Wie werde ich Zirkusdirektor?

Wie werde ich Zirkusdirektor?
Ein Blick hinter die Kulissen des Zirkus Charles Knie

Wir sind verabredet mit Sascha Melnjak, dem heutigen Direktor des Zirkus Charles Knie. Doch wer einen Direktor in Frack und Reiterhose mit Zylinder auf dem Kopf erwartet, der sieht sich getäuscht. Entspannt und lässig in Jeans und Pulli begrüsst uns der „neue Mann“ des deutschen Zirkus.
Er entstammt keiner traditionellen Zirkus-Familie. Er muss auch nicht Zirkus machen, er will Zirkus machen. Und das mit Herzblut. Er hat quasi sein Hobby zum Beruf gemacht.
Sascha Melnjak wurde 1975 in Stuttgart geboren und absolvierte nach dem Abitur und dem Zivildienst eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Bereits mit sechs Jahren, während eines Zirkusbesuchs mit seiner Oma, hat er sich mit dem Zirkusvirus infiziert. Seither hat Sascha Melnjak jede freie Minute im Zirkus verbracht. Während der Schulferien hat er immer mitgeholfen und angepackt wo es nötig war. Sei es beim Platz-Einweisen, der Reklame oder im Büro.
Direkt nach seiner Ausbildung hat der junge Kaufmann als Tourneeleiter in der Zirkusbranche angefangen. Schon 1999 gründete der den Heilbronner Weihnachtscirkus, eine große Zirkusproduktion zur Weihnachtszeit, den er bis heute mit über 80.000 Besuchern äußerst erfolgreich veranstaltet.

 

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Marek Jama vereint die exotische Tierwelt Afrikas in einmaligenund wunderschönen Bildern im Zirkus Charles Knie.

Foto: ein

 

 

In den Sommermonaten arbeitete er weiterhin als Pressesprecher, Tourneeleiter oder auch Geschäftsführer in vier unterschiedlichen Zirkusbetrieben in Österreich und in der Schweiz.
Als Sascha Melnjak 2006 davon erfuhr, Charles Knie wolle seinen Zirkus verkaufen, nahm er die Gelegenheit wahr, um sich seinen Kindheitstraum vom eigenen saisonalen Zirkusbetrieb zu erfüllen.
2007 startete er mit „seinem“ Zirkus Charles Knie eine unerwartete Erfolgsgeschichte. Von Beginn an kümmerte sich Melnjak ausschließlich um die administrativen Aufgaben im rollenden Zirkusbüro. Er selbst ist nie in der Manege zu sehen. Er ist mehr der Mann im Hintergrund, der Mann in der Verwaltung.

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Hereinspaziert: Direktor Sascha Melnjak lädt ein ins große Zirkuszelt. Der Name ist Programm „Euphorie“.

Foto: JK
Doch so konnte er den Zirkus innerhalb kürzester Zeit auf wirtschaftlich solide Beine stellen und geplante Neuinvestitionen immer schneller realisieren: Modernisierung des kompletten Fuhrparks, Anschaffung von neuen Zeltanlagen und einer komfortablen Sitzeinrichtung, sowie der Einbau einer der der modernsten reisenden Ton- und Lichtanlagen.
Auch das Programm konnte er durch immer mehr Tiere und bessere Artisten, sowie Live-Orchester und Show-Balett von Jahr zu Jahr erweitern. Bereits im zweiten Jahr erhielt er für seine Leistungen den Zukunftspreis der Gesellschaft der Circusfreunde Deutschland e.V. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung titulierte 2008 den Zirkus Charles Knie als „eine der ersten Zirkusadressen in Deutschland“.
Das Erfolgsrezept von Saacha Melnjak ist nicht nur sein großes Vorbild – der italienische Zirkus. Die Italiener sind sehr charismatische Menschen mit extrem positiver Ausstrahlung, so Melnjak. Vor allem ausschlaggebend ist ein roter Faden, der sich durch das Programm zieht und dass er seine Programme so gestaltet, wie er sich als Kind immer ein Zirkus-Programm gewünscht hat: Eine kurzweilige, temporeiche Show, die alle Altersgruppen anspricht und ausschließlich international preisgekrönte Artisten und Tierlehrer, umrahmt von einem großen Live-Orchester sowie einem Show-Ballett, präsentiert.
Zudem setzt der junge Zirkusdirektor auf ein modernes und sauberes Erscheinungsbild, als auch auf ein seriöses Management. Er selbst setzt sich sehr für die Wildtiere ein, um auch den Zirkus mit Tieren zu erhalten. Ich hätte keine Tiere im Zirkus, wenn ich wüsste ihnen geht es nicht gut sagt Melnjak.
Die Hauptsache für den Direktor ist, dass das Publikum sich im Zirkus Charles Knie rundum wohlfühlt und das Große Zirkuszelt zufrieden verlässt. Und dies gelingt dem jungen Kaufmann auch immer wieder aufs Neue. Nicht umsonst gilt der Zirkus Charles Knie in knapp 50 Gastspielstädten pro Saison mit rund 500.000 Besuchern als Europas beliebtester Groß-Zirkus.
Der Zirkus Charles-Knie gastiert vom 28. September bis 30. Oktober in Hamburg auf der Horner Rennbahn.  Karten unter ?.
Gut auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die U2 und dieU4 halten direkt an der Haltestelle Horner Rennbahn.
Nach dem Hamburger Gastspiel geht es noch nach Frankreich zu vier speziellen Aufführungen, bevor es denn in die Winterpause im hauseigenen Quartier in Einbeck geht. Im Januar hat der Zirkus Charles Knie die Ehre beim großen Festival in Monte Carlo dabei zu sein.
An der Tournee 2017 wird auch schon fleißig im Hintergrund gearbeitet. Es geht nach Süddeutschland. Über Langeweile kann sich ein Zirkusdirektor definitiv nie beschweren.