Wieder durchgehend freie Fahrt im Ehestorfer Heuweg

Bergwerks-Experte Rolf Weiss (in Uniform) erläuterte den Besuchern der Aktion einige wichtige Details zum Bergwerk „RobertshallÒ Foto: mk

Wieder durchgehend freie Fahrt im Ehestorfer Heuweg.

Bürgerinitiative feierte inoffizielle Wiedereröffnung.

Da staunten die Autofahrer im Ehestorfer Heuweg am 1. Juli nicht schlecht: Kaum war die Trasse nach Jahren des Umbaus und der Sperrungen am 30. Juni freigegeben, da wurde sie schon wieder dicht gemacht. Mehrere Personen spannten gegen 11 Uhr ein Flatterband quer über die Straße auf Höhe des Denkmals des ehemaligen Bergwerkes „Robertshall“. Dahinter nahmen einige Menschen Aufstellung. Nichts ging mehr. Waren Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ am Werk? Nein. Mitglieder und Unterstützer der Bürgerinitiative „Ehestorfer Heuweg“ wollten die Wiedereröffnung der Straße inoffiziell feiern. Dazu hatten sich rund 100 Personen am Bergwerks-Denkmal versammelt. Von Hamburger Seite waren keine Behördenvertreter wie beispielsweise vom Landesbetrieb Straßen, Brücken Gewässer (LSBG) anwesend. Das war auch gut so, sonst hätten sie sich viel Kritik und Spott anhören müssen. Der Ortsbürgermeister von Ehestorf-Alvesen, Axel Krones, wies in einer bissigen Rede auf die Versäumnisse des LSBG hin. Dieser habe sage und schreibe acht Jahre die grundlegende Modernisierung des Ehestorfer Heuweges geplant – ohne dass nur ein LSBG-Vertreter vor Ort gewesen wäre. Prompt stellte sich eine Panne nach der anderen ein. Während der jahrelangen Bauarbeiten wäre die Koordination zwischen Hamburg und Niedersachsen schlecht gewesen. Auch die Kommunikation des LSBG mit den Anwohnern des Ehestorfer Heuweges hätte zu wünschen übrig gelassen. Das Hauptärgernis wären die über die Köpfe der Bürger verfügten Vollsperrungen des Ehestorfer Heuweges gewesen. Ohne die Folgen für wirtschaftliche Existenzen zu bedenken, ohne Rücksicht auf die medizinische Versorgung der Anwohner durch Pflegedienste zu nehmen oder Gedanken daran zu verschwenden, welche großen Umwege durch die Sperrung den Anwohnern aufgebürdet werden, listete Krones auf. Der Gipfel der Unzulänglichkeit, so Krones, stellte das Unterschätzen der nicht professionell verfüllten Stollen unter dem Ehestorfer Heuweg dar. Schon 2017 hätte der Bergwerks-Experte Rolf Weiss auf die Gefahren hingewiesen. Man könne von Glück sagen, dass beim metertiefen Einsturz des Stollens niemand zu Schaden kam. Rund 800 Tonnen Zement wären nötig gewesen, um die Stollen zu verfüllen. Die Bürgerinitiative hatte versucht, auf den LSBG einzuwirken. Vorschläge zur Vermeidung der Vollsperrung mittels eines Blockverkehrs wurden vom LSBG beiseite gewischt. Zahllose Sitzungen mit Vertretern der zuständigen Behörden habe es gegeben. Man habe auch Treffen mit dem damaligen niedersächsischen Wirtschaftsminister Bernd Althusmann und dem Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann gehabt. Ergebnis: Null. Ein Fackelmarsch der Bürgerinitiative auf der Cuxhavener Straße 2019 lenkte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Thema. Wenigstens die erste Vollsperrung konnte man verhindern. Die Lösung mittels Blockverkehr bewährte sich. Die zweite Vollsperrung wurde vom LSBG dagegen durchgezogen.
Die Lehre aus all dem: Hamburg muss lernen, effizienter zu arbeiten, erklärte Krones. Sagte es und schritt mit einigen Unterstützern der Initiative auf die niedersächsische Seite des Ehestorfer Heuweges. Hier wurde das Flatterband medienwirksam durchschnitten, während die Autofahrer geduldig warteten. Laut Krones habe es das Polizeikommissariat 47 in Neugraben der Bürgerinitiative untersagt, das Prozedere der nichtoffiziellen Wiedereröffnung auf Hamburger Seite durchzuführen. Bei Missachtung hätte man ein Verfahren am Hals gehabt. Deswegen wich man auf die niedersächsische Seite aus, verriet Krones.