Nur Überlegungen, aber kein Maßstab

A. Grimm -Bau-Dezernent Jörg-Heinrich Penner stellte die aktuellen Planungen für das Neugrabener Zentrum vor.

Nur Überlegungen, aber kein Maßstab.

CDU kritisiert Entwürfe zur Umgestaltung des Zentrums.

Seit 2011 wartet das Team um Bau-Dezernent Jörg-Heinrich Penner in unregelmäßigen Abständen mit Vorschlägen zur Umgestaltung des Neugrabener Zentrums auf. In erster Linie will Penner den Wohnungsbau forcieren, aber auch die Verlagerung öffentlicher Dienstellen (Polizei, Dienststellenzentrum, Jobcenter) in die Nähe des S-Bahnhofes sind vorgesehen. Auf der letzten Sitzung des Stadtplanungsausschusses am 22. Oktober legten Penner und Stadtplaner Hans Christian Lied Basisdaten des Rahmenplans 2030 für das Neugrabener Zentrum vor. Danach sei die Schaffung eines attraktiven Bahnhofsumfeldes beabsichtigt. Zu den bereits vorhandenen Nutzungsarten wie Gewerbe und Wohnen sollen städtische Dienststellen, Büros und Arztpraxen hinzukommen, so Lied. Penner stellte in knapper Form auch die Pläne für die Marktpassage bzw. den Wochenmarkt vor. An der B73 soll das Zentrum durch höhere Baukörper hervorgehoben werden. Diese Maßnahme würde auch zu mehr Wohnruhe durch Blockschließung führen. Um mehr Gastronomie, Dienstleistungen, kleinere Läden und Wohnungen in die Marktpassage zu bekommen, sollen parallel zur Front von Kaufland und Teile des Wochenmarktes umbaut werden, so der Bau-Dezernent. Dessen Pläne für die Weidenkehre bzw. Scheideholzweg sieht die zeitnahe Entwicklung eines zentrumsnahen Wohnungsangebotes mit Kita, Grünanlagen und Spielplatz, reduzierten Pkw-Stellplätzen an der Bauernweide sowie einer Verbindung zwischen Bauernweide und Weidenkehre vor. Abschließend skizzierten Penner und Lied die groben Planungen für die Areale südlich des Wochenmarktes. Der Eigentümer der „Dienststellen-Immobilie“ will dieses nach Auslaufen des Mietvertrages 2021 abreißen, um mehrgeschossigen Wohnungsbau zu realisieren. Verschwinden soll auch das „Postgebäude“. Penner und Lied sehen im Zuge dieser Planungen die Chance, eine belebte Erdgeschosszone mit Handel, Dienstleistung und sozialer Infrastruktur zum Markt hin sowie Wohnen in den Obergeschossen und die Errichtung einer Quartiersgarage (auf der Fläche der Post) zu schaffen.
Seitens der CDU stießen diese Überlegungen auf ein eher verhaltenes Echo. In einer Pressemitteilung wird unter anderem ausgeführt, dass der städtebauliche Rahmenplan von 2011 zu keinem Zeitpunkt inhaltlich positiv beschieden worden sei. Insbesondere der Stadtteilbeirat Neugraben-Zentrum/Petershofsiedlung habe sich eindeutig gegen die Umsetzung dieses Rahmenplanes in der entsprechenden Form und auch gegen Modifizierungen durch das Baudezernat ausgesprochen. Der Beirat, so die CDU weiter, habe sich auch gegen eine Bebauung am Rande des Neugrabener Wochenmarktes und gegen einen Verlagerungsdruck auf öffentliche Einrichtungen im Ortszentrum (beispielsweise Post, Altentagesstätte, Bücherhalle usw.) ausgesprochen. Er habe ferner ausgeführt, dass die Gebäudehöhen den Ist-Zustand nicht überschreiten sollten, heißt es in der CDU-Pressemitteilung.
Aber nicht alles verbannt die CDU: „Im Einzelnen ist dazu auszuführen, dass die von der Verwaltung vorgesehene Verlagerung des Polizeikommissariats 47 zum Einmündungsbereich Am Neugrabener Bahnhof/Süderelbebogen ebenso positiv beurteilt werden kann, wie die Ergänzung des Gebäudes durch Einrichtungen von Verwaltungsdienststellen. Die südlich Am Neugrabener Bahnhof vorgesehene Erweiterung vorhandener Gebäude ist gleichfalls zu begrüßen, wenn attraktive Wegeverbindungen ins Ortszentrum geschaffen werden und die Problematik einer Tiefgaragenzufahrt von der Cuxhavener Straße aus zwischen den beiden Fußgängerbrücken beseitigt wird.“ Die Verkehrssituation lasse eine solche Regelung unter Berücksichtigung von Fußgängern, Radfahrern usw. nicht zu, ohne dass in den Bereichen zwischen Süderelbebogen und Am Neugrabener Bahnhof überflüssige Verkehrsprobleme geschaffen werden. Insoweit bleibe zunächst abzuwarten, wie etwaige Verkehrsgutachten ausfallen und welche Umbaumaßnahmen in den Kreuzungsbereichen an der B73 auf hinsichtlich Verlängerung von Abbiegespuren usw. erforderlich seien, gibt sich die CDU zurückhaltend.
Bei der Planung der privaten Gebäude Am Neugrabener Bahnhof sei „selbstverständlich zu beachten, dass es nicht zu zusätzlichen sozialen Störungen im Bereich des Bahnhofsvorplatzes kommt und daher weitestgehend Wohnungsbau ohne niederschwellige Fördermaßnahmen vorgesehen wird“, mahnt die CDU.
Auf volle Ablehnung stießen wiederum die Entwürfe für die Marktpassage bzw. den Wochenmarkt. „Die Umbauung des Warenhauses Kaufland im Bereich des Neugrabener Marktes und der Marktpassage führt zu einer deutlichen Reduzierung der Attraktivität des Ortszentrums. Die Firma Kaufland hat insbesondere ihre Fassade zur Marktpassage durch eine verglaste Anlage mit Rolltreppe deutlich verbessert. Wohngebäude an dieser Stelle würden die Attraktivität eines Einkaufszentrums schmälern und darüber hinaus die gerade in Angriff genommene Erweiterung und Modernisierung der Flächen in der Marktpassage erheblich konterkarieren“, kritisiert die CDU. Gleichfalls ungeeignet sei der Vorschlag der Verwaltung, südlich der Straße Am Neugrabener Markt die bisherigen Gebäude Polizeirevierwache, ehemaliges Ortsamt und ggf. auch Bücherhalle/Altentagesstätte zu beseitigen und durch bis zu neungeschossigen Wohnungsbau zu ersetzen. Das stärkt das Ortszentrum nicht. Dieses gilt auch für die angedachte Umsiedlung der Post, teilt die CDU mit. Deren Urteil zu den Planungen: „Es wird daher empfohlen, den von der Verwaltung vorgelegten Rahmenplan Zentrum Neugraben 2030 lediglich als Überlegungen zur Kenntnis zu nehmen und nicht zum Angebotsmaßstab zu machen.“