Großes Interesse an lokaler aktueller Kunst

Kunstleihe -Sabine Schnell vom Team der Kunstleihe hatte wegen Corona viel Zeit für die Erfassung der Kunstwerke

Großes Interesse an lokaler aktueller Kunst.

Neuer Internetauftritt der Kunstleihe Harburg.

Die Kunstleihe Harburg hat in ihrem gerade mal anderthalbjährigen Bestehen lokale Kunst für viele einfacher zugänglich gemacht. Zu dem analogen Erlebnis kommt nun – ganz corona-like – das digitale hinzu: Die eigene Website ist nun online. Die Kunstleihe Harburg (Meyerstraße 26, Tel. 30096948, E-Mail kunstleihe@sued-kultur.de), in der seit Anfang 2019 zeitgenössische lokale Kunst aus Harburg für drei Monate und für nur 6 Euro für Zuhause, das Büro oder das homeoffice leihbar ist, hat jetzt ihr neues Webportal online gestellt: www.kunstleihe-harburg.de.
War bisher nur ein Werksverzeichnis über die Initiativseite SuedKultur verfügbar, hat der mittlerweile eigenständige und als gemeinnützig anerkannte Verein Kunstleihe Hamburg nun ein umfassendes digitales Portal ins Leben gerufen. Dort sind nicht nur die rund 200 Werke von Künstlern wie Petra Hagedorn, Anke de Vries, Yvonne Lautenschläger oder Harald Finke zu sehen. Sie können auch dort reserviert werden. Das Portal dient aber nicht nur dem Kunstinteressierten als Werksverzeichnis, sondern es ist über Schnittstellen mit dem Museumsportal der Museumsgenossenschaft digicult (http://www.museen-sh.de) verbunden. Digicult mit Sitz in Kiel wurde gegründet, um Museumsbestände nach und nach zu digitalisieren und so nicht nur hinsichtlich ihrer Herkunft verfügbar zu halten, sondern auch für die Nachwelt zumindest in digitaler Form zu erhalten und sichtbar zu machen.
„Das Prinzip hat uns von Beginn an gut gefallen, obwohl wir ja kein Museum sind. Aber durch diese technische Möglichkeit können auch wir auf lange Sicht die aktuelle Kunst Harburgs ins digitale Gedächtnis bringen und sichtbar machen. So sind Werke von verstorbenen Harburger Künstlern wie Margrit Rohmann, Theo Stenzel oder Klaus W. Mitransky erfasst und geben Einblick in ihr Schaffen. Dadurch, dass diese Kunst zudem durch die Ausleihe in viele private Haushalte kommt, bleibt die Kunst aktuell“, so Sabine Schnell vom Team der Kunstleihe.
Das alles wäre dem unentgeltlich und ehrenamtlich arbeitenden Verein „aus sich selbst heraus“ nicht möglich gewesen, wohl aber durch die Mitgliedschaft im Artothekenverband Schleswig-Holsteins, der sich nun auf Schleswig-Holstein/Hamburg erweitert hat.
„Die mittlerweile gut 70 Dauerleihenden, die je 2-3 Werke alle Vierteljahr wechseln und so gesamt über 100 Werke aktiv nutzen, beweisen uns, wie groß das Interesse an aktueller Kunst im Bezirk ist“, so Schnell. „Da unser Bestand nun schon binnen kurzer Zeit auf gut 200 Werke angewachsen ist, sind wir froh, diesen Schritt frühzeitig angedacht und umgesetzt zu haben. Denn ältere Artotheken (wie andernorts Kunstleihen seit den 80er-Jahren meist bezeichnet werden) arbeiten noch mit Karteikarten, und die riesigen Bestände später digital zu erfassen, wird zunehmend schwerer, zeitintensiver und so auch kostspieliger.“ Auch das Harburger Kunstleihe-Team hatte dafür schon viel Zeit investieren müssen. Die Werke zu fotografieren, mit Inventarnummer, Werksname, Technik, Maßen oder Jahrgang zu versehen, wegen der Urheberrechte mit einem Wasserzeichen zu schützen, in der Datenbank der digicult-Genossenschaft einzupflegen und von dort wieder zur neuen Website zu importieren, kostete viel Zeit und auch Geld.
„Jetzt aber haben wir erst mal die aktuellen Werke erfasst und neu hinzukommende sind dann immer mal wieder einzufügen“, so Sabine Schnell, die als selbstständige Grafikerin dies auch nur schaffen konnte, weil wegen der Corona-Pandemie derzeit Aufträge im eigentlichen Broterwerb brach liegen. „Wir hatten für die Programmierung als auch Erfassung der Werke bei verschiedenen Stellen um Zuschüsse gebeten. Aber bei uns entstand der Eindruck, dass zwar alle von Digitalisierung reden, aber kaum wissen, was es wirklich damit auf sich hat“.
Neben dem Werksverzeichnis findet der Portalbesucher aber auch Kursangebote aus dem Kunstbereich als auch kommende und aktuelle Ausstellungen lokaler Künstler oder Ausstellungsorte wie dem Kunstverein Bahnhof Harburg. Und ein „Blog“ wird künftig nicht nur über die hintergründige Arbeit des Kunstleihe-Teams informieren, sondern etwa auch Erfahrungsberichte von Kunstleihenden abbilden.
Mittlerweile will die künstlerische Gruppe aus der „Kunstklink Eppendorf“ (vormals „Kulturhaus Eppendorf“) dem Beispiel Harburgs folgen und eine Kunstleihe mit den örtlichen Künstlern auf den Weg bringen. „Wir haben ihnen nicht nur unsere gesammelten Erfahrungen zur Verfügung gestellt, sondern auch über das Portal berichtet. So wie es aussieht, wird Hamburg dann eine Kunstleihe mit zwei Standorten und wohl mehr als 300 Werken lokaler Künstler online finden. Dann kann auch die lokale Kunst aus der 2. und 3. Reihe aus dem Schatten der Prominenz sichtbar und wahrnehmbar werden.“