„Die Polizei muss präsent sein!“

mk - Auch der Kampf gegen Schmierereinen fällt in den Graffiti-Bereich der neuen Beamten.

„Die Polizei muss präsent sein!“

Polizeipräsident Ralf Martin Meyer informierte

Es ist schon gute Tradition, dass der Bürgerverein Süderelbe interessante Persönlichkeiten zu Info-Veranstaltungen einlädt. Am 10. Juli war der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer zu Gast im AWO-Seniorenheim. Die zahlreich erschienenen Mitglieder des Bürgervereins Süderelbe informierte Meyer in einem klar strukturierten Vortrag über den aktuellen Stand der Dinge zum Thema Sicherheit. Man habe 2017 mit 16,5 Prozent beinahe einen Tiefstand an Straftaten in den letzten 20 Jahren registriert – nur 2010 hätte es noch weniger Straftaten gegeben. Leider konnten davon lediglich 44,4 Prozent aufgeklärt werden. Das wäre deutschlandweit die geringste Quote gewesen. Das hänge laut Meyer mit den Verhältnissen in Hamburg zusammen. Schwere Delikte kämen in Hamburg häufiger vor, seien mit den vorhandenen Mitteln schwierig zu lösen, gestand der Referent ein. Meyer gab sich jedoch optimistisch – zur Hälfte des Jahres 2018 habe man rund 110.000 Straftaten gezählt. Wenn man dieselbe Zahl für das zweite Halbjahr hochrechnen würde, dann läge man am Jahresende mit circa 220.000 Straftaten nochmals besser als 2017. Sei das der Knick, die Wende zum Besseren?, fragte Meyer. Mittels Statistiken und Tabellen versuchte Meyer, den Zuhörern die Erfolge bei der Kriminalitätsbekämpfung zu verdeutlichen. Hohe Aufklärungsquoten erziele man beispielsweise beim Sektor Wohnungseinbruch. Grund dafür sei die Sonderkommission „Castle“ gewesen. Auch die Kooperation mit dem Landkreis Harburg habe sich bei der Aufklärung von Wohnungseinbrüchen bewährt. Deswegen sei die Zahl der Wohnungseinbrüche auch in Süderelbe 2017 niedriger ausgefallen. 2017 hätte die Zahl der Wohnungseinbrüche in Hamburg bei 5769 gelegen, für 2018 rechne man mit ungefähr 5000. Dabei müsse man beachten, dass viele Einbrüche auf das Konto weniger Täter gehen würden. Die Fahnder würden sich an die Fährten der Kriminellen, die oft aus Osteuropa oder vom Balkan kommen, heften. Wenn die Täter geschnappt werden, sollten sie am besten schnell abgeschoben werden. Wenn es Bürger aus EU-Staaten oder Deutsche mit Migrationshintergrund wären, sei dieses Verfahren aber schwer umzusetzen, räumte Meyer ein.
Auch die Zahlen des Bereiches Diebstahl in seinen unterschiedlichen Formen (Fahrrad-, Taschen-, Laden-Diebstahl sowie Diebstahl aus Büros- und Pkw) seien auf den Rückmarsch. Besorgniserregend sei hingegen die Steigerung der Quote im Sektor „Sonstiger Betrug“. Hierunter würden die Phänomene „falscher Polizeibeamter“ oder der „Enkeltrick“ fallen. Auch der zunehmende Internet-Betrug verursache Magenschmerzen, so Meyer. Die Täter machten sich beim Trick des „falschen Polizeibeamten“ oft den Respekt der älteren Bevölkerung vor der Polizei zunutze. Bekannt geworden seien aber auch schon andere Spielarten wie beispielsweise ein „falscher Wasserwerker“, sagt Meyer. Dieser mahnt: „Wenn jemand am Telefon nach Geld fragt, ist es ratsam, misstrauisch zu werden“. Auch wenn die Statistik ein Rückgang der Kriminalität verkündet, aber das subjektive Gefühl der Bürger ist ein anderes. Die eigene Wahrnehmung der unmittelbaren Umgebung mit allen negativen Facetten könnte bei der Bevölkerung trotzdem ein Gefühl der Unsicherheit erzeugen. Vor diesem Hintergrund wolle die Polizei wieder mehr Präsenz zeigen. Der Bezirkliche Ordnungsdienst (BOD) wäre gescheitert, deswegen habe man in Abstimmung mit den Bezirken beschlossen, bis 2020 rund 100 Angestellte im Polizeidienst zu erhalten. Diese würden ein großes Aufgabenfeld (unter anderem Rotlichtverstöße von Fußgängern und Radfahrern, Mülldelikte, Ruhestörungen oder Geschwindigkeitskontrollen) abdecken. Auch in Neugraben, wo die Flüchtlinge ein großes Thema seien, soll in die stadtteilbezogene Arbeit der Polizei intensiviert werden, so Meyer. Dieser brachte es auf den Punkt: „Die Polizei muss präsent sein!“ Der Polizeipräsident begrüßte die Modernisierung der Ausstattung der Polizei. Dazu gehörten unter anderem die Einführung eines digitalen Infosystems, das das herkömmliche Merkbuch ersetzen soll. Bislang seien ungefähr 1400 neue Geräte an Wachen und Streifenwagen verteilt worden, weitere 1400 sollen folgen. Dadurch könnten Beamte vor Ort schneller Entscheidungen fällen. Auch den zukünftigen Gebrauch des Tasers (Elektroschocker) gegen renitente Personen sieht Meyer positiv. Es habe sich in der Testphase gezeigt, dass selbst betrunkene Personen bei „Androhung“ des Einsatzes des Tasers keinen Widerstand mehr leisteten, erklärte Meyer. Dieser erinnerte sich an den Beginn seiner beruflichen Laufbahn bei der Polizei 1979. Damals und bis in die letzten Jahre konnte die Hamburger Polizei jedes Jahr aus einem großen Reservoir an Nachwuchskräften schöpfen. Aber zuletzt sei es deutlich schwieriger gewesen, genügend kompetenten Nachwuchs zu bekommen. Um die Akzeptanz des nach wie vor attraktiven Polizeidienstes beim Nachwuchs zu verbessern, wäre beispielsweise die Schichtdienstzulage erhöht worden, betonte Meyer. Dieser stand im Anschluss seines Vortrages noch für zahlreiche Fragen aus dem Publikum zur Verfügung.