Kurze Beine, lange Wege?

Birgit Stöver: Schulpolitik-Misere der aktuellen Regierung

Kurze Beine, lange Wege?.

Schulbehörde schickt Zehnjährige aus Harburg auf 45-minütigen Schulweg.

In 45 Minuten mit Bus und Bahn zur Schule – die Hamburger Schulbehörde hält einen solchen Schulweg, wie sie ihn jetzt neun künftigen Fünftklässlern aufgibt, für zumutbar. Das geht aus einer Schriftlichen Kleinen Anfrage der Harburger CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Birgit Stöver hervor (Drs. 21/17363).
Anlass der Anfrage war die Tatsache, dass für neun Zehnjährige, welche aktuell eine vierte Klasse der Grundschule Kapellenweg in Wilstorf besuchen, weder der Erst-, noch der Zweit- oder Drittwunsch bezüglich der weiterführenden Schule von der Schulbehörde bewilligt wurde. Stattdessen wurden alle neun Kinder gegen ihren Willen der Stadtteilschule Stübenhofer Weg in Wilhelmsburg zugeteilt – einer Schule, die rund sieben Kilometer entfernt liegt und für die ein Schulweg von rund 45 Minuten mit Bus und Bahn pro Strecke erforderlich ist.
„Das ist ein Skandal“, urteilt Birgit Stöver, welche auch bildungspolitische Sprecherin ihrer Partei in der Hamburgischen Bürgerschaft ist. „Man stelle sich vor: Die Kinder sollen mit Ranzen vollgepackt in überfüllten Bussen und S-Bahnen zur Schule fahren, der Schulweg beträgt hin und zurück insgesamt anderthalb Stunden. Dies zeigt wieder einmal die Schulpolitik-Misere der aktuellen Regierung. Es fehlt an Bedarfsplanung, und das auf Kosten der Kinder“, bringt Stöver es auf den Punkt.
Stöver erläutert weiter: „Die Aufnahmekapazität an den insgesamt neun weiterführenden Schulen im Harburger Stadtgebiet liegt bei 950 Schülerinnen und Schülern, wobei allein 927 Kinder der Schulregion in diesem Sommer von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen wechseln werden. Hinzu kommen noch Kinder aus anderen Regionen, z.B. Süderelbe, von denen ebenfalls einige nach der Grundschule zur weiteren Beschulung nach Harburg wechseln.“ Es sei offensichtlich, „dass die Zahl der Plätze an weiterführenden Schulen in Harburg nicht ausreicht. Die Leidtragenden sind die Harburger Kinder, die nun in den Bezirk Mitte geschickt werden“, schlussfolgert Birgit Stöver. „Kurze Beine, kurze Wege“ – der Slogan der Schulbehörde sei angesichts dieser Entscheidung blanke Ironie.