegen.Ich lese gerne parallel verschiedene Dinge. Was ich sehr gerne gelesen habe – das Buch habe ich zum Geburtstag geschenkt bekommen – war der Roman „Mit der Flut“ von Agnes Krupp, ein wunderschönes Buch. Und weil ich viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs bin, habe ich mir ein Buch mit dem Titel „Zwanzig thematische Spaziergänge“ gekauft.

Frau Fredenhagen, vielen Dank für das Gespräch.

(Das Interview führte Peter Müntz)