„In alten Erinnerungen schwelgen“.
Ein Besuch beim Veddeler Erzähl-Café.
Es ist ein reges Treiben Anfang November im großen Saal der Gaststätte Kupferkrug in Georgswerder: Überall wird gelacht, geredet, sich freudig in den Arm genommen, Fotos geguckt. Rund 70 Männner und Frauen, die meisten über 70 Jahre alt, haben sich nach rund zweijähriger, coronabedingter Pause wieder zum traditionellen Grünkohlessen des Veddeler Erzählcafés zusammengefunden. Sie alle eint dieselbe Leidenschaft: Die Liebe zur Veddel. Egal, ob auf der Veddel geboren, zugeheiratet, dort aufgewachsen und weggezogen – die Veddel haben sie nicht vergessen.
Gegründet im September 1998 auf Initiative von Pastor Thomas von der Weppen, besteht das Veddeler Erzählcafe auch 23 Jahre danach noch – und hat mehr Mitglieder als zuvor. 2007 hat Dieter Thal die Organisation übernommen und die Zahl der Teilnehmer kontinuierlich ausgebaut. „Mittlerweile kommen bei unseren regelmäßigen monatlichen Treffen rund 30 bis 40 Männer und Frauen, um in alten Erinnerungen zu schwelgen“, erklärt Thal. Zum großen Grünkohlessen reisen die alten Veddeler dann auch schon mal von weiter weg an. „Es sind schon Teilnehmer aus Cornwall/England dagewesen“, weiß Thal. Die allermeisten Teilnehmer hat es aber in die nähere Umgebung verschlagen, viele wohnen in Harburg, einige in Schleswig-Holstein. Nur drei der Teilnehmer sind bis heute auf der Veddel wohnen geblieben, Christel und Uwe Fiedler sind zwei davon. Christel Fiedler, 85 Jahre alt, ist sogar auf der Veddel geboren. An einen Umzug hat sie nie gedacht. „Ich bin hier groß geworden und ich wohne gerne auf der Veddel!“ Ehemann Uwe war früher aktiver Sportler, hat aus diesen Zeiten noch viele Kontakte – und Fotos, die sich alle immer wieder gerne zusammen anschauen. „Ich bin mit vielen hier zusammen alt geworden, kenne viele aus meiner Kindheit“, so Fiedler. Viele Freundschaften sind so über die Jahre hinweg gewachsen und bestehen teils heute noch, so wie die der Fiedlers zum Ehepaar Rosemarie und Klaus-Dieter Emme, ebenfalls regelmäßige Teilnehmer des Veddeler Erzähl-Cafés.
„Diese Treffen sind total wichtig für die Teilnehmer“, weiß Imnira Gudzevic. Die gebürtige Wilhelmsburgerin begleitet regelmäßig Günter Dehling zu den Treffen, nimmt sich dafür sogar einen halben Tag frei. „Wenn Günter nicht kommen kann, ist er sehr traurig“, erzählt die 43-Jährige, die wie Günter Dehling ebenfalls in Stelle wohnt.
Mit Dieter Thal hat das Veddeler Erzähl-Café nicht nur einen engagierten Organisator, sondern auch einen ausgewiesenen Veddel-Fachmann an seiner Seite. Ob die Geschichte der Veddel, die medizinische Versorgung auf der Veddel, oder, oder, oder – der 72-Jährige gilt als Veddel-Experte, hat schon mehrere Hefte zur Veddel verfasst und kann auf ein über die Jahre gewachsenes Bilderarchiv der Veddel zurückgreifen. „Wir bedanken uns sehr herzlich bei Dieter Thal für sein unermüdliches Engagement und die Treffen, die er immer so toll organsiert“, erklärt Wolfgang Kowalke im Namen aller Besucher des Erzähl-Cafés!
