Besserer Hochwasserschutz durch Deicherhöhung

Fotos: skyfish -Der Klütjenfelder Hauptdeich (mi.) am Spreehafen ist Teil des Wilhelmsburger Ringdeichs

Besserer Hochwasserschutz durch Deicherhöhung.

Mehr Aufenthaltsqualität am Klütjenfelder Hauptdeich.

Der Klütjenfelder Hauptdeich wurde seit 2019 auf einer Länge von zwei Kilometern im Auftrag der Umweltbehörde durch den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) baulich um 80 Zentimeter erhöht. Damit passt die Stadt den wichtigen Ringdeich, der Wilhelmsburg schützt, dem zu erwartenden klimabedingten Meeresspiegelanstieg an. Gleichzeitig ist die Aufenthaltsqualität am Spreehafen durch neue Fuß- und Radwege sowie Sitzgelegenheiten deutlich erhöht worden. Umweltsenator Jens Kerstan und Verkehrssenator Anjes Tjarks haben am Montag den fertiggestellten Abschnitt freigegeben.
Der Klütjenfelder Hauptdeich am Spreehafen entlang des Potsdamer und Berliner Ufers ist Teil der etwa 103 km langen, öffentlichen Hauptdeichlinie Hamburgs. Für die Erhöhung des Deiches musste das bestehende Bauwerk fast komplett abgetragen und neu aufgebaut werden. Das Besondere an dem jetzt eröffneten Deichabschnitt ist, dass er direkt am Wasser liegt und landseitig an eine Hauptverkehrsstraße grenzt. Im Norden schließt er an den Spreehafen und im Süden an die Harburger Chaussee an. Die Planer mussten daher eine Möglichkeit finden, den Deich zu erhöhen, ohne ihn zu verbreitern. Durch geschickte Anordnung einer Stützwand, die den Erdkörper des Deiches zum Spreehafen hin abfängt, wurde der Deich auf einer Länge von zwei Kilometern durch einen Aufbau verstärkt, der einer Sitzbank ähnelt. So konnte das Platzproblem gelöst und gleichzeitig die Aufenthaltsqualität auf der Wasserseite deutlich verbessert werden. Zusätzlich wurden im Zuge der Deicherhöhung die binnenseitige Deichverteidigungsstraße zur Radwegenutzung hergerichtet und ein auf der Deichkrone verlaufender Fußweg neu gebaut.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, sagte am Montag: „Etwa 325.000 Menschen leben in Hamburg in sturmflutgefährdeten Bereichen und werden durch die Hauptdeichlinie geschützt. Der Klütjenfelder Hauptdeich ist ein besonders geschichtsträchtiger Deichabschnitt des Ringdeiches um Wilhelmsburg und mit der jetzt fertiggestellten Erhöhung um 80 Zentimeter haben wir den Schutz der Bevölkerung vor Sturmfluten weiter verbessert. Hamburg investiert angesichts des Klimawandels und des damit einhergehenden Meeresspiegelanstiegs jährlich 20 bis 30 Millionen Euro in den Hochwasserschutz. Die nötigen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und der Klimaschutz sind eine Daueraufgabe mit durchgehend hoher Priorität.“ Verkehrssenator Anjes Tjarks führte seinerseits aus: „Deiche als Linienbauwerke haben neben der schützenden immer auch eine verbindende Funktion. An vielen Stellen Hamburgs werden Hochwasserschutzanlagen bereits für den Fuß- und Radverkehr genutzt. Am Klütjenfelder Hauptdeich ist das in hervorragender Weise gelungen. Mehr Aufenthaltsqualität, mehr Sicherheit und mehr Schutz in Zukunft!“
Auf der Elbinsel Wilhelmsburg leben heute über 54.000 Menschen in einem von Sturmfluten besonders gefährdeten Gebiet. Für sie wie für weite Teile Hamburgs ist ein wirksamer Hochwasserschutz von herausragender Bedeutung. Dies lehrte nicht zuletzt die Sturmflut 1962 auf schmerzhafte Weise. In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 brach der Klütjenfelder Hauptdeich an insgesamt sechs Stellen. In der Folge wurde fast ganz Wilhelmsburg überflutet. Unmittelbar auf und am Deich befanden sich damals Schrebergärten und eingeschossige Behelfsheime, in denen viele Vertriebene und Ausgebombte untergebracht waren. Allein in Wilhelmsburg kamen in dieser Nacht 222 Menschen ums Leben.
Um eine solche Katastrophe zukünftig zu verhindern, wurden die öffentlichen Hochwasserschutzanlagen Hamburgs seither stark ausgebaut und werden ständig an die zu erwartenden klimabedingten Veränderungen angepasst. Zuletzt hat der Senat 2012 neue Bemessungswasserstände festgelegt. Zur Ertüchtigung der Hochwasserschutzanlagen an die neuen Bemessungswasserstände wurde ein Bauprogramm im Volumen von etwa 550 Millionen Euro aufgelegt. Die Erhöhung der ersten Abschnitte des Klütjenfelder Hauptdeichs auf einer Länge von fast zwei Kilometern ist ein Baustein dieses Bauprogramms. In den nächsten Jahren werden weitere Baumaßnahmen am Kreetsander, Reiherstieg, Buschwerder und Obergeorgswerder Hauptdeich folgen. Die Erhöhung der verbleibenden rd. 70 Meter des Klütjenfelder Hauptdeiches in Richtung S-Bahn-Veddel findet im Anschluss an die derzeitigen Arbeiten der Deutschen Bahn an der Venloer Brücke (voraussichtlich im Jahr 2026) statt.