„Branche nicht opfern“

„Branche nicht opfern“.

Gewerkschaft NGG warnt vor massiven Folgen für die Gastronomie.

Vor dem Hintergrund der in Berlin beschlossenen Schließung der Gastronomie warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) vor massiven Folgen für die Branche in Hamburg. „Der Senat sollte sich die Situation im Gastgewerbe genau angucken und die Pläne für die Hansestadt überdenken. Zahlen des Robert-Koch-Instituts zeigen, dass Gaststätten und Restaurants zuletzt keine Infektionsherde waren – im Gegensatz etwa zu privaten Feiern“, so Silke Kettner, Geschäftsführerin der NGG-Region Hamburg-Elmshorn.
Die Gewerkschafterin ruft die Politik zu einem differenzierten Vorgehen auf. „Skandale wie im Schanzenviertel, wo Gäste fehlerhafte Kontakte hinterlassen haben, stehen keinesfalls für die ganze Branche“. Es müsse unterschieden werden zwischen Gaststätten, die die Hygienevorgaben penibel einhielten und solchen, die es damit nicht so genau nähmen. „Wenn etwa das Stammlokal auf Abstandsregeln und Maskenpflicht achtet, dann ist das Infektionsrisiko beim Abendessen dort sehr gering“, betont Kettner.
Einen erneuten Lockdown für das gesamte Gastgewerbe könnten viele der rund 4.000 Betriebe in Hamburg mit ihren mehr als 55.000 Beschäftigten nicht verkraften. „Niemand will, dass Gaststätten wie in Ischgl zum Corona-Hotspot werden. Aber die Politik muss abwägen, wo Schließungen wirklich Sinn machen. Es darf keine ganze Branche pauschal geopfert werden“, so die NGG. Kettner verweist auf die langfristigen Folgen. Wenn ein Großteil der Gastronomiebetriebe pleite gehe, dann verändert sich auch Stadtbild.
Mit der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, Soforthilfen sowie der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes hätten Bund und Länder dem Gastgewerbe zwar bereits unterstützt. „Doch die Mittel werden nicht ausreichen, damit die Branche den Winter übersteht. Hier muss deutlich nachgelegt werden. Andernfalls drohen ein Gastro-Sterben und eine Entlassungswelle ungekannten Ausmaßes“, so Kettner weiter. Kellner, Köche, aber auch Hotelangestellte hätten große Sorgen. Viele von ihnen könnten mit dem Kurzarbeitergeld gerade einmal die Miete zahlen.