HTB hat erfolgreich Hallen-Radsport-DM organisiert

Sechs Sportler, sechs Räder und alle simultan und harmonisch: Die Disziplin 6er Einradsport offen

Eine Hommage an den Freiherrn Karl von Drais
HTB hat erfolgreich Hallen-Radsport-DM organisiert

(pm) Harburg/Neugraben. Es war nicht anders als beim Fußball oder Handball: Die zahlreichen Fans, die aus dem Süden der Republik angereist waren, hatten Trommeln, Rasseln, Tröten und Schals mitgebracht, sie schwenkten ihre Vereinsfahnen und stimmten auf den Rängen Schlachtgesänge an: Am Freitag und Sonnabend vergangener Woche hatte sich bei der Deutschen Meisterschaften (DM) im Hallenradsport – Kunst- und Einradsport, Radball und Radpolo) – absolute Weltklasse in der Sporthalle am Neumoorstück eingefunden.

Sechs Sportler, sechs Räder und alle simultan und harmonisch: Die Disziplin 6er Einradsport offen
Platz 1 im Radpolo für Sabrina Burdalic und Maike Schott (re./rosa Trikots), hier bei einem Vorrundenspiel

Dieses sportliche Ereignis hatte der HTB erstmals nach Harburg geholt, namentlich die beiden Radsport-Fachleute im HTB, Karl-Heinz-Knabenreich und Peter Jungehülsing. Und obwohl der Norden Deutschlands ganz allgemein und Hamburg im Speziellen keine Hochburgen dieser Sportarten sind, fanden sich an den beiden Tagen 2000 Zuschauer in der Arena Süderelbe ein, um etwas Besonderes und nicht Alltägliches zu erleben. „Der Zuspruch war sehr gut und die Besucherzahlen noch besser“, freut sich der HTB-Geschäftsführer Torsten Schlage, der überall anzutreffen war: an der Kasse, in der Halle und davor, denn dort war die Gastro-Meile aufgebaut.
In der Sporthalle, in der früher die Damen des TV Fischbek Volleyball gespielt haben, bot sich ein ungewohntes Bild: Überall standen Räder mit eigenartig gebogenen Lenkern und speziellen Sätteln herum, es wurde geschraubt, der Luftdruck ein letztes Mal überprüft oder bei den Damen noch am sportlichen Outfit gezupft, denn schick wollte man auch sein.
Als erste ermittelte die Damen im Radpolo den Deutschen Meister. Den Titel holten Sabrina Burdalic und Maike Schott (RKB Wetzlar), die sich im Endspiel erst in der Verlängerung gegen Jennifer Koop und Sandra Rekebrand (RKV Obernfeld) durchsetzen konnten. Gespielt wird, ähnlich wie beim Reitsport, mit einem hölzernen Schläger, mit dem der Ball in das Tor befördert werden muss. Überflüssig zu erwähnen, dass schon in dieser Disziplin mit dem Rad spektakulärste Manöver gefahren werden. Salopp ausgedrückt: Im normalen Leben kann manch einer nicht so geradeaus fahren wie die Sportler in der Halle auf einer Kleinstfläche.

Platz 1 im Radpolo für Sabrina Burdalic und Maike Schott (re./rosa Trikots), hier bei einem Vorrundenspiel

Etwas ruppiger geht es beim Radball, den hauptsächlich Männer spielen, zu. Hier holten sich Manuel und André Kopp (ebenfalls RKV Obernfeld) Platz 1. Im Finale setztzen sie sich mit 5:2 gegen das Team des RMC Stein durch. Die Fans sind außer Rand und Band.
Dann wird es mucksmäuschenstill in der Halle, leise Musik erklingt: Die Disziplin 2er Kunstradsport Damen steht auf dem Programm. Die Damen sitzen oder stehen auf dem Lenker oder machen daselbst Handstand, die Partnerin steht auf den Schultern der Kollegin, sie fahren vorwärts und rückwärts oder freihändig, im Kreis oder auch nur auf einem einzigen Rad – Stürze bleiben nicht aus. Die Insider wird es nicht überrascht haben: Als Siegerinnen verließen die Titelverteidigerinnen Julia und Nadja Thürmer (RV Mz-Finthen) die Halle. Athletisch und doch elfengleich schienen das Thürmer-Duo über und mit seinem Sportgerät zu schweben, ganz zu schweigen vom Schwierigkeitsgrad seiner Präsentation.

HTB-Geschäftsführer Torsten Schlage (li.) und HTB-Vize Ralph Fromhagen hatten zwischendurch Zeit, die Wettkämpfe zu verfolgen 

Parallell dazu zeigen die Teams auf der zweiten Fläche im 6er Einradsport (offene Klassse, das heißt, dass Mixed-Teams an den Start gehen dürfen) ihre Kür. Die Mannschaft des VfH Worms setzt sich gegen RSV Steinhöring (Platz 2) und RV Vorwärts Neuenkirchen durch. Die jungen Damen sind außer sich vor Freude, schwenken die Blumensträuße und die Foto-Session mit den Fans und Feunden will gar kein Ende nehmen.
Eine Tragik am Rande: Die Weltmeisterin Lisa Hattemer, Favoritin im 1er Kunstrad Frauen, belegte, nachdem sie zweimal „abgestiegen“ war, einen nicht erwarteten 5. Platz. Damit war nicht nur der Deutsche Meistertitel futsch, sondern auch die Qualifikation für die nächste WM.
Mit einem Schaufahren im 4er Kunstradsport und der Siegerehrung in zahlreichen weiteren Disziplinen (1er Kunst Frauen/2er Kunst offen/4er Kunst Frauen/4er Kunst offen/1er Kunst Männer – hier holte sich erwartungsgemäß Lukas Kohl von Concordia Kirchehrenbach den Titel) gingen diese Wettkämpfe zu Ende.

Peter Jungehülsing (li.) und Karl-Heinz Knabenreich waren als Gastgeber am Rand des Geschehens in ständigem Austausch

„Ein super Wochenende mit 250 Startern und absolute sportliche Spitzenleistung hat das Publikum zu sehen bekommte“, schwärmte Karl-Heinz-Knabenreich. Wie groß der Publikumszuspruch war, lässt sich auch daran ermessen, dass dem Bratwurst-Mann, obwohl er reichlich eingekauft hatte, irgendwann die Pommes ausgingen …
Das letzte Wort soll Karl-Heinz Knabenreich, bei dem alle Fäden zusammenliefen, gehören: „Wenn der Freiherr von Drais, der vor genau 200 Jahren das Fahrrad erfunden hat, aus dem Himmel sehen könnte, welcher hochkarätige Radsport hier geboten wurde, würde er sich voller Bewunderung und respektvoll verneigen.“