Programm „Hier wohnt Hamburgs Jugend“ stößt auf wenig Gegenliebe

pm -Nach langer Zeit tut sich etwas auf der Baustelle

Programm „Hier wohnt Hamburgs Jugend“ stößt auf wenig Gegenliebe.

14 Mikro-Wohnungen – Konflikte mit Flüchtlingsunterkunft befürchtet.

Die Baugrube wurde schon vor geraumer Zeit ausgehoben und manch einer hatte sich an den Anblick bereits gewöhnt. Doch jetzt kommt Bewegung in das Projekt, das an der Ecke Foßholt/Rönneburger Freiheit umgesetzt werden soll.
Bei dem Bauvorhaben Foßholt 1, 1a-1b handelt es sich, wie Tobias Bergmann, Regionalbeauftragter Harburg-Kern im Bezirksamt Harburg, der Anliegerin Angelika Lemcke jetzt mitteilte, „um die Errichtung von zwei Einzelhäusern mit insgesamt 14 Mikro-Wohnungen und einem Nebengebäude im Rahmen des Programms ‚Hier wohnt Hamburgs Jugend‘. Die Genehmigung für das Bauvorhaben wurde im Jahre 2018 erteilt.“ Und weiter: „Nachdem Genehmigungen anderer Fachstellen für Grundstücksentwässerungen lange ausstanden, diese jetzt offensichtlich erteilt wurden und zusätzlich naturschutzrechtlich bzw. artenschutzrechtliche Belange betroffen waren, diese nun auch für die dort betroffenen Dienststellen zufriedenstellend geklärt wurden, hat der Bauleiter die erneute Aufnahme der Arbeiten nach längerer Baupause wieder angezeigt.“
Das Bauvorhaben war 2018 in Harburg Gegenstand von politischen Beratungen in der Bezirksversammlung und in den zuständigen Ausschüssen. Am 12. März 2018 wurde das Vorhaben zudem umfangreich auch im Ausschuss für Soziales, Bildung und Integration öffentlich behandelt
Angelika Lemcke ist von dieser Entwicklung wenig begeistert: „Die Baumaßnahme ist sehr enttäuschend, sie erfordert von uns wieder viel Verständnis für den Lärm der Baufahrzeuge, für Parkverbotszonen und viel Staub und Dreck.“ Dies habe man vor Ort bereits reichlich bei dem Bau der benachbarten Flüchtlingsunterkunft erfahren. „Wir konnten unsere Gärten nicht nutzen, weil die Sand-Lkw, Betonmischer sowie anschließend die Lkw mit den Containern für die Häuser an unseren Gärten vorbei fuhren“, erinnert sie sich und befürchtet: „Ähnliches erwartet uns jetzt.“ Sie weist auch darauf hin, dass die Straße für diesen Schwerverkehr überhaupt nicht ausgelegt sei. Deshalb, so ihre Befürchtung, „wird die Stadt nach Abschluss der Baumaßnahme wohl die Idee haben, unsere Straße im Zuge der eeH-Straßen herzustellen (was 2015 schon im Gespräch war) und uns dann auch noch zur Kasse bitten.“
Andere Anlieger befürchten auch, dass es zwischen den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft und den Jugendlichen aus dem Erziehungsprogramm der Stadt zu Konflikten kommen kann. Bereits jetzt gebe es, zumeist nachts, Lärmprobleme. „Das dürfte dann mehr werden“, so die Befürchtung vor Ort. Daher stellt sich den Anliegern auch die Frage, in welchem Umfang die Jugendlichen in der neuen Einrichtung betreut werden. Lemcke weiter: „Das kann doch nicht sein, dass ein Problem ein zweites nach sich zieht. Das sind geschädigte Existenzen, die da in unmittelbarer Nähe mit den ausländischen Flüchtlingen aufeinanderstoßen.“
Auch Petra Karies, die genau gegenüber der Noch-Baugrube wohnt, hofft, „dass die jungen Erwachsenen sich im Rahmen halten und es nicht zu vielen Beschwerden kommt.“ Sie hatte gehofft, dass mit dem Bau der Flüchtlingsunterkunft endlich Ruhe in das Quartier einkehrt. Doch mittlerweile werde die ehemalige Durchgangsstraße von allen Seiten bis in die Hecken zugeparkt und es gebe für die Anlieger kaum noch ein Durchkommen. Anfänglich sei den Anliegern noch gesagt worden, dass die Flüchtlinge keine Autos haben werden, höchstens Fahrräder, ansonsten sind sie gewohnt, zu Fuß zu gehen.“ Das habe sich nun grundlegend geändert, so Lemcke.
„Der einzige Pluspunkt für den Bau der Flüchtlingssiedlung ist, dass die Durchfahrt zur Winsener Straße zugemacht wurde und wir haben keinen Durchgangsverkehr mehr, der zuletzt schon nicht mehr tragbar war“, sind sich Karies und Lemcke einig.
Der Regionalbeauftrage beantwortet die Frage: „Warum wurden wir Anwohner nicht darüber informiert, was die Politik wieder vorhat, warum gab es keine Info für uns unmittelbar Betroffene? Wir wissen nicht, wer da baut und wie es aussehen soll, ob noch Betreuer vor Ort sind. Hatte man Angst, dass wir wieder auf die Straße gehen?“ wie folgt: „Das Bauvorhaben wurde umfangreich geprüft und entspricht den Vorgaben des Bebauungsplanes, sodass der Antragsteller einen Rechtsanspruch auf die Erteilung der Baugenehmigung hatte. Die Hamburgische Bauordnung (HBauO) sieht eine Nachbarbeteiligung nur für den Fall vor, dass die Interessen der Nachbarn durch beantragte Befreiungen von den Vorgaben des Bebauungsplanes berührt sein könnten. Bei einer Nachbarbeteiligung werden auch nur die unmittelbar betroffenen Nachbarn von dem Vorhaben angehört.“ Eine regelhafte Information von Nachbarn eines betroffenen Wohngebietes sehe die HBauO nicht vor „und ist vor dem Hintergrund des Datenschutzes auch problematisch.“ Des Weiteren bestünde die Schwierigkeit, eine Grenze für den Personenkreis, der die Information bekommen soll, zu ziehen. Eine vielleicht wünschenswerte Information sämtlicher Nachbarn (wie groß sollte der Umkreis gezogen werden?) sei von der Bauverwaltung nicht leistbar.