Fast ein Harburger Wunder

Foto: asklepios -Freude über das ausgezeichnete Examen: Lena Beister mit offizieller Urkunde Praxisanleiterin Katharina Knöll und Leitungsteam Britta Nottorf und Claudia Stellisch (v.l.n.r.)

Fast ein Harburger Wunder.

Pflege-Azubi gehört nach Schlaganfall zu Hamburgs Jahrgangsbesten.

Nach mehr als 2.100 Stunden Theorie, 2.500 Stunden Praxis und einer dreitägigen Prüfung darf sich Lena Beister seit November offiziell Gesundheits- und Krankenpflegerin nennen. Doch dass die Harburgerin jetzt in ihrem Traumberuf arbeiten kann, ist nicht selbstverständlich: Im Juni 2020 erlitt sie einen Schlaganfall, lag im Koma und fiel sechs Monate lang aus. Ihr Wille, die tatkräftige Unterstützung ihres Teams und eine elektronische Orthese haben der 21-Jährigen geholfen, ihre Ausbildung mit einem Notenschnitt von 1,3 abzuschließen – damit gehört die Harburgerin zu Hamburgs Jahrgangsbesten.
Lena Beister ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, als sie plötzlich unter starken Kopfschmerzen leidet. Die junge Frau denkt an Migräne, geht nicht zum Arzt – mit beinahe fatalen Folgen. „Ich habe extrem Glück gehabt, dass mein Freund mich rechtzeitig gefunden und den Notarzt gerufen hat. An einen Schlaganfall habe ich in meinem Alter überhaupt nicht gedacht“, erzählt die gebürtige Buchholzerin. Es folgen Notaufnahme, Intensivstation und Reha – ein halbes Jahr fällt Beister mitten in der Ausbildung aus. „Auf einmal konnte ich meine rechte Körperhälfte nicht mehr bewegen und erlebe, wie unsicher und hilflos sich unsere Patienten fühlen. Du weißt in so einer Situation nicht, ob es wieder so wird wie vorher und worauf du dich einstellen musst“, beschreibt Beister die Zeit nach ihrem Schlaganfall. Zurückgekämpft hat sie sich auch mit der tatkräftigen Unterstützung der Abteilung Ausbildung und des Pflegeteams der Orthopädie und Unfallchirurgie im Asklepios Klinikum Harburg – und die Ausbildung in der vorgegebenen Zeit von drei Jahren gemeistert. „Für uns war die plötzliche Erkrankung von Lena ein großer Schock. Auf ihrem Weg zurück in den Arbeitsalltag hat sie deswegen das gesamte Team unterstützt. Unsere Praxisanleiterin Katharina Knöll hat einen großartigen Job gemacht, sich viel Zeit genommen und erklärt – auch die anderen Kollegen haben sich noch nach der Arbeit mit Lena zusammengesetzt und mit ihr geübt. Für mich macht das Pflege aus: In Krisen zusammenstehen und füreinander da sein. Ich bin dankbar für mein tolles Team“, so Claudia Stellisch, Stationsleitung der Orthopädie und Unfallchirurgie.

Start im Traumjob und Lieblingsteam dank Orthese.

Nach ihrem Examen Ende Oktober hat Lena Beister sich für eine Teilzeitstelle im Team von Claudia Stellisch entschieden. „Das Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie macht mir schon immer Spaß und das Team hier ist toll. An meinem Job gefällt mir besonders, wenn ich Patienten in schweren Stunden begleiten und unterstützen kann. Ein Bürojob, das wäre gar nichts für mich. Ich mag, dass man im Dienst auf Station so viel unterwegs ist, sich immerzu bewegt“, erzählt die Gesundheits- und Krankenpflegerin. Dass sie sich weitestgehend normal bewegen kann, verdankt sie einer Orthese, die ihre geschädigten Nerven im Bein durch elektronische Impulse stimuliert. Damit ihre rechte Körperhälfte wieder voll funktionsfähig wird, erhält Beister weiterhin regelmäßig Physiotherapie, im kommenden Jahr ist ein Aufenthalt in der Reha geplant. „An meiner Gesundheit arbeiten, im Job ankommen – das sind meine Vorsätze fürs kommende Jahr. Später möchte ich dann die Weiterbildung zur Praxisanleiterin machen. Ich habe selbst erlebt, wie wichtig gute Unterstützung ist – das möchte ich weitergeben“, blickt die Harburgerin optimistisch in die Zukunft.