Positive Signale für das Schwimmen in Harburg und Süderelbe

Foto: pm -Das MidSommerland bekommt voraussichtlich den ersehnten Anbau

Positive Signale für das Schwimmen in Harburg und Süderelbe.

Parteien begrüßen Bekenntnis zur konkreten Plänen.

Die Freude bei Juliane Eisele, Gründerin des Vereins „Yes – We Swim! e.V.“ kennt keine Grenzen. Am Montag hatte sie per SMS aus der Sitzung des Stadtplanungsausschusses erfahren, dass die Weichen zur Miteinplanung eines Hallenanbaus mit Sprungturm beim MidSommerland-Bad nun konkrete Formen annehmen. Das hatte der Staatsrat in der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA), Michael Pollmann, den erstaunten Abgeordneten soeben verkündet. Eine Mitteilung, „die uns das Herz aufblühen lassen hat“, so Eisele, die sich mit ihren Mitstreitern im Rahmen eines Bürgerbegehrens seit 2017/2018 „für den verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen zur Entwicklung von Schwimmfähikeit, Gesunderhaltung und Lebensrettung“ einsetzt. Nun sei ein Meilenstein gesetzt, der zum Grundstein werden könne, so Eisele weiter. „Eine spannende Entwicklung nimmt Fahrt auf, die den Menschen gerade in diesen besonderen Zeiten sehr viel Mut macht, Freude und Kraft schenkt, weiterzuarbeiten für eine Zukunft, in der wir uns alle gegenseitig unterstützen mit all den Kräften, die in uns stecken“, fuhr sie im Überschwang der Begeisterung fort, kündigte aber auch an, dass der Verein bestehen bleibt, „um mit Veranstaltungen und Aktionen für den Schwimmsport zu begeistern und dort zu unterstützen, wo es möglich und nötig ist.“
Auf Einladung der Bezirksversammlung hatte Pollmann am Montag über den aktuellen Sachstand zur Bädersituation in Harburg berichtet. Das betraf sowohl ein neues Kombibad in Neugraben-Fischbek, für das eine Kooperation über die Landesgrenze mit der Gemeinde Neu Wulmstorf angestrebt wird, als eben auch die Erweiterung des Bades MidSommerland an der Außenmühle um ein 25-m-Schwimmbecken.
Gerade im Hinblick auf das gemeinsame Kombibad in Süderelbe gab es in den vergangenen Monaten Irritationen, nachdem es der Gemeinde Neu Wulmstorf gelungen war, Bundes- und Landesmittel für die Sanierung des eigenen Hallenbades zu erhalten. Das veranlasste eine Vertreterin der Bäderland Hamburg GmbH in der Novembersitzung des Stadtentwicklungsausschusses zu der Behauptung, das Projekt sei nicht mehr realisierbar und die Machbarkeitsstudie, die einen Bedarf für ein neues, zeitgemäßes Kombibad ausgewiesen hatte, nicht mehr aktuell. In der Sitzung stellte allerdings der Vertreter der Gemeinde Neu Wulmstorf, der Fachamtsleiter Ortsentwicklung und Immobilienwirtschaft Thomas Saunus, klar, dass die Sanierung des eigenen Hallenbades keine Abkehr der Gemeinde von dem gemeinsamen Badprojekt darstelle.
Pollmann, denn die Abgeordneten eigentlich ob der bisher behördlicherseits eher zähen Behandung der Materie zu löchern gedachten, erklärte dann ganz überraschend, dass nun im 1. Quartal die Gespräche mit der Gemeinde mit dem Ziel eines gemeinsamen interkommunalen Bades weitergeführt werden. Parallel hierzu soll eine neue Ermittlung für die Bedarfe von Schulen, Sportvereinen und der Allgemeinheit durchgeführt werden. Der SPD-Bezirksfraktionsvorsitzende Frank Richter sagte nach den Ausführungen von Montag: „Wir begrüßen es, dass es nun auch ein klares öffentliches Bekenntnis der BUKEA zu diesem Projekt gibt. Mit diesem gemeinsamen Badprojekt gibt es die Chance, die Metropolregion, die immer wieder beschworen wird, greifbar zu machen. Metropolregion heißt nicht nur wirtschaftliche Kooperation, sondern bietet eben auch grenzübergreifend die Möglichkeit, zum Wohle von Bürger:innen auf beiden Seiten der Landesgrenze zusammenzuarbeiten. Dafür ist dieses Projekt doch ein sehr schönes Beispiel.“
