„Hier muss endlich mal gehandelt werden!“

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Dorferhaltung Rübke (ADR), Andreas Bartels, CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann und der Elstorfer CDU-Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke (v.l.n.r.) informierten über die Umgehungsstraße Rübke. Fotos: mk

„Hier muss endlich mal gehandelt werden!“
CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann informierte sich in Rübke

(mk) Rübke. Man habe mit solchen Treffen vor Ort schon einige Erfahrungen gemacht. Kurz vor einer wichtigen Wahl kämen irgendwelche Spitzenpolitiker und würden Versprechungen machen. Nach der Wahl hörte man von ihnen dann nichts mehr, erklärte der Rübker Ortsvorsteher Uwe Klindworth unter Zustimmung zahlreicher Anwesender zum Schluss einer CDU-Veranstaltung zum Thema Ortsumgehung Rübke am 26. Juni. Die CDU hatte zum Lokaltermin in den Neuenfelder Hinterdeich eingeladen. Mit von der Partie war der CDU-Landtags- und Spitzenkandidat Bernd Althusmann. Sein Parteifreund Heiner Schönecke reagierte schlagfertig und verwies darauf, dass Althusmann nach der Wahl ja nicht aus der Welt sei. Er wäre immerhin CDU-Landtagskandidat für den Wahlkreis 51 und jederzeit erreichbar.
Auf seiner Wahlkampftour muss sich Althusmann natürlich auch dem langwierigen und heiklen Thema A26 im Allgemeinen und Ortsumgehung Rübke im Besonderen stellen. Laut eigener Aussage verfolge er schon seit Jahren die endlose Diskussion um die A26 mit ihren vielen Aspekten. Er hoffe, dass nach der Regierungsübernahme der CDU in Niedersachsen nach der Landtagswahl 2018 (14. Januar) in dieser Frage erfolgreich etwas verändern könne. Aber bereits jetzt möchte er mit allen lokalen Kräften eine Lösung finden, erläuterte Althusmann. Zur Erinnerung: Die schon erheblich frequentierte Ortsdurchfahrt von Rübke würde laut Expertenmeinungen im Fall einer möglichen Fertigstellung des dritten (östlich Este-Landesgrenze Niedersachsen/Hamburg, Anschlussstelle Neu Wulmstorf) und vierten (Hamburger Teil bis zur A7) Bauabschnittes der A26 noch viel stärker beansprucht. Moderate Schätzungen gehen von bis zu 10.000 Fahrzeugen pro Tag aus, pessimistischere Vorhersagen führen noch höhere Zahlen an. Nach der Fertigstellung der A26 wird der gesamte Zielverkehr aus dem süd-westlichen Hamburger Umland in die Hamburger Ortsteile Finkenwerder und Neuenfelde, aber auch weitgehend in den Hamburger Hafen und die Hamburger Innenstadt über die Anschlussstelle Neu Wulmstorf und durch die Ortschaft Rübke abfließen. Bereits jetzt diene die L235 in Rübke in Verlängerung der B3neu zur Erschließung der vorgenannten Bereiche. Die Landesstraße in der Ortsdurchfahrt sei für derartige Verkehrsbelastungen nicht geeignet. Die Häuser der Anwohner stünden auf bis zu acht Meter tiefen Pfählen im Moor und sind durch den bereits stattfindenden und noch zu erwartenden Schwerlastverkehr stark gefährdet. Zudem wäre nach jetziger Planung die Anschlussstelle Neu Wulmstorf die einzige vor dem Anschluss vor der A7. Dadurch würde Rübke noch zusätzlich belastet. In dem Fall würde durch Rübke der gesamte Schwerlastverkehr für Teile des Alten Landes, Airbus und die Pellas-Werft in Neuenfelde aufnehmen, kritisierten Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Dorferhaltung Rübke (ADR).
