Straßennamen auch Frauen gewidmet

Hans Leipelts Mutter, Katharina Leipelt, war ebenfalls am Widerstand gegen den Nationalsozialismus der Weißen Rose Hamburg beteiligt. Nun wird auch sie geehrt.Foto: P.C.-Archiv Hamburg

Deutlich im Stadtteil sichtbar
Straßennamen auch Frauen gewidmet

(au) Wilhelmsburg. Der Hamburger Senat hat beschlossen, mit der neuen Erläuterung von zwölf Verkehrsflächen in den Bezirken Hamburg-Mitte, Hamburg-Nord, Wandsbek und Harburg zukünftig auch Frauen zu ehren und dies durch neue Informationsschilder sichtbar zu machen. Die Straßen behalten dabei ihre Namen. Zu den geehrten Ehefrauen, Töchtern und Müttern der bisher alleinigen Namensgeber gehören unter anderem eine Verfolgte des Nationalsozialismus, bedeutende Mäzeninnen, eine Autorin und ein Mitglied der Nationalversammlung. In Wilhelmsburg ist das die Leipeltstraße.

Drei Stolpersteine in der Mannesallee 20 erinnern an Hans Konrad Leipelt, seine Mutter Dr. Katharina Leipelt und seine Großmutter Hermine Baron.Foto: au

Künftig wird folgende Erläuterung unter dem Straßennamen zu finden sein: Nach Katharina Leipelt (1893-1943), Opfer des Nationalsozialismus, und ihrem Sohn Hans Leipelt (1921-1945), in Wilhelmsburg aufgewachsen, als Student Mitglied des Hamburger Zweiges der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Hans Conrad Leipelt wurde als Sohn des Diplomingenieurs Konrad Leipelt und der promovierten Chemikerin Katharina Leipelt am 8. Juli 1921 in Wien geboren und war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er setzte die Arbeit der Weißen Rose fort und war maßgeblich an deren Hamburger Zweig beteiligt. Durch die jüdische Herkunft Katharina Leipelts unterlag die Familie ab 1935 den Repressionen der Nürnberger Rassengesetze. Sie griffen tief in das weitere Leben der Familie Leipelt ein. Obwohl Katharina Leipelt wie ihre Eltern evangelisch getauft war, galt sie nach nationalsozialistischer Lesart als Jüdin, da ihre Eltern gebürtige Juden waren. Katharina Leipelt führte in der Kirchenallee, heute Mannesallee, ein gastfreies Haus, es verkehrte dort ein generationsübergreifender Freundeskreis, der insbesondere Menschen umfasste, die aus persönlicher Betroffenheit in Opposition zum NS-Regime standen. Man traf sich sowohl zu Geselligkeiten wie zu politischen Gesprächen und zum Informationsaustausch. Nachdem im Jahr 1943 die Flugblätter der Weißen Rose auch nach Hamburg gelangt waren, wurden diese auch im Kreis der älteren Generation zustimmend diskutiert. Nachdem Hans Leipelt am 8. Oktober 1943 in München verhaftet wurde, reiste Katharina Leipelt nach München und versuchte Hilfe für ihren Sohn zu organisieren. Am 7. Dezember 1943 wurde Katharina Leipelt selber verhaftet und im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert. Zwei Tage später, am 9. Dezember 1943, wurde sie tot in ihrer Zelle aufgefunden.
„Viel zu lange wurden bei der Benennung von Straßen überwiegend Männer in den Blick genommen. Oft wurde dabei die große Leistung übersehen, die auch und gerade Frauen im Umfeld der geehrten Männer geleistet haben. Die neuen Erläuterungsschilder machen die historischen Frauenfiguren pragmatisch aber deutlich im Stadtbild sichtbar“, erklärt Jana Schiedek, Staatsrätin für Kultur und Medien.