Stühlerücken nach der Bundestagswahl

Die Gerüchteküche brodelt ± Wird Ralf Neubauer der neue Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte? Foto: ein

Stühlerücken nach der Bundestagswahl.

Wird Ralf Neubauer neuer Bezirksamtsleiter?.

Als eine „Achterbahn der Gefühle“ beschreibt Christoph de Vries auf seiner Facebook-Seite den vergangenen Wahlsonntag. Der Direkt-Kandidat der CDU im Wahlkreis 18, zu der auch Finkenwerder und die Veddel gehören, ging zu Bett mit der Gewissheit, nicht mehr dem Bundestag wie in den vergangenen vier Jahren anzugehören. Als CDU-Direktkandidat musste der 46-Jährige eine herbe Wahlschlappe einstecken. Konnte er 2017 noch 24,2 Prozent der Wählerstimmen für sich gewinnen, machten vergangenen Sonntag nur noch 13,1 Prozent das Kreuz bei Christoph de Vries. Damals wie heute konnte sich de Vries in seinem Wahlkreis nicht gegen die SPD-Kandidaten durchsetzen. Erst am Montag erfuhr der Politiker, dass er auch diesmal wieder über die CDU-Landesliste in den Bundestag einziehen durfte.
Einen wesentlich entspannteren Wahlabend konnte Falko Droßmann verleben. Für den bis dato amtierenden Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte und SPD-Direktkandidat stand schon am Wahlabend fest, dass er mit 33,2 Prozent (+ 2,3 Prozent) der Wählerstimmen nach Berlin geht und damit die Nachfolge von Johannes Kahrs antritt. Dementsprechend groß war die Freude. „Vielen Dank für eure Stimmen. Ich bin sehr überwältigt und freue mich über das Ergebnis. Danke an alle, die mich in den letzten Wochen unterstützt haben“, bedankte sich Droßmann über die sozialen Netzwerke. Manuel Muja konnte das Ergebnis der Grünen nahezu verdoppeln. Er kam auf 26 Prozent (+ 13,1), David Stoop von Die Linke. hingegen musste Verluste von -4,8 Prozent verkraften und erreichte 9,1 Prozent. Die FDP mit James Blum legte leicht zu auf 8,1 Prozent (+1,6) und die AfD verlor mit Nicole Jordan als Direktkandidatin 2,4 Prozentpunkte und kam auf 4,9 Prozent.
Aber nicht nur in Berlin sortiert man sich derzeit neu, auch in Wilhelmsburg beziehungsweise im Bezirk Hamburg-Mitte beginnt nun das große Stühlerücken. Mit der Wahl von Falko Droßmann als Bundestagsabgeordneter wird der Stuhl des Bezirksamtsleiters in Hamburg-Mitte frei. Hieß es im Sommer dieses Jahres noch zuerst, dass der SPD-Bezirksfraktionsvorsitzende Tobias Piekatz diesen wichtigen Posten übernehme, kursierten kurz danach schon Gerüchte, dass auch der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ralf Neubauer aus Finkenwerder, seit Februar 2020 in der Hamburgischen Bürgerschaft, seinen Hut in den Ring geworfen habe. Medienberichten nach verdichteten sich die Gerüchte nun nach der Bundestagswahl. Ob Neubauer nun vorgeschlagen werde, darüber sollte am vergangenen Donnerstagabend beraten werden. Welche Ergebnisse diese Beratungen hervorgebracht haben, stand bis Redaktionsschluss nicht fest. Neubauer selber äußerte sich bisher nicht zu den Gerüchten. Die Partei Die Linke. hingegen zeigte sich empört hinsichtlich der Spekulationen um die Personalie Neubauer: „Wenn die SPD Neubauer ins Rennen schicken will, kann sie das tun. Das Problem ist, dass es kein Rennen geben soll, sondern eine Nachfolge wie in einer Monarchie. Die SPD hält es offensichtlich für naturgegeben, dass das Krönchen einfach an den Nächsten übergeben wird. Das lassen wir nicht mit uns machen! Wir fordern ein faires und transparentes Auswahlverfahren, das dem Amt eines*r Bezirksamtsleiters*in würdig ist und auch Kandidat*innen zulässt, die kein SPD-Parteibuch vorweisen können!“, so Ina Morgenroth, Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion Hamburg-Mitte.
Auch wenn Sonja Lattwesen aus Wilhelmsburg dieses Mal nicht selber auf der Wahlliste stand, wird sich der der Status der Grünen-Bezirkspolitikerin nun auch sehr wahrscheinlich ändern. War sie bei der Bürgerschaftswahl im Februar 2020 noch knapp gescheitert, rückt die 45-Jährige nun für den ehemaligen Grünen-Justizsenator Till Steffen, der ebenfalls als Abgeordneter nach Berlin geht, in die Bürgerschaft nach. Ihren Platz in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte soll der langjährige Wilhelmsburger Grünen-Lokalpolitiker Rainer Roszak einnehmen.