Offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt

Offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt.

Verein Neuntöter ausgezeichnet.

Es hat sich in besonderer Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland eingesetzt und wurde nun als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet: Das Projekt „Biotoppflege und -entwicklung Energieberg Georgswerder“ des Neuntöter – Verein für Forschung und Vielfalt e. V. Die Würdigung nahm Umweltsenator Jens Kerstan vor. Das Besondere des ausgezeichneten Projektes: Statt sich in Naturschutzgebieten zu engagieren, schaffen und erhalten die Aktiven des Vereins auf der gesicherten Deponie Georgswerder Lebensraum für eine hier völlig unerwartete Artenvielfalt, sie existiert nämlich wenige Meter über Hausmüll und Industrieabfällen vergangener Jahrzehnte. Die rund 16.000 Quadratmeter große Projektfläche im Süden der Deponie – auch als Energieberg bekannt – wird von der Behörde für Umwelt und Energie zur Verfügung gestellt. Hier findet sich ein Mosaik aus Trockenrasen, Staudenflur, Sand-, Kies- und Geröllfeldern sowie Böschungsbereichen mit Steilwänden. Neben seltenen Pflanzen finden sich besonders zahlreiche gefährdete Insektenarten.
„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, sie bestätigt uns in unserer Arbeit. Das Potenzial an Lebensräumen zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt in Hamburg ist riesig. Gerade Sonderstandorte wie gesicherte Deponien und Spülfelder sind für Bebauungen oft untauglich und könnten bei entsprechender Pflege langfristig als wertvolle Lebensräume zur Verfügung stehen. Unsere Projektfläche auf dem Energieberg belegt eindrucksvoll, wie schnell zum Beispiel neu geschaffene Sandflächen von Spezialisten wie Sandlaufkäfern und Blauflügeligen Sandschrecken besiedelt werden sowie unzählige Wildbienen zum Bau ihrer Nisthöhlen einladen während die sich einstellende Spontanvegetation für Nahrung sorgt. Solche Maßnahmen sind in der Regel viel wirkungsvoller als Trenderscheinungen wie zum Beispiel Blühsäume“ sagt Projektleiter Torsten Demuth.
Seit 2014 ist er auf dem Energieberg aktiv, angeregt durch den Anwohner und Ornithologen Günther Rupnow. Dieser bringt sich bereits seit den 1950er Jahren immer wieder zum Wohle der Natur in Wilhelmsburg ein und zählt die Deponie zu seinem Stammrevier.
„Wir setzen hier die Arbeit Günther Rupnows intensiviert fort, hierbei sind wir auf das Wohlwollen und die Unterstützung der zuständigen Behördenmitarbeiter angewiesen. So ist die Auszeichnung durch die UN-Dekade auch eine gute Gelegenheit, der Abteilung Altlasten in der Behörde für Umwelt und Energie für die sehr vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit zu danken!“ betont Torsten Demuth.
Höhepunkt dieses Sommers ist der Reproduktionsnachweis des Wegerich-Scheckenfalters. Dieser Schmetterling gilt seit etwa 60 Jahren in Hamburg als ausgestorben. Einige wenige Einzelbeobachtungen liegen zwar aus den letzten Jahrzehnten vor, darunter auch die einer einzelnen Raupe im Jahr 2011 im Osten der Stadt. Auf dem Energieberg konnten in diesem Jahr aber zeitgleich bis zu neun Falter beobachtet werden, dabei wurden auch zwei Paarungen dokumentiert. Diese tragen nun Früchte: In insgesamt zwölf Gespinsten tummeln sich mindestens 800 Jungraupen und machen Hoffnung für das kommende Jahr.