Seestücke für Liebhaber.
Ausstellung in memoriam Hinrich Stroh. sen.
Gelegentlich neigte er dazu, zu untertreiben. Dann sagte er „Ich bin ja nur Anstreicher“ und wollte damit deutlich machen, dass er zwar – sein Beruf – Malermeister war, gleichzeitig aber auch – seine Berufung – Kunstmaler. War – weil Hinrich Stroh sen. aus Finkenwerder im August im Alter von 84 Jahren von uns gegangen ist. Maritime Motive – er nannte sie „Seestücke“ – waren sein Hobby. Ob Großsegler, Kutter oder Fregatten, und manchmal auch (Passagier)Dampfer auf hoher See oder im Hamburger Hafen – seine Galerie am Köhlfleet Hauptdeich 2 liefert den gemalten Beweis. Eine breit gefächerte Bilder-Sammlung, entstanden auf der heimischen Staffelei, legt Zeugnis von diesem Können ab. In der Galerie ist nur ein Bruchteil all dessen zu sehen, was im Laufe von Jahrzehnten entstanden ist.
Einmal im Jahr – immer in der Adventszeit – führte Stroh eine Seebildverlosung für den guten Zweck durch, später erweitert durch Bilder weiterer Harburger Künstler oder auch Hafenrundfahrten. Aus dem Erlös der verlosten Seestücke – und da kam seine soziale Ader zum Vorschein – lud er alljährlich im Januar die Senioren aus dem Bodemannheim in eine der Finkenwerder Gaststätten zum zünftigen Grünkohlessen ein. 34 Jahre lang! Zum letzten Mal 2019. Den 35. Durchgang wollte er auf jeden Fall noch erreichen, doch dann kam 2020 die Pandemie dazwischen, und 2021 war Hinrich Stroh dann nicht mehr vergönnt.
Zeitgleich war die Galerie auch eine Heimat für historische Fotoaufnahmen aus Finkenwerder und natürlich von Schiffen aller Art, auch als maßstabgerechtes Modell. Er selbst war in Sachen Schifffahrt ein wandelndes Lexikon und wusste über Kutter, deren Eigentümer und Familien oder auch Fangfahrten bestens Bescheid. In seiner Jugend hat er gestandene Maler wie Eduard Bargheer oder Johannes Holst kennengelernt, die auf Finkenwerder an ihrem Werk arbeiteten, und ist von deren Schaffen mit Sicherheit nicht unbeeinflusst geblieben. Gerne blätterte er bis zuletzt in den Ausstellungskatalogen der von ihm bewunderten Maler.
In Erinnerung an Hinrich Stroh sen. wollen Witwe Luise und Sohn Hinrich (wie der Vater ebenfalls „Anstreicher“ und Maler – das Talent hat sich vererbt) in der Adventszeit wieder eine kleine Ausstellung in der Galerie durchführen, allerdings nur mit Bildern des jüngst verstorbenen – man darf sagen, Finkenwerder Urgesteins, von denen es nicht mehr viele gibt. Er kannte Finkenwerder wie seine eigene Westentasche. „Vielleicht lässt sich das eine oder andere Gemälde ja auch verkaufen und findet einen Liebhaber“, so Luise Stroh, denn es sind ja nicht wenige Arbeiten, die Hinrich sen. hinterlässt: Großformatige und Kleinformatige, Schiffe unter vollen Segeln, auf Reede, bei Seegang (Auch Wasserflächen wollen gemalt sein können!) oder bei Flaute…
Geöffnet ist die Galerie am 20. und am 21. sowie am 27. und 28. November, jeweils von 11 bis 18 Uhr. Eine Verlosaktion findet nicht statt, einen Kaffee oder ein sonstiges Getränk aber gibt’s für die hoffentlich zahlreichen Galerie-Besucher, die, in memoriam Hinrich Stroh. sen. eines seiner Seestücke erwerben. In zahlreiche Finkenwerder Haushalte würden sie wohl gut passen, stehen diese doch noch sehr oft in der Tradition dessen, was Finkenwerder über lange Zeit so bekannt gemacht hat: Fischfang. Es ist eine G2-Veranstaltung, der Impfnachweis muss mitgebracht werden.
