Stadtteilgesundheitszentrum auf der Veddel eröffnet

Am Tag der offenen Tür war das Stadtteilgesundheitszentrum sehr gut besucht und stieß auf großes Interesse. Foto: Iren

Gesellschaftlich krankmachenden Faktoren entgegenwirken
Stadtteilgesundheitszentrum auf der Veddel eröffnet

(au) Veddel. „Wer wenig hat, ist früher tot“ – so betitelte Anfang März das Politikmagazin Panorama des Norddeutschen Rundfunks einen ihrer Fernsehbeiträge. Der Hintergrund: Am 2. März veröffentlichte der Paritätische Wohlfahrtsverband seinen Armutsbericht, in dem auch der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit thematisiert wird. Was bereits zuvor zum Beispiel im Hamburger Morbiditätsatlas festgestellt wurde, bestätigt der Armutsbericht: Armut macht krank. Den Ursachen vorbeugen und den Menschen helfen, den gesellschaftlich krankmachenden Faktoren entgegenzuwirken, das haben sich die Initiatoren der Poliklinik Veddel vorgenommen (der Neue RUF berichtete). Am 25. Februar lud das Stadtteilgesundheitszentrum, das seit Anfang des Jahres geöffnet hat, zum Tag der offenen Tür ein.

Am Tag der offenen Tür war das Stadtteilgesundheitszentrum sehr gut besucht und stieß auf großes Interesse. Foto: Iren

Drei bis vier Jahre beschäftigen sich die Politologin Milli Schröder, der Arzt Phillip Dickel und ihre Mitstreiter schon mit dem Thema Armut und Gesundheit und der Idee eines Stadtteilgesundheitszentrums. Die beiden gehören dem Verein „Gruppe für Stadtteilgesundheit und Verhaltensprävantion e.V.“ an, der von Ärztinnen, Ärzten, Medienfachleuten und anderen gegründet wurde. „Wir waren vorher gar nicht auf die Veddel festgelegt, aber dann kam Pro Quartier auf uns zu“, erinnert sich Milli Schröder. Seitdem ist der Verein auf der Veddel aktiv. „Wir sind hier sehr freundlich und herzlich aufgenommen worden“, weiß Phillip Dickel. Mit der Poliklinik in der ehemaligen Polizeikaserne, Am Zollhafen 5b, haben sie nun auch eine feste Anlaufstelle. Hier steht den Bewohnerinnen und Bewohnern der Veddel neben einer Allgemeinarztpraxis auch Gesundheits- und Sozialberatung sowie weitere stadtteilbezogene Gesundheitsangeboten zur Verfügung. „Aber wir sind nicht nur auf die Veddel bezogen, gerne können auch Menschen aus Wilhelmsburg kommen“, so Schröder.
Die auslösenden Faktoren von Krankheiten frühzeitig bekämpfen steht bei ihrer Arbeit mit an oberster Stelle der Agenda, denn: Je ärmer man ist, desto schwieriger sind die Lebensbedingungen. Steigende Mieten, geringes Einkommen und Armut, unsichere Jobs und Arbeitslosigkeit, Rassismus und Diskriminierung machen krank; dagegen helfen auch keine gesunde Ernährung oder viel Sport. Krankmachende Faktoren auf der Veddel sind zum Beispiel der Zustand einiger Wohnungen, der Zuglärm oder Arbeitslosigkeit. So können Gesundheitsangebote zum Beispiel beinhalten, wie man mit Stresssituationen umgeht. „Sie kümmern sich nicht nur um die Gesundheit, sondern auch um den Rest“, brachte es Klaus Lübke, SPD-Bezirksabgeordneter von der Veddel, das Vorhaben auf den Punkt.
Für die Zukunft der Poliklinik gibt es auch bereits Pläne: „Längerfristig streben wir die Erweiterung der Allgemeinarztpraxis zu einem Medizinischen Versorgungszentrum an, insbesondere kinderärztliche und frauenheilkundliche Sprechstunden werden auf der Veddel dringend benötigt. Darüber hinaus wollen wir in den kommenden Jahren den Bereich der Pflege, der psychologischen Behandlung und der Gemeinwesenarbeit kontinuierlich ausbauen. Unsere zentrale Prämisse ist dabei, das Stadtteilzentrum gemeinsam mit seinen Nutzerinnen weiterzuentwickeln – denn die Bewohnerinnen und Bewohner der Veddel sind selbst die Expertinnen und Experten, wenn es um ihre Gesundheit geht“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Unterstützung erhält das Projekt Poliklinik unter anderem von den Fraktionen der SPD und der Grünen in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte. Die Projektgruppe erhielt im Dezember für die Erstausstattung aus Sondermitteln bis zu 20.000 Euro.
Weitere Informationen zur Poliklinik unter www. poliklinik1.org.

Dymke