„Wir haben über unsere Arbeiten informiert“

mk - Bis hierhin und nicht weiter: Laut LSBG ist für Verkehrsteilnehmer aus dem Landkreis Harburg an der Landesgrenze keine Weiterfahrt möglich.

„Wir haben über unsere Arbeiten informiert“

Posse zur Sperrung des Ehestorfer Heuweges

Wenn sich nicht noch in letzter Minute grundlegend etwas ändert, wird der Ehestorfer Heuweg im Bereich Wulmsberg und Landesgrenze Hamburg/Niedersachsen ab dem 13. August voll gesperrt. Diese Sperrung soll angeblich bis Ende Dezember 2018 dauern. Dies ist kein verspäteter Aprilscherz, sondern bitterer Ernst. Die Folgen dieser Maßnahme kann man sich leicht ausmalen: Gigantische Staus auf den Ausweichstrecken ohne Ende.

Bis hierhin und nicht weiter: Laut LSBG ist für von der Cuxhavener Straße kommende Verkehrsteilnehmer am Wulmsberg Schluss.

Wind von der Sache bekam als Erster der Gastronom Thomas Soltau. Der Betreiber des „Landhauses Jägerhof“ erhielt wie einige andere Gewerbetreibende Mitte Juli eine E-Mail mit brisantem Inhalt. Unter anderem hieß es da: „Die Hauptverkehrsstraße Ehestorfer Heuweg wird voraussichtlich vom 13.08.18 bis Ende Dezember 2018 im Abschnitt Wulmsberg bis zur Landesgrenze Niedersachsen voll gesperrt. Das bedeutet, dass innerhalb dieses Abschnittes kein Verkehr möglich ist.

Die E-Mail des LSBG wurde an Gewerbetreibende verschickt.

Der Verkehr zwischen Cuxhavener Straße bis zum Wulmsberg ist für Anlieger frei, doch auch in diesem Bereich werden Bauarbeiten stattfinden. Die Bauarbeiten werden von den Leitungsträgern wie Hamburg Wasser, Stromnetz Hamburg und der Telekom im Rahmen der Straßenbaumaßnahme „Ehestorfer Heuweg“ durchgeführt. Wir bitten um Ihr Verständnis.“ Absenderin dieser interessanten E-Mail ist die für die Bearbeitung der Straßenplanung des Ehestorfer Heuweg zuständige Mitarbeiterin des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) in der Abteilung Stadtstraßen-Planung S 2, Carolin Joos. Auf Nachfrage des RUF bestätigte Joos die Sperrung, verwies aber auf die Wirtschaftsbehörde, die auch für den Straßenbau und ebenso für die Benachrichtigung der Bürger und Medien verantwortlich zeichne. Gesagt, getan. Einer Mail an die Presseabteilung der Wirtschaftsbehörde folgte schnell eine Rückmeldung. Aber das, was Pressesprecherin Susanne Meinecke zunächst mitteilte, war auf Deutsch gesagt „Kalter Kaffee“. Einmal wurde auf Baumaßnahmen zur Modernisierung des Ehestorfer Heuweges abgehoben, die seit Monaten umgesetzt werden. Infolge der daraus resultierenden Teilsperrungen kam es Frühjahr zu kilometerlangen Staus, die die Geduld der Pendler und Lkw-Fahrer auf eine harte Bewährungsprobe stellten. Das war also schon lange bekannt. Zweitens verwies Meinecke auf die umfangreichen Bauarbeiten und massiven Sperrungen im Ehestorfer Weg – aber danach war nicht gefragt worden. Es wurde deutlich, dass die Pressestelle der Wirtschaftsbehörde von der Vollsperrung des Ehestorfer Heuweges keine Ahnung hatte. Auch LSBG-Mitarbeiterin Joos war der Pressesprecherin der Wirtschaftsbehörde kein Begriff. Und das, obwohl der LSBG ein Teil der Wirtschaftsbehörde ist. Auf die Frage, ob es seitens der Wirtschaftsbehörde nun eine offizielle Pressemitteilung über eine mögliche Vollsperrung gebe, kam folgende knappe Antwort per E-Mail: „Es geht, wie eben schon telefonisch besprochen, um Leitungsarbeiten. Darüber müssen die Leitungsträger auch selbst informieren. Wir haben über unsere Arbeiten informiert. Sowohl die Medien als auch die Anwohner.“ Das war deutlich, aber nach dem Motto „streng nach Protokoll“. Will heißen, bloß nicht zu viel machen. Hat der einfache Anwohner des Elstorfer Heuweges kein Recht auf Benachrichtigung? Auch auf niedersächsischer Seite wusste man übrigens nichts von der Vollsperrung, wie die Pressesprecherin des Landkreises Harburg, Birgit Behrens, zu verstehen gab. Der RUF wandte sich daraufhin an die aufgeführten Leitungsträger wie Hamburg Wasser oder Stromnetz Hamburg – die müssten ja eigentlich wissen, was sie wann wo verlegen. Stromnetz Hamburg brachte Licht in die angelegenheit.“Vielen Dank für Ihre Anfrage. Die Baustelle am Ehestorfer Heuweg ist in erster Linie eine Straßenbaumaßnahme der Stadt Hamburg (LSBG). Die Infrastrukturbetreiber, wie Strom, Wasser und Kabel Deutschland, sind bei derartigen Baumaßnahmen grundsätzlich die Vorhut. Stromnetz Hamburg wird in den nächsten Tagen mit den Arbeiten beginnen und die Stromleitung in diesem Gebiet erneuern. Daher ist es auch sinnvoll, dass die federführende Behörde die Information für alle Beteiligten rausgeben wird. Dies wird nun auch umgesetzt“, erklärte Stromnetz Hamburg-Pressesprecherin Anette Polkehn-Appel. Auf Nachfrage ergänzte sie, dass sich die Polizei aus sicherheitsrelevanten Aspekten für die Vollsperrung des Ehestorfer Heuweges ausgesprochen habe. Alle beteiligten Behörden und Leitungsträger seien durch diese Anordnung überrascht worden, räumte Polkehn-Appel ein. CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer fühlt sich angesichts der Planungen des LSBG in seiner Kritik bestätigt. Man habe schon 2016 darauf hingewiesen, dass bei der Modernisierung des Ehestorfer Heuweges darauf Acht gegeben werden müsse, dass die Verhältnisse auf der Autobahn und anderen Ausweichstrecken sowie die Erreichbarkeit von Nacherholungsbieten berücksichtigt werden. Die geplante Sperrung des Ehestorfer Heuweges widerspricht den Forderungen der CDU vollkommen, sagte Fischer. Dieser legte nach: „Einmal mehr ist die Bezirksversammlung Harburg übergangen worden. Dass die Öffentlichkeit nicht oder zu spät informiert wird sowie die Unkenntnis innerhalb der Behörden über bestimmte Straßen lassen nur einen Schluss zu: es sind lauter Traumtänzer. Die Abkürzung für LSBG muss Landesbetrieb für Stau, Behinderung und Gemurkse lauten“, so Fischer.
Reagiert hat auch Soltau: Er will seine Kunden nun mit zusätzlichen Hinweisschildern und Flyern auf alternative Routen zum Landhaus Jägerhof während der Sperrung hinweisen.