„So was haben wir hier gebraucht!“

Zwei Eingänge führen in das Gebäude getrennt für Frauen und Männer Foto: au

„So was haben wir hier gebraucht!“.

Gebetshaus- und Waschhaus fertiggestellt.

Noch fehlen hier und da ein paar Kleinigkeiten, doch am imposanten Eindruck des neuen Gebets- und Waschhauses für muslimische Bestattungen auf dem Friedhof Finkenriek ändert das nichts. Vergangene Woche wurde der rund zwei Millionen teure Neubau unter anderem der Presse und Vertretern der muslimischen Gemeinden im Süderelberaum präsentiert. Kurzer Rückblick: Schon lange war es ein Anliegen der muslimischen Gemeinden, vor allem aus dem Süden Hamburgs, neben Öjendorf ein zweites Wasch- und Gebetshaus in der Stadt zu haben. Denn immer mehr muslimische Mitbürger wollen inzwischen in ihrer neuen Heimat beerdigt werden und nicht mehr, wie früher üblich, in dem Land ihrer Herkunft. Doch was der Lokalpolitik – die bereits vor mehr als 15 Jahren ein Gebets- und Waschhaus für den Süden gefordert hatte – lange verwehrt wurde, hat der geplante Bau der A26, der sogenannten Hafenquerspange geschafft, denn die soll das derzeitige muslimischen Gräberfeld mit rund 40 Gräbern kreuzen. Diese werden nun nach den Regeln des Islams umgebettet. Im Gegenzug erhalten die muslimischen Gemeinden das neue Gebets- und Waschhaus (der Neue RUF berichtete). Außerdem werden für das neue muslimische Gräberfeld rund 540 neue Gräber geschaffen, davon sind die ersten 100 bereits fertig. Damit kann in naher Zukunft auch der gegenwärtige Begräbnisstopp aufgehoben werden.
Im Juli 2015 kamen Vertreter von sieben Moscheevereinen aus dem Süderelberaum an einen runden Tisch mit Vertretern der zuständigen Behörden und der DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) zu intensiven Gesprächen zusammen. „Es haben alle toll mitgearbeitet“, erinnert sich Unternehmer Osman Kimil, der zusammen mit der ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Herlind Gundelach den Kontakt zwischen Behörden und den muslimischen Gemeinden hergestellt hatte. „Außerdem möchte ich mich bei den Angehörigen der hier Begrabenen bedanken, dass sie ihre Zustimmung gegeben haben“, so Kimil weiter.
Das Gebets- und Waschhaus wie auch das Gräberfeld sind nach islamischem Brauch in Richtung Mekka ausgerichtet. Zwei Eingänge führen in das Gebäude, getrennt für Männer und Frauen. Wie in der orientalischen Architektur üblich hat der Neubau viele verschiedene Ornamente. „Hier im Innenraum fehlen zum Beispiel noch die Malereien, zum Beispiel müssen noch Suren an den Wänden aufgebracht werden“, verrät Kimil. Auf insgesamt fast 220 Quadratmetern verteilen sich der Gebetsraum, der Waschraum, die Sanitäranlagen und die Technik. Entworfen wurde der Neubau von der muslimischen Architektin Medine Altiok. Ein gelungener Entwurf, wie Herlind Gundelach findet. „Ich möchte mich bei der Architektin bedanken. Das ist ein hanseatisch-muslimischer Stil geworden und sieht toll aus!“ Schlicht, einfach, aber trotzdem mit einer tollen Ausstrahlung, bezeichnet Baudezernent Bodo Haffke vom Bezirksamt Hamburg-Mitte den Neubau und freut sich, „das wir das als Bezirk übernehmen dürfen. Kleinigkeiten müssen noch gemacht werden, aber ich bin optimistisch, dass wir das Gebäude in Kürze in Betrieb nehmen können“, so Haffke weiter. Sehr zur Freude von Barat Tayip von der Fatih Moschee in der Mannesallee. „Das sieht alles sehr harmonisch aus. So was haben wir hier gebraucht. Das gibt uns das Gefühl, endlich hierher zu gehören!“
Doch nicht alle sehen diese Entwicklung so positiv. Autobahngegner sehen zum Beispiel darin ein Geschenk, mit dem die Zustimmung der muslimischen Gemeinden für die Verlegung der Gräber in Wilhelmsburg erkauft wurde.