„Sie können ja alle hier langfahren, aber langsam!“

„Sie können ja alle hier langfahren, aber langsam!“

Anwohner genervt von Autorasern

Seicht baumeln die rot-weißen, runden Schilder in den Bäumen entlang der Straße „Auf der Höhe“ in Alt-Kirchdorf. In der Mitte ist deutlich eine „30“ zu sehen. Aufgehängt haben sie Anwohnerinnen und Anwohner der Straße. Ihre Botschaft: Fahrt langsam! Denn obwohl die Straße sehr eng ist und nur 30 km/h erlaubt sind, wird ihrer Meinung nach von vielen Autofahrern trotzdem gerast. „Wir sprechen die Autofahrer auch an, was nicht immer erfolgreich ist. Einer hat mal zu mir gesagt, ihm habe noch keiner vorgeschrieben, wie schnell er fahren soll“, erinnert sich die 69-jährige Jutta Hennenberger.
Neu ist die Situation in der Straße nicht. Bereits vor 26 Jahren haben die damaligen Anwohnerinnen und Anwohner dafür gekämpft, dass dort nur noch 30 km/h erlaubt sind – für ihre Kinder! Mit verschiedenen Aktionen und viel Geduld haben sie damals erreicht, dass in dem Bereich eine 30er-Zone eingerichtet wurde. Aus diesen Kindern sind mittlerweile Erwachsene geworden, das Problem jedoch ist gleich geblieben. Auch sie, nun ebenfalls in der Straße wohnend, kämpfen weiterhin dafür, dass in der Straße nicht gerast wird. „Ich muss die Kinder über die Straße bringen. Ich bin nicht entspannt, die Kinder allein laufen zu lassen“, erzählt die zweifache Mutter Caroline Hennenberger. Dabei ist die Straße lediglich 3,50 Meter breit.
Zugenommen habe die Raserei besonders, nachdem die Rubbertstraße im Zuge der Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße gesperrt wurde und nun viele Autofahrer die Straße als Schleichweg Richtung Bahnhofsviertel nutzten. Das sei im Grunde auch nicht das Problem, wie Jutta Hennenberger bemerkt. „Sie können ja alle hier langfahren, aber langsam!“ Und Anwohnerin Elise Fellberg ergänzt: „Abends ist es massiv hier!“
Im vergangenen Jahr haben die Anwohnerinnen und Anwohner die Politik eingeschaltet. Die Grüne-Fraktion im Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel hatte dazu auch einen Antrag gestellt, in dem sie forderte, dass der Bau von „Überquerungsstellen“, an denen insbesondere auch Kindern das sichere Überqueren möglich wird, geprüft werden solle. Auch das Verschwenken der Fahrbahn sollte geprüft werden; damit verbunden eine Organisation des Parkens auf der Straße und gegebenfalls Begegnungsstellen, um hohe Geschwindigkeiten zu unterbinden.
Die Antwort des Fachamts Management des öffentlichen Raumes (MR) ließ nicht lange auf sich warten: „Die Errichtung von Querungshilfen im Bereich der Fahrbahn ist aus Sicht des Fachamtes MR nicht notwendig, da es nur auf einer Fahrbahnseite einen Gehweg gibt. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten in der Straße „Auf der Höhe“ ist es bei einer Fahrbahnbreite von 3,50 m auch nicht möglich, zusätzliche Fahrbahnverschwenkungen einzubauen. Bei einem Ortstermin mit der Straßenverkehrsbehörde vom Polizeikommissariat K 44 wurde besprochen, ob es aus Sicht der Polizei Erkenntnisse gibt, die einen zusätzlichen Bedarf erfordern. Dieses wurde vom zuständigen Abteilungsleiter des PK 44 verneint. Abgesehen von Zeiten, in denen Bauarbeiten im Umfeld stattfanden, gibt es in dieser Straße lediglich Anliegerverkehr. Die bisherigen Einschränkungen werden daher als ausreichend angesehen.“
Und auch neuere Messungen der Polizei konnten den Eindruck der Anwohnerinnen und Anwohner nicht bestätigen: So wurden bei einer Kontrolle am 17. April in der Zeit von 10.30 bis 12.15 Uhr 21 Fahrzeuge gemessen. Davon haben sich 19 an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten. Zwei fuhren nach Abzug der Toleranz 38 km/h und erhielten eine Verwarnung, teilte die Polizei mit.
Entmutigen lassen sich Jutta Hennenberger und die anderen Anwohnerinnen und Anwohner davon allerdings nicht. Sie planen nun weitere Aktionen, wie bereits vor 26 Jahren, um die Autofahrer zum langsamen Fahren zu animieren.