SPD: „Bankrotterklärung des Bistums für Harburg und Süderelbe“

Stefan Heße: „Ich bin dankbar dass der Wirtschaftsrat meinem Vorschlag zum Erhalt der beiden Standorte gefolgt ist.Ò Foto: Erzbistum Hamburg

SPD: „Bankrotterklärung des Bistums für Harburg und Süderelbe“.

Katholische Schule Harburg ist gerettet, aber….

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße hat sich am vergangenen Sonnabend in Abstimmung mit dem Wirtschaftsrat des Erzbistums Hamburg für den Erhalt der beiden katholischen Schulstandorte in Harburg und Barmbek entschieden.
Nach derzeitigem Stand soll die Katholische Sophienschule in Barmbek komplett als Grundschule neu gebaut werden – mit Turnhalle, Mensa und angeschlossener Kindertagesstätte. Die Grundschule der Katholischen Schule Harburg soll in die Gebäude des auslaufenden Niels-Stensen-Gymnasiums umziehen, die grundschulgerecht umgebaut und ebenfalls durch eine Turnhalle sowie Mensa und Gemeinschaftsflächen erweitert werden sollen. Für den Erhalt des Stadtteilschulzweiges in Harburg reicht nach den Worten des Erzbischofs das Geld nicht, das durch Großspender und durch die öffentliche Spendenkampagne eingesammelt werden konnte. So wurden in den vergangenen Monaten durch das Erzbistum und durch das Engagement der Lehrer, Eltern und Schüler insgesamt mehr als sieben Millionen Euro eingeworben. Für Harburg kamen 2,9 Millionen Euro zusammen. Die öffentliche Spendenkampagne erbrachte hier 129.000 Euro.
Erzbischof Stefan Heße hatte sich am 7. September in Abstimmung mit dem Wirtschaftsrat des Erzbistums Hamburg für den — in Harburg eingeschränkten – Erhalt der beiden katholischen Schulstandorte entschieden. Claudia Loss, stelv. SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksversammlung: „Jetzt trifft es nach einer Gnadenfrist auch den weiterführenden Teil der Katholischen Schule Harburg. Doch wofür feiert sich das Erzbistum eigentlich? Dafür, dass zusätzlich zu den 13 Standorten, die noch bestehen bleiben sollten, jetzt als bestehende Grundschule die Katholische Sophienschule bleiben und einen Neubau erhalten wird und dass in Harburg nur der Grundschulzweig mit einem Wechsel in das Gebäude des Niels-Stensen-Gymnasiums erhalten bleiben soll?“
An beiden Standorten bedarf es nun der Anhörung der schulischen Gremien. „Ich freue mich sehr, dass es möglich wird, gemeinsam mit etlichen Großspendern und vielen Hamburgerinnen und Hamburgern die beiden mit einem Moratorium versehenen Standorte zu retten. Dafür danke ich allen, die sich mit ihren Spenden und ihrem großen Engagement für den Erhalt zweier weiterer Schulen im katholischen Schulsystem Hamburgs eingesetzt haben“, erklärte Heße. Auch wenn es nicht gelungen sei, den Stadtteilschulbereich der Katholischen Schule Harburg abzusichern, sei allein der Erhalt beider Standorte angesichts der dramatischen Finanzlage des Erzbistums ein großer Erfolg, so Erzbischof Heße. „Ich bin dankbar, dass der Wirtschaftsrat meinem Vorschlag zum Erhalt der beiden Standorte gefolgt ist. Zeigt dies doch, welch zentrale Bedeutung ein nachhaltig finanziertes und gut aufgestelltes katholisches Schulsystem für das gesamte Erzbistum hat“, unterstrich Heße. Von den ursprünglich 21 Schulen werden jetzt insgesamt 15 Schulstandorte weiterentwickelt. Dazu werden nach den Worten des Erzbischofs in den kommenden Jahren zusätzlich zum Neubau der beiden Grundschulen in Barmbek und Harburg mehr als 100 Millionen Euro in die Erweiterung, den Ausbau und die Sanierung der übrigen 13 Schulen investiert.
Weniger euphorisch sieht das – bei aller berechtigten Freude – Claudia Loss, „Dass wir da nicht in den Freudenjubel des Bistums einstimmen, ist wohl klar. Wir hatten im Bezirk Harburg ein katholisches Schulsystem von der Vorschule bis zum Gymnasium. Das ist jetzt weg. Süderelbe ist eine weiße Landkarte, was katholische Schulen betrifft und in Harburg wird es eine einzelne katholische Grundschule ohne weiterführende Perspektive geben“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksversammlung Harburg, und betonte: „Das, was jetzt als Erfolg verkauft werden soll, ist die Bankrotterklärung des Bistums für Harburg und Süderelbe. Wir haben lange noch gehofft, wenigstens ein Komplettsystem in Harburg zu erhalten, doch diese Hoffnung ist begraben.“
Eines sei jedoch klar, stellte Loss klar: „Überall, wo sich das katholische Schulsystem aus der Verantwortung nimmt, wird die Hamburger Schulbehörde einspringen. Für jede Schülerin und jeden Schüler wird es ein gutes staatliches Angebot geben.“ Ob es da überhaupt noch ein katholisches Parallelangebot geben müsse, erscheine fraglich – „zumindest nicht eines, das so mit Eltern und Kindern umgeht.“ Denn während sich das Erzbistum für seine Erfolge feiere, seien in den vergangenen zweieinhalb Jahren Schulen geschlossen worden oder werden noch in Kürze geschlossen. Katholische Schule Altona, Domschule St. Marien, Franz-von-Assisi-Schule Hamburg-Nord, Niels-Stensen-Gymnasium Harburg, Katholische Schule St. Marien und Katholische Schule Neugraben befänden sich bereits in der Abwicklung.