Bereits im dritten Bauabschnitt der A26 hatte die Gemeinde Neu Wulmstorf deswegen im Frühjahr 2009 Einwände gegen diese Planung erhoben. Stattdessen schlug sie vor, eine Abfahrt auf Hamburger Gebiet zu verlegen, um damit die Möglichkeit einer Umgehungsstraße zu gewährleisten und gleichzeitig zu verhindern, dass der Verkehr direkt nach Rübke hereinfährt. Der zu erwartende Verkehr von der neuen Anschlussstelle Neu Wulmstorf sollte nach Vorschlägen der Gemeinde mit einer nur 1000 Meter langen Umgehungsstraße an Rübke vorbeigeführt werden. Diese Umgehungsstraße würde zu Teilen auf Hamburger Gebiet verlaufen. Diese Idee wurde Anfang 2017 von der rot-grünen Landesregierung in Niedersachsen im sogenannten „Fortschrittsbericht“ abgelehnt. Es ließe sich durch den Bau der A26 keine Begründung für die Realisierung der Umgehungsstraße Rübke ableiten. Der einzige Ausweg sei, so das Land Niedersachsen, über einen „kommunalen Lösungsweg“ die Umgehung doch noch zu bauen. Der Landkreis Harburg könne dann die Umgehung Rübkes als Kreisstraße planen und realisieren.
Hört sich in der Theorie gut an, ist praktisch aber nicht zu verwirklichen: Grund: Gerade die benötigten Flächen gehören einem Landwirt, der nicht verkaufen will. Sein Vater bestätigte auf dem Treffen nochmals dessen ablehnende Haltung. Auch eine weitere Entlastungs-Variante (Nord-Süd-Verbindung), die von der Dorfgemeinschaft Rübke und der Bürgervertretung Neuenfelde-Francop-Cranz in einem Brief dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies ins Spiel gebracht worden wäre, hätte keine Chance auf Umsetzung. Die Auseinandersetzungen mit den Landwirten der letzten Jahre (Airbus-Landebahn, Umgehungsstraße Finkenwerder und A26) hätten Hamburg gereicht. Um dem Nachbarn Niedersachsen einen Gefallen zu tun, würde man sich nicht mit den Landwirten anlegen, heißt es aus den Reihen der CDU.
Schönecke zeigte sich vor allem über den SPD-Wirtschaftsminister Lies verärgert. Der habe vor der letzten Bundestagswahl 2013 bei einem Besuch in Rübke versprochen, sich für die Belange der Bürger einzusetzen. Er wollte sich auf höchster Ebene mit dem Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch zusammensetzen und an einer Lösung arbeiten. Passiert sei seit diesem Versprechen nichts. Nicht einmal eine Arbeitsgruppe sei eingesetzt worden. Schönecke: „Wem soll man noch glauben, wenn ein leibhaftiger Minister etwas verspricht, aber es nicht hält? Hier muss endlich mal gehandelt werden“, machte Schönecke seinen Unmut Luft.
Auch die frühere Rübker Ortsvorsteherin Heike Grube meldete sich zu Wort. Sie plädierte sozusagen für eine pragmatische Lösung. Wenn alles nicht helfe, müsse man halt Tempo 30 und ein Lkw-Verbot einführen. Althusmann hörte sich alle Statements ruhig an. Er mache sich für ein Treffen des niedersächsischen Ministerpräsidenten mit dem Hamburger Bürgermeister stark. Nur auf höchster Ebene könne der gordische Knoten durchschlagen werden. Es könne nicht angehen, dass Niedersachsen alle Verkehrsprobleme von Hamburg löse. Zudem müsste noch das Land Schleswig-Holstein mit ins Boot geholt werden, das indirekt von der A26 profitieren würde. Wenn Hamburg sich weiterhin verweigern sollte, müsste man wirklich Tempobeschränkungen oder ein Lkw-Verbot umsetzen. Man muss es aber auch einmal machen, so Althusmann abschließend.