Harburg-Huus bietet Obdachlosen Unterkunft und Perspektiven

pm - Schirmherr Rüdiger Grube durchschneidet zur Eröffnung das symbolische rote Band DRK und Großspender freuen sich (v.li.): Ulrike Stapelfeldt (Hamburger Spendenparlament) Petra Rottmann (Deutsche Postcode-Lotterie) Stefan Bohlmann (Vinci-Stiftung) Felix Forberg (Deutsche Fernsehlotterie); hintere Reihe: DRK-Präsident Lothar Bergmann Einrichtungsleiter Thorben Goebel-Hansen DRK-Vorstand Harald Krüger Buchautor Dominik Bloh

Harburg-Huus bietet Obdachlosen
Unterkunft und Perspektiven

Obdachlosenunterkunft des DRK Harburg offiziell eröffnet werden

Wer etwas aus dem Alltag eines Obdachlosen erfahren wollte, musste nur Dominik Bloh zuhören, der auf der Straße gelebt hat. Druckreif schilderte er seine Erfahrungen, berichtete, was es heißt, den eigenen hygienischen Ansprüchen – eine Definition für Menschenwürde – nicht nachkommen zu können, zerschlissene Kleidung tragen zu müssen und von den Normalos, wo immer man sich aufhält, bestenfalls missbiligend angestarrt zu werden. Dabei sei Hilfe, und sei es auch nur ein kleines Lächeln, so einfach. Sichtlich beroffen folgten ihm die Zuhörer. Es waren die Gäste die zur Eröffnung des Harburg-Huus gekommen waren, das Obdachlosen Unterkunft und Perspektiven bietet.
Am Ende war es nur noch ein winziger Schnitt durch ein symbolisches rotes Band vor der Eingangstür: Nach langer Planung und rund sechs Monaten Bauzeit konnte am Montag endlich diese lang ersehnte Obdachlosenunterkunft des DRK-Kreisverbandes Hamburg-Harburg offiziell eröffnet werden. Im Harburg-Huus, wie die Herberge mit 15 Schlafplätzen und einer Tagesaufenthaltsstätte am Außenmühlenweg 10b heißt, sind obdachlose Männer und Frauen auch gemeinsam mit ihren Hunden willkommen. Das Harburger Rote Kreuz reagiert mit der neuen Einrichtung auf die zunehmende Zahl von hilfebedürftigen Menschen ohne Obdach im Bezirk. Prominenter Schirmherr ist der ehemalige Bahnchef Rüdiger Grube.
DRK-Präsident Lothar Bergmann, DRK-Vorstand Harald Krüger und Einrichtungsleiter Thorben Goebel-Hansen begrüßten zur feierlichen Eröffnung im Harburg-Huus 80 Gratulanten aus Wirtschaft und Gesellschaft. Als Gast dabei war auch der Hamburger Dominik Bloh, der ein viel beachtetes Buch über sein Leben auf der Straße geschrieben hat („Unter Palmen aus Stahl“, Ankerherz-Verlag). Im Sommer werde ein solches Haus ebenso gebraucht wie im Winter, sagte Bloh, denn iIm Winter denken die Menschen an uns, im Sommer sind wir unsichtbar.“ Geplant war ursprünglich, das Harburg-Huus schon im Winter in Betrieb zu nehmen. Doch die Suche nach einem geeigneten Standort hatte sich als schwierig erwiesen, bevor der DRK-Kreisverband im Außenmühlenweg in zentraler Harburger Lage fündig wurde. Die erforderliche Altbausanierung hatte zu weiteren Verzögerungen geführt.
Dem voraus gegangen war der Tod eines Obadachlosen in Neugraben. Er war erfroren. Ein unhaltbarer Zustand, fand damals Harald Krüger. „Lass und was machen,“ habe er damals gesagt, erinnert sich Lothar Bergmann. Das war aber leichter gesagt als getan. Die Stadt erkannte im Süden keinen Bedarf und man kämpfte gegen Windmühlen. Heute ist der Beweis für den Bedarf erbracht: Obwohl die Temperaturen für hamburger Verhälnisse beibnahe tropisch sind, seien die angebotenen Plätze zumeist belegt, einmal habe man sogar noch ein zusätzliches Feldbett besorgen müssen.