Der stellvertretende Vorsitzende und Fachsprecher für Sport der SPD-Fraktion, Holger Böhm, ergänzte: „Glücklicherweise hatte Thomas Saunus an der Sitzung teilgenommen, sodass er aus erster Hand erklären konnte, dass Neu Wulmstorf weiterhin ein großes Interesse am gemeinsamen Kombibad hat. Der Bedarf für ein zeitgemäßes Kombibad als Ersatz für das fast 50 Jahre alte Hallenbad ist allein in Süderelbe aufgrund der durch die Neubaugebiete erheblich wachsenden Einwohnerzahl gegeben. Um so mehr gilt dies, wenn man die über 20.000 Einwohner der Gemeinde Neu Wulmstorf als weitere potenzielle Kund:innen hinzurechnet.“
Im Hinblick auf die Erweiterung des MidSommerlands an der Außenmühle gab es sogar die noch konkretere Ankündigung Pollmanns, dass die Erweiterung um ein bislang schmerzlich vermisstes 25-m-Sportbecken – in einem Anbau – im Zuge der ohnehin anstehenden Sanierung des mittlerweile 26 Jahre alten Bades mitgeplant werden soll. Die Erfüllung dieser Forderung, die vom Verein „Yes, We Swim!“ und der Bezirksversammlung mit der Übernahme des Bürgerbegehrens bereits 2019 erhoben worden war, „bedeutet einen dringend benötigten Zuwachs der Schwimmmöglichkeiten für Schulen, Vereine und die Allgemeinheit in Harburg“, heißt es von der SPD. Richter weiter: „Die Ankündigung ist eine gute Nachricht für den Schwimmsport in Harburg. Wichtig ist uns dabei vor allem, dass die Harburger Schulen dann in Harburg die Möglichkeit bekommen, das Schulschwimmen durchzuführen, das für viele Kinder immens wichtig ist, da es häufig die einzige Möglichkeit ist, Schwimmen zu lernen. Dadurch können zum Teil lange Fahrtzeiten nach Wilhelmsburg eingespart werden.“
Die Grüne-Fraktion in der Bezirksversammlung begrüßt diese Entwicklung ebenfalls ausdrücklich: „Die Aufnahme des neuen Beckens in die Planung ist ein gutes Zeichen, dass Bäderland und BUKEA an einer Umsetzung ernsthaft interessiert sind und der Bedarf für die Bevölkerung in Harburg erkannt wurde“, sagte Michael Sander, sportpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. „Seit Jahren kämpfen Harburger*innen für ein echtes Schwimmbad. Dem Bürgerbehren der Initiative ‚Yes, We Swim!‘ hat sich die Bezirksversammlung mit großer Mehrheit angeschlossen. Das MidSommerland ist ein tolles Freizeitbad, aber es muss im Harburger Kerngebiet möglich sein, das Bronzeabzeichen abzulegen, und dafür benötigen wir das neue Becken“, ergänzt die Fraktionsvorsitzende Bianca Blomenkamp. Auch für Süderelbe sei in der Sitzung zumindest der Eindruck erweckt, dass das gemeinsame Kombi-Bad mit der Gemeinde Neu Wulmstorf „vom Tisch“ sei, widerlegt. „Vielmehr äußerten alle Beteiligten weiterhin große Offenheit für dieses Projekt. Hierzu sollen die Gespräche wieder aufgenommen und konkretisiert werden. Ein attraktives Bad im Hamburger Südwesten, das über die Stadtgrenze hinaus Strahlkraft entwickelt, macht die neuen Wohngebiete in Neugraben und Fischbek zusätzlich attraktiv“, meint Britta Ost, Sprecherin für Süderelbe und Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss.
„Das ist eine gute Nachricht, auch wenn sie nicht ganz neu ist. Die Geschäftsführung von Bäderland Hamburg hatte das schon 2019 in Aussicht gestellt“, sagt Matthias Arft, der für die Harburger AfD an der Videokonferenz teilnahm. Neu sei, „dass auch Finanzsenator Andreas Dressel den Bedarf für ein Ausbildungsbecken in Harburg sieht. Das sieht nach Finanzierungsvorbehalt aus. Immerhin scheint die Idee vom Tisch, dass der „Verein zur Förderung der Schwimmausbildung“ von Juliane Eisele und Luiza Raguse die Finanzmittel für den Bau einwerben muss. Die Sicherung des Schwimmunterrichts ist Aufgabe des Staates.“