Von Glauben und Freiheit

pm -Eugen Drewermann: Der streitbare Theologe Psychoanalytiker Friedensaktivist und Schriftsteller hielt einen Vortrag mit dem Thema „Von Glauben und FreiheitÒu00a0in der St. Johanniskurche

Von Glauben und Freiheit.

Eugen Drewermann war Gast in Harburg.

Wie der buchstäbliche Fels in der Brandung stand er da, unbewegt und aufrecht, wie eine Eins, mit klarem Blick und dozierte mit fester Stimme – die Routine war nicht zu überhören – eine Stunde und 15 Minuten: Eugen Drewermann, mittlerweile 80, fesselte am Dienstagabend seine Zuhörerschaft in der beinahe bis auf den letzten Platz gefüllten St. Johanniskirche (Ausnahme: die Empore). Der Theologe – den alten Herren fröstelte etwas in der gut geheizten Kirche in der Bremer Straße – legte Winterjacke und Schal nicht ab, war innerlich aber – wen überraschte es – mit unverändert heißem Herzen, ja beinahe missionarisch in eigener Sache unterwegs. Sein Thema: „Von Glauben und Freiheit.“
Bunte Bilder aus dem Alltag, für jedermann nachvollziehbar, bemühte der Autor zahlreicher Bücher in diesen 105 Minuten. Seine Fans und Verehrer die er durchaus auch in der protestantischen Welt hat, fesselte der unverändert umstrittene und suspendierte römisch-katholische Priester (der dann konsequenterweise 2005 aus seiner Kirche ausgetreten ist) von der ersten bis zur letztem Minute. Zunächst noch etwas verhalten, redete sich Drewermann schnell warm, gestikulierte wie der sprichwörtliche Südländer (schade, dass für das Mikrophon kein Ständer vorhanden war), bemühte manchmal auch den erhobenen Zeigefinger und belegte seine Aussagen – in freier Rede vorgetragenn – mit den entsprechenden Bibelstellen, ließ Lukas, Markus, Moses und & Co. zu Wort kommen – und Jesus. Nicht selten wendete sich der Psychoanalytiker auch direkt an sein Publikum. „Sie selber wissen es ja aus eigener Erfahrung – Sie haben das selbstberlebt – Sie kennen es aus dem Alltag – waren Sätze, mit denen der Routinier es verstand – ohne dass die Routine durchgeschlagen hätte – die Anwesenden in seine Ausfühührungen einnzubinden, sie an die Hand zu nehmen, und ja, sie mitnahm, in seine Welt der tiefenpsychologischen Exegese, voller Gleichnisse aus dem Hier und Heute. Und wenn in der Regel bei Vorträgen nach spätestens 30 Minuten die ersten beginnen sich zuerst verhalten und dann zusehends nicht überhörbar zu räuspern und mit Hustenbonbons rascheln – bei diesem Mann, der sich über eine Stunde trotz seines fortgeschrittenen Alters und des angebotenen Stuhles nicht vom Fleck rührte, blieb das aus. Das Auditorium hing förmlich an seinen Lippen und man konnte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören, bis zum Punkt hinter seinem letzten Satz.
Michael Schade vom Café Refugio hatte Drewermann eingeladen, nachdem dieser bereits im vergangenen Jahr für einen übervollen Gemeindesaal von St. Johannis gesorgt hatte. Er stellte Drewerman mit dem Satz „Er hat den Menschen etwas zu sagen was sie berührt“ vor. Er sei ein von der katholischen Kirche verkannter Prophet, zitierte er einen Hildesheimer Bischof. Drewermann sprach von der Person und Botschaft Jesu, wie dieser sie durch die Gassen von Galiläa getragen hatte, ohne Rücksicht auf Verluste – um den Preis des eigenen Lebens.