Endlich wieder Gesicht zeigen.
Wie geht es weiter nach der Pandemie?.
(gd) Süderelbe. In der Zeit der Pandemie haben viele Kleinunternehmer ihre Kreativität bewiesen, um Umsätze zu halten und ihr Geschäft zu sichern. Viele wollen die neuen Businessmodelle sogar beibehalten. Vor allem in der Gastronomie gab es drastische Maßnahmen, die die Unternehmer hart getroffen haben. Restaurants mussten vorübergehend komplett schließen und auch nach der Wiedereröffnung läuft der Betrieb vielerorts wegen strenger Hygieneauflagen und Abstandsregelungen noch nicht wie vorher. Bei vielen der anderen Kleinunternehmer hingegen bewährten sich die Anpassungen des Geschäftsmodells auch über die Hochphase der Pandemie hinaus. Rund ein Viertel aller befragten Klein- und Kleinstunternehmer wollen sie auch nach der Corona-Pandemie beibehalten. Andere Geschäftsinhaber möchten diese Änderungen hingegen zukünftig wieder einstellen und ihr Business so betreiben, wie sie es vor der Pandemie getan haben.
Die Corona-Pandemie hat unser aller Leben und in großen Teilen auch die Geschäftswelt verändert. Vier Unternehmer sehr unterschiedlicher Branchen aus dem Süderelberaum haben sich geäußert, wie sie die schwierigen Zeiten überstanden haben und was sie sich für die Zeit nach Corona erhoffen.
Erst Anfang des Jahres hat die Floristin Carola de Jongh ihr neues Geschäft in Neugraben eröffnet. In den ersten beiden Monaten konnte sie nur telefonische Bestellungen entgegen nehmen und der Kundschaft die Ware zur Abholung bereitstellen. „Seit dem 8. März haben wir unser Geschäft geöffnet und können unsere Kunden – natürlich unter Einhaltung der Hygienevorschriften – endlich direkt bedienen“, so Carola de Jongh. Da die Inzidenzzahlen derzeit nahezu täglich fallen, hofft die Floristin, nun auch bald ihr angestrebtes Geschäftsmodell umsetzen zu können. „Wir möchten unseren Kunden die Gelegenheit geben, sich hier in unseren Geschäftsräumen inspirieren zu lassen, sich mal für einen Moment hinzusetzen und vielleicht auch eine Tasse Kaffee bei uns zu trinken. Auch wünsche ich mir, schon bald meine angekündigten Workshops wahr werden zu lassen – und endlich ohne Maske wieder Gesicht zeigen zu können.“
Ganz andere Töne hingegen sind von Christa Hauschild, Inhaberin des Fachgeschäftes „Hauschild – der Zweirad-Experte“ in Neu Wulmstorf zu hören. Nicht die Vergangenheit, sondern die Zeit nach Corona bereitet ihr Kopfzerbrechen. Das Geschäft mit Fahrrädern und E-Bikes boomte während der Pandemie. „Es wird immer schwieriger, ausreichend Ware zu bekommen. An neuen Fahrrädern mangelt es nicht, wir mussten sogar zusätzlichen Lagerraum dafür anmieten. Zubehör und Ersatzteile jedoch kommen überwiegend aus dem asiatischen Raum. Und hier gibt es momentan extreme Lieferengpässe“, beklagt die Geschäftsinhaberin. Rückblickend stellt Christa Hauschild fest: „Unseren Werkstattbetrieb konnten wir nahezu ungehindert laufen lassen. Aber der Handel war vorübergehend nur online möglich. Ich bin allerdings auch meinen Mitarbeitern sehr dankbar, denn sie haben in den letzten Monaten sehr viel Flexibilität bewiesen. Nachdem wir unser Geschäft wieder für eine jeweils begrenzte Anzahl von Kunden öffnen durften, mussten andere Kunden vor der Tür oftmals lange warten, bis wir ihnen endlich Einlass gewähren konnten. Auch für uns war diese Situation recht belastend.“
Während sich Fahrräder und E-Bikes noch relativ einfach online verkaufen lassen, sieht es im Automobilhandel schon ganz anders aus, wie Geschäftsführer Claudio Vedovelli vom Autohaus Vedovelli in Neu Wulmstorf feststellt. „Jemand, der sich ein neues oder auch gebrauchtes Auto kaufen möchte, der will natürlich vorher auch mal drin gesessen und eine Probefahrt gemacht haben. Das war in den letzten Monaten jedoch nicht möglich – und selbstverständlich hat unser Autohaus darunter auch gelitten. Jeder Verkauf, den wir während dieser Zeit über das Internet abwickeln, ist gleichzeitig mit einem Risiko verbunden. Für alle Online-Geschäfte gilt ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Stellt der Käufer innerhalb der zwei Wochen fest, dass ihm das Auto doch nicht gefällt, so kann er es einfach wieder zurückgeben – und wir bleiben zunächst einmal auf den damit verbundenen Kosten sitzen“, so Claudio Vedovelli. „Wenn andere Unternehmen vielleicht auch etwa Positives aus der Krise mitnehmen können, so trifft dies leider nicht auf uns zu. Wir hoffen, dass diese Krise bald ein Ende findet und wir wieder genau so wie in vergangenen Zeiten unseren Geschäften ungehindert nachgehen können“, schließt der Geschäftsführer.
Man kann nicht unbedingt behaupten, dass Kai Mecklenburg mit seinem Feinkostgeschäft zu den großen Profiteuren der Corona-Krise gehört, doch Grund, sich ernsthaft zu beklagen, hat der Geschäftsmann aus Neugraben auch nicht, wie er selbst verrät. „Natürlich ist es auch für uns nicht schön, ständig mit der Maske vor Mund und Nase herumlaufen zu müssen“, stellt er fest. Doch da Restaurants und Gaststätten lange Zeit keine Gäste empfangen durften, haben viele Menschen das Bedürfnis nach gutem Essen eben zuhause befriedigt. „Wir haben daher unseren ohnehin schon bestehenden Lieferservice noch etwas intensiviert“, erklärt Kai Mecklenburg, „doch die bei der Kundschaft immer so beliebten Weinverköstigungen mussten wir zunächst leider einstellen – auch sehr zum Leidwesen einiger unserer Kunden.“ Inzwischen können schon wieder bis zu 10 Personen das Feinkostgeschäft in der Neugrabener Marktpassage betreten. „Wir müssen allerdings streng darauf achten, dass die Hygienevorschriften stets eingehalten werden. Denn auch das Ordnungsamt sieht schon mal etwas genauer hin“, lässt der Geschäftsinhaber wissen. Auch verheimlicht er nicht, dass besonders in der ersten Zeit der Krise die Angst vor einer Ansteckung sowohl bei den Kunden als auch seinem Verkaufspersonal stets und nicht zu Unrecht eine große Rolle gespielt hat.
