Was fliegt des Nachts durch die Harburger Parks?

Was fliegt des Nachts durch die Harburger Parks?

Fledermaus-Kartierung im Bezirk

In diesen Tagen kartieren Mitarbeiter des Büros „Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung mbH“ aus Molfsee im Harburger Stadtpark und im Meyers Park die Fledermäuse. Die Untersuchungen werden im Rahmen des Naturschutzgroßprojekts „Natürlich Hamburg!“ durchgeführt.
Die warmen Nächte im Juli sind die ideale Zeit, um Fledermäuse zu beobachten. Denn dann jagen die Fledermäuse von der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang nach Insekten. Wasserflächen und offene Wiesenflächen sind besonders beliebte Reviere. Zum Aufspüren von Nachtfaltern und anderen Fluginsekten senden Fledermäuse fortlaufend Klicklaute im Ultraschallbereich aus. Anhand der Echos erkennen sie, was bis zu 300 Meter vor ihnen liegt. Das Gehirn der Fledermäuse hat eine Fähigkeit, die wir Menschen nicht haben: Es wandelt Geräuschsignale in Bilder um. So können Fledermäuse ihre Umgebung per Schall „sehen“. Die Schallsignale, die bei fast allen Arten charakteristisch sind, nutzen die Gutachter, um mit Detektoren die Arten zu bestimmen.
Manche Arten können jedoch nicht am Ruf unterschieden werden. Deshalb werden in einigen Nächten zusätzlich Netze gespannt, um auch seltene Arten wie die Bartfledermäuse eindeutig nachzuweisen. Das Netzmaterial ist so fein, dass es von einigen Fledermäusen schlichtweg übersehen wird. Der Biologe Kristian Robert Pahl und seine Kollegin Nina Ruhl sammeln die Tiere, die sich im Netz verfangen haben, vorsichtig heraus und notieren Art, Alter, Geschlecht und weitere wichtige Daten. Seltene Arten statten die Biologen mit einem kleinen Sender aus. So können die Tiere mit Hilfe einer Peilantenne und etwas Glück bis zur Wochenstube verfolgt werden. In den Wochenstuben ziehen Fledermausweibchen in größeren Gruppen ihre Jungen auf.
Ziel des Naturschutz-Großprojekts ist es, die Artenvielfalt von Flora und Fauna im Hamburger Grün zu erhalten und zu verbessern sowie für eine höhere Akzeptanz von Natur in der Stadt zu werben. Zusätzlich sollen Möglichkeiten geschaffen werden, die Natur erleben zu können – in Schutzgebieten sowie in Parkanlagen. Für die Erstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen wurden hamburgweit insgesamt 42 Naturschutzgebiete und Grünanlagen ausgewählt.
In Hamburg gehören neben dem Harburger Stadtpark und Meyers Park, das NSG Moorgürtel, das NSG Fischbeker Heide und das geplante NSG Neuländer Marsch dazu. Das Gesamtprojekt gliedert sich in zwei Teilprojekte: Zunächst erfolgt in Projekt 1 die vierjährige Planungsphase, im Anschluss will die Stadt Hamburg über zehn Jahre die erarbeiteten Maßnahmen umsetzen. Das Projekt 1 wird von 2017-2021 vom Bundesamt für Naturschutz mit 2,9 Mio Euro gefördert. Projektträger ist die Behörde für Umwelt und Energie.