Kolonialismus und Harburg

Die Linke -„Die Geschichte reicht bis in die Gegenwart. Und sie sollte unbedingt aufgearbeitet werdenÒ fordert Heiko Langanke zumal in Hamburg mit dem digitalen Archiv der schon 1844 gegründeten Tageszeitung „Harburger Anzeigen und NachrichtenÒ eine zeitgeschichtliche Quelle verfügbar sei.

Kolonialismus und Harburg.

Die Linke: Geschichtlicher Verantwortung gerecht werden!.

„Sich der historischen Verantwortung zu stellen heißt eben auch, sich kritisch mit der Geschichte des eigenen Ortes auseinanderzusetzen und etwa auch die Namen von Straßen und Plätzen zu hinterfragen, ob sie vor dem eigenen Anspruch standhalten – auch wenn es einem vielleicht unangenehm sein mag“, sagt Heiko Langanke, Mitglied der Fraktion Die Linke. Das ist das Fazit nach der nicht-öffentlichen Sitzung des Kulturausschusses, in dem der Kolonialismus Thema war. Langanke: „Und in der Tat gab und gibt es einiges in Harburgs Geschichte, was damit in engem Zusammenhang steht. Deshalb kam auf Antrag von Die Linke Kim Todzi von der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe/Hamburg und die frühe Globalisierung“ per Video in die Sitzung des Kulturausschusses, um über Aspekte und Erkenntnisse der Harburger Geschichte im Zusammenhang mit dem deutschen Kolonialismus zu referieren. „Schade, dass die per Videoschaltung abgehaltene Sitzung aufgrund der rechtlichen Lage nicht öffentlich war“, bedauerte Heiko Langanke, denn „es war ein gutes Lehrstück zur Geschichte unseres Bezirks.“
Kim Todzi konnte so einiges über die Geschichte Harburgs berichten: Allein, dass 1839 die erste englische Dampfmaschine in Harburg und nicht in Hamburg aufgestellt wurde. Aber auch, dass der Unternehmer Gottlieb Leonhard Gaiser, nach dem die Harburger Gaiserstraße noch immer unkommentiert benannt ist, ein Verfahren zur Verarbeitung von Palmkernen zur Ölgewinnung entwickelte, das mit dazu führte, dass Harburg zeitweise zu 80% die Ausfuhren der Palmkerne aus Westafrika bestimmte. Nach Liverpool habe Harburg den zweitgrößten Markt gehabt, so Todzi.
Und infolgedessen, so Todzi weiter, seien es auch und vor allem aufstrebende Unternehmer gewesen, die auf eigene deutsche Kolonien drängten. Auch wissenschaftlich gebe es seitens der Forschungsstelle daran ein großes Interesse, wie Todzi ausführte. Allerdings sei ein Antrag auf Bundesebene auf Forschungsgelder dafür erst einmal ins Leere gelaufen.