Spielzeug aus Kriegstrümmern: Zwischen Trümmern und Träumen

FLMK -Ausstellungseröffnung „Zwischen Trümmern und Träumen. Weihnachten in der jungen BundesrepublikÒ (v. l.):rUwe Harden Stellvertretender Landrat des Landkreises HarburgrVerena Pohl Kuratorin der SonderausstellungrEditha Westmann Landesbeauftragte für Heimatvertriebene SpätaussiedlerrStefan Zimmermann Direktor des Freilichtmuseums am KiekebergrKlaus-Wilfried Kienert Stiftungsratsvorsitzender Freilichtmuseum am Kiekeberg

Spielzeug aus Kriegstrümmern:
Zwischen Trümmern und Träumen.

Heiligabend in Frieden: Ausstellung „ Weihnachten in der jungen Bundesrepublik“.

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg erinnert mit seiner neuen Sonderausstellung „Zwischen Trümmern und Träumen. Weihnachten in der jungen Bundesrepublik“ daran, wie Menschen in der Zeit des Elends und der Flucht zusammenrückten. Durch einen Blick in drei Wohnzimmer am Heiligabend der Nachkriegsjahre erfahren Besucher, wie sich die Feiertage langsam wandelten: Vom reinen Überleben, dem Wiederaufbau bis zur Konsumfreude der Wirtschaftswunderjahre. Die Sonderausstellung ist noch bis zum 17. Februar im Freilichtmuseum am Kiekeberg zu sehen.
„Anfangs ging es nur darum, die nächsten Tage zu überstehen und vielleicht kurz inne zu halten. Warm war es nirgends. Es war ein Weihnachtsfest voller Hoffen und Bangen“, beschreibt Uwe Harden, stellvertretender Landrat des Landkreises Harburg, den ersten Heiligabend in Frieden. „Die Sonderausstellung zeigt, wie die Menschen trotz aller Entbehrungen zusammen Weihnachten feierten und durch harte Arbeit neuen Wohlstand, ja später sogar Überfluss, geschaffen haben.“
Der 24. Dezember 1945, ein nasskalter, grauer Montag: Es fallen zwar keine Bomben mehr, aber die Anwohner kämpften weiter gegen Hunger, Kälte und Wohnungsnot. Sie warteten auf die Rückkehr ihrer Männer, Väter und Söhne. Die Kirchen waren voll, viele Frauen allein mit ihrem Nachwuchs. „Es war sehr schwierig ein Weihnachtsgefühl zu entwickeln. Aber die Menschen versuchten es so schön wie möglich zu machen – vor allem für die Kinder. Diese Ausstellung zeigt in berührenden Details, wie beispielsweise aus Kriegstrümmern liebevoll Spielzeuge gefertigt wurden“, berichtet Editha Westmann, Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler. „Das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist eine echte Perle in Niedersachsen: Es lädt zum Erinnern ein und spricht alle Altersgruppen an. Denn die Enkelgeneration fragt mittlerweile ganz unverkrampft nach den Wurzeln der einst Vertriebenen.“
„Die Sonderausstellung erzählt von Erlebnissen einer Zeit, die gar nicht so lange her ist“, verdeutlicht Klaus-Wilfried Kienert, Stiftungsratsvorsitzender Freilichtmuseum am Kiekeberg. „Wohnten 1939 über 62.000 Menschen im Landkreis Harburg, wuchs die Einwohnerzahl innerhalb von zehn Jahren auf das Doppelte. Viele hatten hier eine neue Heimat gefunden und sich eine Zukunft aufgebaut.“ Wie die Flüchtlinge und Wohnungslosen in Notunterkünften zwischen Feldbett und Eisenofen Wege fanden, diese Enge festlich zu gestalten, können Besucher in der Weihnachtsausstellung erleben. „Heute Abend werden viele Geschichten ausgetauscht“, ist sich Stefan Zimmermann, Direktor des Freilichtmuseums am Kiekeberg, sicher. „Denn die Erlebnisgeneration ist anwesend, ein besonderes Glück für uns!“
Die Sonderausstellung „Zwischen Trümmern und Träumen. Weihnachten in der jungen Bundesrepublik“ vermittelt Besuchern in drei Zeitabschnitten, wie in der Not bis hin zum wirtschaftlichen Aufschwung Weihnachten gefeiert wird. „Denn Weihnachten kommt immer. Auch Naturkatastrophen, Kriege oder Revolutionen können dem nichts anhaben“, fasst Verena Pohl, Kuratorin der Ausstellung, zusammen. „Anhand der zentralen Weihnachtselemente, wie dem Zusammensein mit der Familie, einem besonderen Essen, Geschenke und der Musik, zeigen wir den Wandel in der Nachkriegszeit. Zunächst gab es nur grüne Zweige statt eines geschmückten Tannenbaums, wenige Plätzchen in einer Zeit des Hungers und gebastelte Geschenke als reine Geste des Gebens. Aber nach der anfänglichen Not folgten mit der Währungsreform 1948 die Jahre des Wiederaufbaus.“
Der neueren Geschichte widmet sich das Freilichtmuseum insbesondere mit dem Großprojekt „Königsberger Straße“: „Ergänzend zu unseren 40 Häusern und Gärten aus drei Jahrhunderten entsteht hier ein neuer Straßenzug mit Gebäuden der Jahre 1945 bis 1970“, erklärt Stefan Zimmermann. „Gemeinsam mit der bestehenden Bevölkerung brachten Neubürger Fachwissen und einen starken Aufbauwillen mit. Sie veränderten mit anderen Bräuchen das Dorfleben.“ Die Bauarbeiten für das Museumsprojekt sind in vollem Gange.
Der Eintritt kostet 9 Euro, für Besucher unter 18 Jahren ist er frei.