Wilhelmsburger Windmühle Johanna ungewohnt nackt

Zimmerermeister Merlin Beecken bei der Demontage der Galerie der Windmühle Foto: au

Wilhelmsburger Windmühle Johanna ungewohnt nackt.

Sanierung der Galerie gestartet.

Da wird der ein oder andere Spaziergänger sich in den kommenden Tagen und Wochen verwundert die Augen reiben: Irgendetwas hat sich verändert an der Wilhelmsburger Windmühle Johanna! Derzeit kommt sie ein wenig nackt daher, denn in der vergangenen Woche wurde die Galerie abmontiert. Der Grund: Das Holz ist durch Pilz- und Schädlingsbefall morsch geworden, die Galerie bereits seit 2019 für Besucher gesperrt.
Nach zwei Jahren Planung konnte nun vergangene Woche die Sanierung der Galerie starten. „Neben der neuen Galerie steht auch noch die Wiederherstellung einen weiteren Mahlsteins auf dem Programm sowie weitere kleine Maßnahmen“, verrät Carsten Schmidt, 1. Vorsitzender des Wilhelmsburger Mühlenvereins. Auf rund 125.000 Euro belaufen sich die Gesamtkosten der Maßnahmen. Circa 100.000 kommen dabei aus dem Quartiersfond des Bezirkes Hamburg-Mitte, 8.000 Euro aus der NUE-Stiftung/Bingo-Lotterie, 4.000 Euro gibt der Denkmalschutz dazu und der Rest wird mit Eigenleistung finanziert.
Mit der Winsener Mühlenbaufirma Pätzmann und Zimmerermeister Merlin Beecken und seinen Kollegen von der Zimmerei Balck hat der Wilhelmsburger Windmühlenverein die richtigen Experten an der Seite. Expertise, die bei der Sanierung enorm wichtig ist, denn die 1875 erbaute Wilhelmsburger Windmühle ist denkmalgeschützt. Dementsprechend muss die Galerie wieder aufgebaut werden. „Wir nehmen die einzelnen Teile ab, skizzieren sie und bauen sie dann originalgetreu wieder auf“, erklärt Beecken. Dafür verwenden die Zimmerer Eichenholz, das unter Berücksichtigung des forstwirtschaftlichen Mondkalenders gefällt wurde, sogenanntes Mondholz. Diesem Holz werden besondere Qualitäten hinsichtlich seiner Stabilität, Haltbarkeit, Feuerbeständigkeit, Härte, Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge nachgesagt. Fertiggestellt werden soll die Galerie bis April, dann wird sie wieder angebracht.
Bis dahin bleiben auch die Mitglieder des Mühlenvereins nicht untätig. „Zwar ist es aufgrund der Corona-Pandemie noch ungewiss, wann es wieder weitergeht mit der Mühle, aber alles, was wir jetzt machen, läuft auf den Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag, dem 24. Mai, hin. Nach jetzigen Planungen soll der stattfinden“, gibt sich Carsten Schmidt hoffnungsvoll. So oder so sind Schmidt und seine Mitstreiter sehr froh darüber, dass es nun endlich weitergeht mit den Maßnahmen. Denn dann besteht wieder die Möglichkeit, Besuchergruppen wie Schulklassen die Mühle im Betrieb zu zeigen.
1875 erbaut, ist die Windmühle Johanna heute das Wahrzeichen Wilhelmsburgs. Stillgelegt wurde sie 1961. Dass sich ihr Windkraftrad auch heute noch dreht, ist dem Windmühlenverein Wilhelmsburg zu verdanken, der 1992 gegründet wurde. Der Verein zählt heute über 500 Mitglieder und ist damit der mitgliederstärkste Mühlenverein Hamburgs. Neben dem Erhalt und dem Betrieb der Windmühle hat der Verein das Gebäude zu einer wichtigen kulturellen Institution in Wilhelmsburg entwickelt. Grundschulklassen lernen vor Ort, wie aus Körnern Brot wird, Hochzeitspaare feiern in dem historischen Ambiente ihre Hochzeit und im Mühlenladen kann Mehl aus eigener Produktion gekauft werden.