„Mit heißer Nadel gestrickt!“

IBA -Für die rot markierte Fläche (NF-75) im Vogelkamp Neugraben muss ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden.

„Mit heißer Nadel gestrickt!“.

Stadtplanungsausschuss gab grünes Licht für NF-75.

Eine 70×35 Meter große Fläche des Neubaugebietes Vogelkamp Neugraben harrt seit Jahren seiner Bestimmung. Damit ist nun Schluss. Das langestreckte Areal zwischen der Bahnlinie und dem Park war Thema auf der jüngsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses am 19. November. Das Bau-Dezernat wollte die Zustimmung des Stadtplanungsausschusses zur Einleitung des Bebauungsplanverfahrens Neugraben-Fischbek 75 (Königswiesen) und zur Durchführung einer öffentlichen Plandiskussion. Zwar gibt es bereits seit Längerem einen für den Vogelkamp Neugraben gültigen Bebauungsplan. Aber für die Fläche an den Bahngleisen gelten andere Kriterien, die einen neuen Bebauungsplan notwendig machen. „Mit dem Bebauungsplan Neugraben-Fischbek 75 sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um im Bereich zwischen dem Bahnkörper der Bahnstrecke Hamburg – Cuxhaven und der zentralen Parkfläche des Baugebiets Vogelkamp Neugraben ein verdichtetes urbanes Wohn- und Gewerbequartier zu realisieren. Mit vorgesehen sind standortangemessene Nutzungen (bspw. gemeinnützige Einrichtungen), öffentliche Wegeverbindungen sowohl in Ost-West-Richtung vom Bahnhofvorplatz zum Flatterbinsenweg als auch in Nord-Süd-Richtung vom Gleisstieg zur Straße Königswiesen sowie die Tunnelverlängerung des westlichen S-Bahn-Zugangs“, heißt es dazu aus dem Bau-Dezernat. Welche Planungen für die bislang verwaiste Fläche vorgesehen sind, erläuterte der Stadtplaner Dipl.-Ing. Volker Rathje vom Büro Elbberg. Dieser stellte zunächst ein von ihm favorisiertes Modell vor, das eine aufgelockerte Bebauung zeigte. In dieser Variante würde unter anderem das Gewerbe mit rund 400 Quadratmetern und der Wohnungsbau mit bis zu 3000 Quatratmetern (je nach Anzahl der Geschosse) Fläche pro Komplex zu Buche schlagen. Die Geschosszahl der Häuser könnte von drei bis sechs variieren, wobei auch Staffelgeschosse vorgesehen seien. Das sechsgeschossige Bauwerk würde am neuen Zugang zum S-Bahnhof liegen. Wegen dieser besonderen Lage steche es sowohl in seiner Höhe als auch wegen seiner vielfältigen Funktion hervor. Er könne sich an diesem Standort Räumlichkeiten der Volkshochschule, einen Paketshop, einen Kiosk und ein Café vorstellen, erläuterte Rathje. Dessen zweite Variante zeigte eine -von der Verwaltung befürwortete -geschlossenere Bebauung. Pro Baueinheit entfielen ungefähr 800 Quadratmeter ans Gewerbe und rund 5.400 Quadratmeter für Wohnungen. Als problematisch nannte Rathje hier unter anderem die geringe Anzahl von Stellplätzen für Fahrzeuge. Laut IBA plane man bei Zustimmung durch den Stadtplanungsausschuss und einvernehmlichem Planungsverlauf mit allen Beteiligten das Bebauungsplan-Verfahren NF-75 in anderthalb Jahren von Januar 2019 bis August 2020 zügig durchzuziehen. Mehrheitlich wurde dem Ansinnen entsprochen-nur die CDU lehnte den Plan ab. Auf Nachfrage erklärte CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf-Dieter Fischer, dass das Bau-Dezernat monatelang über diesen Plan gesessen habe, den Parteien gebe man aber nur ein paar Wochen der Prüfung. Das lehne seine Fraktion ab. Genauso wie die Idee von Gewerbe und Wohnen unter einem Dach. Das mache vielleicht bei einem Tischler mit eigener Wohnung Sinn, aber nicht für die allgemeinen Mieter. Die Lärmbelästigung sei zu stark. Auch die Höhe der Gebäude sei nicht hinnehmbar. Die Torbauten an der Nahtstelle zwischen Neubaugebiet und S-Bahnhof sollen jeweils bereits bis zu acht Geschosse haben, wenn dann daneben noch mehrere höhere Gebäude mit entsprechender Lärmschutzmauer entstehen, sei der Vogelkamp vom Rest Neugrabens total abgeschnitten. Zudem missfalle es der CDU, dass die IBA anscheinend wieder als Vermarkter auftreten solle. Dann gebe es wieder die stereotypen Bauten, die übrigens auch nicht im Interesse der Gewerbetreibenden sein könnte. Einige benötigten auch Schaufenster, andere wiederum nur Büros, führte Fischer aus. Dieser wies überdies auf den vorprogrammierten Ärger wegen der unmittelbaren Nähe de r Fuß-und Radwege hin. Sein Fazit: „Der Plan ist mit heißer Nadel gestrickt!“