Hans Leipelt – Todesurteil vor 75 Jahren

Hans Leipelt als 18-Jähriger: 1940 wurde der Wilhelmsburger Student als Halbjude aus der Wehrmacht ausgeschlossen. Foto: ein

Hans Leipelt – Todesurteil vor 75 Jahren.

Auf Spurensuche in Wilhelmsburg.

Am 29. Januar 2020 jährt sich zum 75. Mal die Hinrichtung des Wilhelmsburger Studenten Hans Leipelt im Gefängnis München-Stadelheim. Aus diesem Anlass lädt Klaus Möller, Stolperstein-Initiative Hamburg, am Sonntag, 2. Februar, um 15 Uhr, zu einem kostenlosen Rundgang auf den Spuren dieses Widerstandskämpfers und seiner Familie in Wilhelmsburg ein. Er beginnt an der Ecke Georg-Wilhelm-Straße/Rotenhäuser Straße und dauert circa 75 Minuten.
Die Familie Leipelt wohnte in der NS-Zeit in der damaligen Kirchenallee (heute Mannesallee), in unmittelbarer Nähe der evangelisch-lutherischen Reiherstiegkirche. Hans Leipelt, geboren am 18.7.1921, und seine Schwester Maria, geboren am 13.12.1925, besuchten die Wilhelmsburger Oberschule (heute: Stadtteilschule Wilhelmsburg) in der Rotenhäuser Straße. Ihr Vater, Dipl.-Ing. Konrad Leipelt, war technischer Direktor der Wilhelmsburger Zinnwerke in der Neuhöfer Straße. Er war verheiratet mit Dr. Katharina Leipelt, geborene Baron, deren Eltern zu den österreichisch-ungarischen Jüdinnen und Juden gehörten, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in großer Zahl zum Christentum übergetreten waren.
In der NS-Zeit wurden auch diese Juden christlichen Glaubens zu Staatsfeinden erklärt und als ‚Nichtdeutsche‘ verfolgt. Im März 1938 nahm sich Katharina Leipelts Bruder in Wien das Leben. Im August 1940 wurde Hans Leipelt als ‚Halbjude‘ aus der Wehrmacht ausgeschlossen, und im Juli 1942 wurde seine Großmutter nach Theresienstadt deportiert.
Als Konrad Leipelt drei Monate später einem überraschenden Herzschlag erlag, verloren seine Frau und seine Kinder ihren letzten Schutz. Nach drei Trimestern musste Hans Leipelt sein Chemiestudium in Hamburg abbrechen. Mit viel Glück bekam er am Chemischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität in München einen neuen Studienplatz. Im Oktober 1943 wurde er dort von der Gestapo verhaftet, Er hatte Geld für die Familie des hingerichteten Professors Kurt Huber, eines Mitglieds der ‚Weißen Rose‘, gesammelt und war denunziert worden war. Außerdem hatte er das letzte Flugblatt der ‚Weißen Rose‘ vervielfältigt und in Hamburg und München unter Freunden verteilt. Bald darauf wurden auch seine Mutter und seine Schwester in Hamburg verhaftet. Katharina Leipelt wurde am 9. Dezember 1943, kurz nach ihrer Festnahme, tot in ihrer Zelle im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel aufgefunden.
Hans Leipelt wurde am 13. Oktober 1944 vom Zweiten Senat des Volksgerichtshofs wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt und am 29. Januar 1945 im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Am 14. April 1945 befreiten amerikanische Truppen seine Schwester aus der Haft in Bayreuth.