Strategisches Denken ist gefordert

Jeden Freitagabend treffen sich die begeisterten Bossler in der Sporthalle in der Dratelnstraße und gehen ihrer Leidenschaft nach. Foto. au

Strategisches Denken ist gefordert.

Sportart Bosseln in Wilhelmsburg.

Eines sei vorausgeschickt: Die Sportart, die Ute und Werner Meier zusammen mit ihren Sportkameradinnen und -kameraden jeden Freitagabend von 18 bis 20 Uhr in der großen Sporthalle in der Dratelnstraße ausüben, hat so rein gar nichts mit der ostfriesischen Traditionssportart „Boßeln“ zu tun, auch wenn beides nahezu identisch geschrieben wird. Beim „Bosseln“ in der Halle stehen Bosseln und die Daube im Mittelpunkt. Die Bosseln, jede wiegt knapp 5 Kilogramm, ähnelt dem Stock beim Eisstockschießen. Für die Halle sind unter der Bossel Bürsten angebracht. „Man nimmt die Bossel in die Hand, holt Schwung, zielt und versucht so nahe wie möglich mit der Bossel an die Daube zu kommen“, erklärt Werner Meier. Bosseln ist eine nicht-paralympische Sportart für den Bereich des Behinderten- und Reha-Sportes. Es ist beim Deutschen Behindertensportverband – National Paralympic Committee Germany als nationales Spiel gelistet. Es werden jährlich Landes- und Deutsche Meisterschaften ausgetragen. Die Wilhelmsburger Gruppe, die im BSG Behinderten-Sport-Gemeinschaft Wilhelmsburg und Harburg e.V. beheimatet ist, nimmt ebenfalls regelmäßig an Turnieren teil.
Die Spielregeln sind dabei relativ einfach: Gespielt wird auf einer 10 bis 12 Meter langen Wurfbahn, die cirka 2 Meter breit ist. Die Spieler stoßen nun abwechselnd ihre Bossel und versuchen dabei, so nah wie möglich an die Daube, einen kleinen, roten Klotz, heranzukommen. Bei jeder Runde wird die Reihenfolge gewechselt, sodass jedes Team einmal beginnt. Nach sechs Runden, mit jeweils 6 Würfen pro Durchgang werden die Punkte zusammengezählt. Je näher ein Bossel an der Daube liegt, umso mehr Punkte erhält das Team. Der nächste Bossel erhält zwei Punkte und die anderen jeweils einen Punkt. Liegt der Bossel komplett außerhalb des Zielfelds, erlangt er keine Punkte.
„Für diesen Sport ist auf jeden Fall strategisches Denken gefordert“, weiß Viktor Koch. Der 60-Jährige spielt mit großer Leidenschaft und weiß, worauf es ankommt. Und Bosseln „trainiert nicht nur die Arm-, sondern auch die Beinkraft und das Gleichgewicht. Aber natürlich kommt auch der Spaß nicht zu kurz, denn die Gemeinschaft ist ebenso wichtig.
Die wird auch am 21. September ganz oben auf der Liste stehen, denn dann veranstaltet der BSG ein großes Bosselturnier in der Dratelnstraße. Elf Vereine aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und sogar aus Thüringen reisen für das Turnier an. Beginn ist um 11 Uhr, der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Michael Weinrich wird ein Grußwort halten. Wer sich auch einmal im Bosseln ausprobieren möchte, ist herzlich willkommen. Weitere Informationen gibt es bei Ute Meier, BSG-Vorsitzende, unter 040 7685100 oder unter ute-werner.meier@t-online.de.