Hamburg Towers setzen mit Sieg Ausrufezeichen vor Rekordkulisse

Hamburg Towers setzen mit Sieg Ausrufezeichen vor Rekordkulisse.

Trainer: Spiel war Werbung für den deutschen Basketball.

Was in der ersten Hälfte wie der nächste enttäuschende Auswärtsauftritt aussah, wurde dank einer der stärksten Leistungen nach dem Seitenwechsel zu einem Statement im Aufstiegskampf. Im Spitzenspiel der 2. Basketball-Bundesliga bezwangen die Hamburg Towers ihren bis dato punktgleichen Verfolger – und Aufsteiger – Rostock Seawolves mit 74:68 (55:55, 36:43, 14:19). Durch den Erfolg im Nord-Derby festigte die Mannschaft von Headcoach Mike Taylor den dritten Platz und beendete die sechs Spiele währende Siegesserie der Hausherren.
Neuzugang Max Montana (siehe gesonderter Bericht) musste sich zum Debüt zunächst mit einem Platz auf der Bank begnügen. Wie gewohnt begannen Scootie Guyton, René Kindzeka, Drew Barham, Beau Beech und Jannik Freese. Vor grandioser Atmosphäre und herausragender Kulisse von 4579 Zuschauern in der ausverkauften Rostocker Stadthalle (ProA-Rekordkulisse) tauschten beide Teams in der Anfangsphase die Schläge aus wie zwei Federgewichtsboxer im Mittelgewichterkörper. Das Spiel war enorm temporeich und offensiv geprägt – was das Publikum, darunter gut 100 mitgereiste Hamburger Fans, freilich noch stärker animierte. Die Gastgeber zogen mehr Energie daraus und setzten sich auf 15:9 (6. Minute) ab. Für Montana, der vorübergehend im Trikot mit der Nummer 17 des aussetzenden Marius Behr auflief, hatte die Warterei bei 2:25 verbleibenden Minuten ein Ende. Und der Deutsch-Amerikaner nahm direkt Einfluss aufs Geschehen, erzwang ein Überschreiten der Wurfuhr seitens der Seawolves. Sein erster Wurf, ein Dreier aus der linken Ecke, verfehlte sein Ziel indes. Zum Viertelende lag der Gastgeber mit 19:14 vorne.
Mit einem Drei-Punkt-Spiel setzte Montana im zweiten Abschnitt die erste Duftmarke (17:22/12.). Den Hansestädtern aus dem Osten gelang es jedoch gut, die Hansestädter aus dem Norden vom Korb fernzuhalten. Die Distanzwürfe, die das Taylor-Team dementsprechend reichlich nahm, fielen unterdurchschnittlich, schlampige Ballverluste reihten sich aneinander, weswegen der Rückstand anwuchs. Ein Alley-Oop-Dunk von Tom Alte über Justin Raffington versetzte den Towers einen bösen Tiefschlag (21:30/15.). Doch in den Seilen hängend, befreite sich der Gast, indem er auf eine Zonen-Verteidigung wechselte. Dann die – nur vorübergehende – Wende: Nun war es Seewölfe-Trainer Milan Skobalj, der bei 33:29-Führung per Timeout versuchte, eine Kurskorrektur durchzuführen (17.). Was mit Bravour gelang, denn zwei Minuten später musste Taylor nach einem 0:5-Lauf die einminütige Pause beanspruchen. In die Halbzeit ging es beim Stand von 43:36 für den Aufsteiger.
Umgehend nach Wiederbeginn keimte Hoffnung bei den Hamburgern auf. Sieben unbeantwortete Punkte glichen die Partie aus (43:43/23.). Es dauerte 4:36 Minuten und 13 Towers-Zähler, ehe sich Rostock im dritten Viertel erstmals auf dem Scoreboard verewigt hatte (45:49/25.). Nun war es der Tabellendritte, der dank eines aggressiveren Defensivschemas Turnover seines direkten Verfolgers erzwang und für Höhepunkte wie einen Montana-Dunk sorgte. Unachtsamkeiten verhalfen Rostock zum 55:55 nach 30 Minuten.
Es dauerte nicht lange, da ballte Taylor im Schlussabschnitt jubelnd die Faust. Barham produzierte verlässlich wie eh und je. Zwischenzeitlichen führten die Gäste 64:55 (34.) Es waren die so genannten Swing-Plays, die die Towers endgültig auf die Siegerstraße beförderten. Ein Block in der Defense, der vorne in einen Korbleger konvertiert wurde; ein Loose-Ball, dem beherzt nachgegangen wurde – Einsatz, Taktik und individuelle Qualität passten an diesem Nachmittag, sodass die Anhänger der Gäste in den Schlusssekunden „Auswärtssieg“ skandieren durften.
„Dieses Spiel war Werbung für den deutschen Basketball. Die Kulisse in Rostock ist fantastisch, ich bin beeindruckt, was hier aufgebaut wird und habe viel Respekt vor dem Team der Seawolves. Auf meine Mannschaft wiederum bin ich sehr stolz. Sie hat genau die Reaktion gezeigt, die ich mir nach der Enttäuschung gegen Heidelberg erwartet habe, die Defensive war überragend“, sagte Taylor. Wermutstropfen: René Kindzeka verletzte sich, das Spiel war damit für ihn beendet.
Die Aufgaben für die Towers werden nicht einfacher. Nächster Gegner sind die seit Wochen überragenden PS Karlsruhe LIONS, die am 9. Februar um 19.30 Uhr in der edel-optics.de-Arena gastieren. Wie ausgelichen die Liga ist, zeigen die zum Teil überraschenden Ergebnisse des 21. Spieltages, die den Hamburgern zum Teil in die Hände spielten. Spitzenreiter Chemnitz verlor in Quakenbrück (Platz 10) überraschend 96:103, der hartnäckige Towers-Verfolger Heidelberg, der den Wilhelmsburgern letzte Woche eine Heimniederlage beschert hatte, musste sich jetzt vor heimischem Publikum Nürnberg (Platz 9) mit 71:79 geschlagen geben, während Trier (Platz 7) vor heimischer Kulisse überraschend hoch – 55:95 – das Nachsehen gegen Hanau (Platz 15) hatte.