„Gewalt ist nicht OK!“

„Gewalt ist nicht OK!“.

Plakataktion zu häuslicher Gewalt.

„Was tun, wenn mein Partner mich oder meine Kinder schlägt?“ – Vor dieser Frage stehen viele Frauen und auch Männer, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind. In Erwartung, dass gerade in der Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen während des Corona-Lockdowns die Zahlen der Opfer gestiegen sind, hat eine Initiative von sozial aktiven Menschen auf der Veddel speziell für die Veddel eine Plakataktion ins Leben gerufen. Seit gut zwei Wochen hängen im ganzen Stadtteil – Treppenhäuser, Einrichtungen, Kitas, Geschäften, öffentlichen Plätzen, in der Apotheke – Plakate, die für das Thema ‚Häusliche Gewalt‘ sensibilisieren sollen und für Betroffene Hilfe anbieten. „Gewalt ist nicht OK, Hol Dir Hilfe, alles anonym und kostenlos“ – in den Sprachen Albanisch, Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Serbo-kroatisch und Farsi stehen diese Botschaften präsent auf den Aushängen, darunter verschiedene Telefonnummer und E-Mailadressen für Hilfsangebote.
Entstanden ist die Idee zur Plakataktion bei einem Treffen von Einrichtungen und Initiativen, die auf der Veddel aktiv sind. „Die Krisensituation trifft besonders sozialschwache Stadtteile wie die Veddel“, erklärt Mit-Initiatorin Monika Wittorf von der Poliklinik Veddel. Vertraulich und anonym können sich die Opfer Hilfe holen. „Viele haben Angst vor den Behörden“, weiß Monika Wittorf. Aber nicht nur direkt Betroffenen wird geholfen, auch Angehörige oder Nachbarn können sich an die Beratungsstellen wenden, wenn sie mitbekommen, dass jemand Opfer von häuslicher Gewalt geworden ist. „Wegschauen ist keine Option! Wir helfen ihnen dann und überlegen gemeinsam, wie man weiter vorgehen kann“, erzählt Tina Röthig, ebenfalls von der Poliklink Veddel. Und: Das Angebot gilt nicht nur für Frauen, auch Männer können Opfer von häuslicher Gewalt werden!
Dass diese Sensibilisierung dringend notwendig ist, zeigt eine repräsentative Studie, die von der TU München und dem RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Anfang Juni rausgegeben wurde. Dafür wurden rund 3.800 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren online nach ihren Erfahrungen befragt. Demnach wurden rund drei Prozent der Frauen in Deutschland in der Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen zu Hause Opfer körperlicher Gewalt, 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner vergewaltigt. In 6,5 Prozent aller Haushalte wurden Kinder gewalttätig bestraft. Waren die Frauen in Quarantäne oder hatten die Familien finanzielle Sorgen, lagen die Zahlen deutlich höher. Nur ein sehr kleiner Teil der betroffenen Frauen nutzten Hilfsangebote.

Hier bekommen Opfer Hilfe:
Psychologische Beratung in der Poliklinik
Veddel psychberatung@poliklinik1.org
Veddel Hotline ✆ 0152 02563582
Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ✆ 08000 116016 Tag und Nacht erreichbar, Beratung in allen Sprachen
Hamburger Frauenhäuser (Tag und Nacht)
Notruf: ✆ 040 800041000
Kinder- und Jugendtelefon ✆ 111116
Hilfe für Jungen und Männer ✆ 040 426-62398
Elterntelefon
✆ 040 55001110800