Schirmherr Rüdiger Grube hat sich bereits in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bahn AG für Obdachlose engagiert und fühlt sich als gebürtiger Moorburger dem Harburg-Huus verbunden. „Eines müssen wir uns immer wieder bewusst machen: Auch uns hätte dieses Schicksal treffen können. Auch wir hätten obdachlos werden können. Ohne unsere Unterstützung haben diese Menschen im wahrsten Sinne des Wortes keine Chance, wieder auf die Beine zu kommen. Wir können ihnen geben, was sie häufig nie in ihrem Leben hatten: Wärme, Geborgenheit, Respekt, Wertschätzung und Zuwendung“, sagte Grube in seinem Grußwort zur Eröffnung und versprach, die DRK-Einrichtung beim Sammeln von Spenden nach Kräften zu unterstützen.
Das Harburg-Huus bietet 15 Schlafplätze in Ein- bis Vierbettzimmern. Tagsüber steht ein Aufenthaltsraum mit Medien, Freizeitangeboten und Getränken bereit, morgens wird Frühstück und abends eine kleine Mahlzeit angeboten. Es gibt Dusch- und Waschmöglichkeiten sowie persönliche Postfächer für die Gäste. Ist das Harburg-Huus belegt, wissen die Betreuer, wo es Alternativen gibt.
Im Vordergrund steht die qualifizierte Sozialberatung, damit Perspektiven aus der Not aufgezeigt und Hilfestellungen gegeben werden können. „Wir bieten nicht nur eine temporäre Unterkunft. Es geht uns darum, mit unseren Gästen eine Beziehung aufzubauen und sie dabei zu unterstützen, Wege aus ihren prekären Umständen zu entwickeln. Dafür stehen wir mit einem qualifizierten Team bereit“, sagte Einrichtungsleiter Thorben Goebel-Hansen.
Die Einrichtung des DRK Harburg wurde komplett aus Spenden, Fördergeldern und Eigenmitteln aufgebaut und muss sich auch zukünftig aus diesen Quellen tragen. Öffentliche Mittel aus dem Bezirk oder der Sozialbehörde gibt es für die Einrichtung aktuell nicht. DRK-Chef Harald Krüger ist dankbar, dass es bereits umfangreiche Unterstützung gibt. Die größten Geber sind derzeit das Hamburger Spendenparlament und die Deutsche Fernsehlotterie, die jeweils mit rund 100.000 Euro unterstützen. „Wir sind sehr dankbar, dass diverse Stiftungen, Unternehmen, Organisationen und großzügige private Spender uns beistehen, um dieses Hilfsangebot zu realisieren. Wir hoffen, dass wir auch zukünftig dafür begeistern können, gemeinsam mit uns das Angebot im Harburg-Huus zu ermöglichen“, sagte Harald Krüger, Vorstand des DRK-Kreisverbandes Hamburg-Harburg, bei der offiziellen Eröffnung.
Schon vorab war das Harburg-Huus für Obdachlose geöffnet. Seit dem 11. Juni haben zahlreiche Hilfesuchende – Männer und Frauen, manche mit ihren Hunden – den Weg in die Einrichtung gefunden. Auch erste gemeinsame Aktivitäten konnten durch das DRK-Team und ehrenamtliche Helfer organisiert werden.
„Die Hilfe für Menschen in Not gehört zu den ureigenen Rotkreuz-Aufgaben. Mit einer zunehmenden Zahl obdachloser und wohnungsloser Menschen in deutschen Großstädten und somit auch bei uns in Harburg reagieren wir als kompetenter und verlässlicher sozialer Partner vor Ort. Dass die Einrichtung bereits jetzt so gut angenommen wird zeigt, wie sehr sie gebraucht wird. Denn der nächste kalte Winter kommt bestimmt“, sagte DRK-Präsident Lothar Bergmann.