Towers in München ausgebremst

Towers in München ausgebremst.

Hanseaten stellten sich selbst ein Bein.

Manch einer hatte – zumal nach dem Heimsieg der Towers gegen den Tabellenzweiten Crailsheim – auch einen Sieg gegen den Titel-Mitfavoriten nicht gänzlich ausgeschlossen und mit einer Überraschung im Audi Dom liebäugelt. Doch es kam ganz anders. Die Basketballer aus Wilhelmsburg erwischten einen rabenschwarzen Tag und fanden zu keiner Zeit Zugriff auf das Spiel. Bayern München fuhr an der Isar einen zu keinem Zeitpunkt gefährdeten 85:71 Sieg ein. Head-Coach Pedro Calles nach dem Spiel: „Gratulation an Bayern München. Sie haben ihren Gameplan heute sehr solide umgesetzt. Es war eines unserer Ziele das zu unterbinden, allerdings haben wir das nicht geschafft. Hinzu kommt, dass wir jedes Mal, wenn uns ein Lauf gelungen ist, Bayern München mit eigenen Fehlern einfache Körbe erlaubt haben. Wir haben bis zum Schluss gekämpft, aber die Münchener haben ihre Vorteile weiterhin ausgespielt. So hatten wir in der letzten Minute keine Chance mehr auf den Sieg.“
Wenn es ein Trost ist: Letztes Jahr trennten beide Teams nch der 55:111 Niederlage 56 Punkte. Das war diesmal ganz an am 13. Spieltag der Saison 20/21 begegneten sich die Hamburg Towers und der FC Bayern München als Tabellennachbarn. Und in der Tat: Bayern München (Platz 4/18 Punkte) und die Towers (Platz 6/16 Punkte) trennen in der Tabelle nur ganze zwei Punkte. Davon haben nur wenige Fans vor Beginn der Spielzeit zu träumen gewagt.
Letztlich verloren die Towers am Sonntag auch etwas unglücklich nach vierzig kämpferischen Minuten gegen die sehr routinierten und Tempo bestimmenden Gastgeber. Ein letzter Run im vierten Viertel brachte die Hamburger kurz vor Schluss auf neun Punkte heran. Drei gelungene Drei-Punkte Würfe hätten den Gleichstand bedeutet, doch die Verteidigungder Gäste, die sich gerade in der Schlussphase allzuleicht austricksen ließ, besiegelten schließlich diese Niederlage. Mehr wäre möglich gewesen, zumal es für die Bayern das vierte Spiel binnen weniger Tage war. Mehr noch. Sie mussten auf gleich fünf verletzte Stammspieler verzichten, ebenso wie auf ihren aus familiären Gründen fehlenden Head-Coach. Allein die Hanseaten fanden zu keinem Zeitpunkt ein Mittel um den 2,07 Mann (110 Kg) Jalen Reynolds zu su stoppen, und auch dessen Teamgefährte und Ex-NBA Spieler Paul Zipser bekamen sie nicht in den Griff. Mehr noch: In den eigenen Reihen stand der bisher überzeugende Center Mike Kotsar mit einer Ausbeute von mageren sechs Punkten vollkommen neben sich. Darüber hinaus gelang es dem Calles-Team diesmal nicht, seinen Gegner auch nur ansatzweise unter Druck zu setzen Es fehlte jegliches Überraschungsmoment – eine Einladung für die Bayern, die, ohne zu glänzen, einen ungefährdeten Sieg in einem sehr fairen Spiel mit auffällig wenigen Freiwürfen einfuhren. Das allerdings legt auch Zeugnis von der verhaltenen Aggressivität der Hanseaten ab. Dazu gesellten sich gleich drei Schrittfehler von Guard Jordan Swing (immerhin 15 Punkte), während Kameron Taylor, an diesem Tag auch ein Schatten seiner selbst, gleich zweimal die Auslinie berührte – Unkonzentriertheiten, die ein Übriges taten, ebenso wie die – zu vielen – Ballverluste. Lediglich der Spielmacher T.J. Short (15 Punkte) brachte die Hanseaten ein ums andere Mal zurück ins Spiel.
In ihren weißen Heimtrikots waren die Towers in den Nord-Süd-Gipfel gestartet und konnten den ersten Spielabschnitt noch ausgeglichen gestalten. Das Guard-Duo um TJ Shorts und Jordan Swing sorgte zwischenzeitlich gar für eine Führung (15:16/ 9. Minute). Dennoch schafften es die Hamburger nicht, dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken. Zu oft standen sich die Towers selbst im Weg und schenkten durch eigene Fehler das Momentum wieder her. Pausenstand 48:37 für die Hausherren. Nach der Pause drosselten die Münchener das Tempo weiter. Fast vier Minuten dauerte es, bis Kapitän Bryce Taylor für die Hamburger erfolgreich war (53:39/ 24. Minute).
Neuzugang Johannes Richter, Justus Hollatz und Shorts versuchten zwar aufs Tempo zu drücken und machten das Punktepolster einstellig (62:54/ 30. Minute). Profitieren konnten die Towers davon zunächst nicht. Ein viertelübergreifender 9:0-Run des FC Bayern München sorgte wieder für ein deutliches Soll (71:54/32. Minute). Die Towers waren drauf und dran für eine überaus heiße Schlussphase zu sorgen. Doch stattdessen blieben die Hausherren cool und brachten die Partie mit zwei Dreiern von Flaccadori routiniert zu Ende.
Justus Hollatz stellte nach der Schluss-Sirene fest: „Ich denke, wir haben uns heute ein bisschen selbst im Weg gestanden. Wir haben es immer wieder geschafft heranzukommen, dann aber Fehler gemacht, von denen Bayern profitiert hat. Da ist es dann schwer gegen eine Mannschaft wie München nochmal heranzukommen.“ Bei alledem ist es trotzdem – wie der Tower Marvin Ogunsipe es formulierte – keine Schande gegen den FC Bayern München zu verlieren. Am Wochenende heißt der nächste Gegner dann Frankfurt.