Notiert: Wenn der Posaunist posaunt

Notiert: Wenn der Posaunist posaunt.

von Peter Müntz.

Der Baron von Münchhausen hatte gut … blasen: Er musste sich, der Überlieferung zufolge – zumindest im Winter – keine Gedanken darüber machen, was mit den Tönen passierte, die er seiner Trompete entlockte. Die Töne gefroren bei Minusgraden und richteten in den Gehörgängen seiner Mitmenschen keinen weiteren Schaden hat. Von dieser – für den Baron allerdings misslichen – Situation sind die Trompeter und Posaunisten in den Orchestern, die bis dato mit Spielverbot belegt waren – und teils noch sind -, weit entfernt. Der Grund ist einfach: Sie gelten als Virenschleuder, denn ihre Töne gefrieren nicht. Im Gegenteil, sie breiten sich wolkenartig aus. Was die Bläser so alles in die Welt hinausposaunen, soll zwar unser Trommelfell kitzeln, doch die Töne lassen uns das Blut in den Adern gefrieren. In Dur und in Moll rufen sie: Achtung, wir transportieren Corona-Viren! Wer also gerne mit aufgeblasenen Backen voller Inbrunst in sein Instrument zu pusten beliebt, hat heute schlechten Karten. „Bleib mir vom Hals!“, hört man sie schon alle rufen. Und in der Tat: Je nach Blasinstrument gelten Trompete, Posaune oder Horn in unterschiedlichem Ausmaß als druckvolle Virentransporter. Hängt aber davon ab, mit wie viel Druck beispielsweise der Posaunist posaunt. Orchester sind bereits dazu übergegangen, auf die armen Bläser zu verzichten. Kompositionen werden neu orchestriert, denn wer will schon neben einer Dreckschleuder, pardon Virenschleuder, sitzen. Da helfen auch die zwei Meter abstand nicht. Also verbannt man die Damen und Herren aus dem Orchestergraben, ganz nach dem Motto: Streicher, Klavier und Trommel richten keine viralen Schäden an. Sie können – zum Beispiel als Kammermusik in kleiner Formation – auf Distanz zueinander und zum Publikum gehen, sodass weder die Akteure noch ihre Zuhörer Schaden nehmen.
Anders sieht das schon bei den Chören aus. Das Singen in der Regel lustig macht, wer wollte das bestreiten. Heute gilt das mit Einschränkungen. Es fördert zwar unverändert die Gemeinschaft – allerdings die Gemeinschaft der Viren. Knüppeldick kam es gar am vergangenen Sonntag (im Kirchenjahr ausgerechnet … Kantate), der Singsonntag der evangelischen und katholischen Gemeinden. Der Grund: Chorsingen ist wenig ratsam. Auch hier verbreiten sich Viren bevorzugt und rücksichtslos mittels der Aerosole in der Cloud. Das Rober-Koch-Institut beurteilt das Singen aktuell als kritisch. Und singen mit Maske – wer mag sich das vorstellen. Also hüllen sich Chorsänger in mönchisches Schweigen. Nicht so auf Finkenwerder.
Der Männerchor „Liedertafel Harmonie“ hat sich, zumindest für die Proben, auf technisches Neuland begeben: Internet-Übungsabend heißt das Zauberwort. ZOOM macht es möglich. Gewusst wie. Corona will eben unter allen Umständen in die Knie gezwungen werden. Deshalb stimmt es doch: Wo du Singen hörst, lass‘ dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder: schlimmstenfalls Viren!