Geschichte vor der Haustür

pm -Gisela und Rolf Wiese: Der Kreiskalender hat eine treue Leserschaft und wird jahrein jahraus erwartet.

Geschichte vor der Haustür.

Kreiskalender 2019: Technisierung der Landwirtschaft.

Seit mittlerweile 36 Jahren erscheint der Kreiskalender für den Landkreis Harburg und ist, wie die Herausgeber – seit 1985 sind es Gisela und Rolf Wiese – betonen, „bis heute ein wichtiges Mitteilungsorgan unserer Region geblieben“, und ein beispielhaftes darüber hinaus, denn es gibt deutschlandweit aktuell kaum eine ähnlich geartete Publikation. Bereits Willi Wegewitz, langjähriger Direktor des Helms-Museums und 1953 Gründer des Freilichtmuseums am Kiekeberg, hatte schon damals erkannt, „dass uns so ein Kommunikationsorgan hier fehlt.“ Dieses Kommunikationsorgan 2019 liegt nun vor und es ist das, was von ihm erwartet wird: ein volkskundliches Jahrbuch. Sprach der Kreiskalender in seiner Anfangszeit (damals im DIN A4-Format) noch eine eher ländliche Bevölkerung an und wartete u.a. noch mit einem – damals wichtigen – Trächtigkeitskalender auf, so setzt er seit einer Reihe von Jahren immer ein Schwerpunktthema in den Vordergrund, das sich, so Gisela Wiese, „zumeist von selbst ergibt.“ Diesmal ist es die „Technisierung der Landwirtschaft ab 1850 bis heute.“ Gleich sechs Beiträge, darunter einer von Rolf Wiese selbst, widmen sich diesem Thema. Der Direktor a.D. des Freilichtmuseums stellt den Landwirtschaftsgelehrten Albrecht Daniel Thaer in den Mittelpunkt, ein Mann, der Anfang des 19. Jahrhunderts in einer Reihe von umfangreichen Büchern neues Wissen und neue Technik publik machte, Geräte, die unter anderem auch von Elkan & Co. sowie H.C. Eddelbüttel aus Harburg auf den Markt kamen. Ins Detail geht dann Otto Puffahrt, ein langjähriger treuer Wegbegleiter des Kreiskalenders. Er befasst sich mit dem Angebot von landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen in der Hamburger Ausstellung von 1863. Sie hatte, nach heutigen Maßstäben, das Format einer Weltausschtellung, entsprechend umfangreich und beeindruckend war der Ausstellumngskatalog. Die Drucklegung seines Artikel konnte der Autor nicht mehr erleben. Er verstarb anfang des Jahres.
Beiträge über Mergelkuhlen als Zeugen einer vergangenen Agrartechnik, ländliche Versicherungsvereine, die Entwicklung der Rinderzucht und Hightech im Rinderstall ergänzen das Schwerpunktthema.
Die plattdeutsche Abteilung verschlägt die Leser diesmal nach Regesbostel und Sittensen. Die Regionalgeschichte erlaubt sich einen Sprung in das benachbarte Harburg (das bis zum Großhamburg-Gesetz der Nazis Teil des Landkreises war). Rüdiger Articus, ehemaliger Kustos des Helms-Museums, stellt eine bislang unbekannte Ansicht von Harburg aus dem Siebenjährigen Krieg vor, die sich, eingebunden in einen Graphikband, im Besitz der Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel befindet. Sie trägt den Titel „Abbildung und Belagerung des Schloßes und der Vestung Harburg.“ Aus aktuellem Grund widmet sich indessen Klaus-R. Rose der Geschichte des Wolfes im Landkreis. Nicht fehlen dürfen auch diesmal die Rubriken „Kultur im Landkreis“ und „Natur und Umwelt“ sowie ein Bericht aus dem Patenkreis Schloßberg. Aktuelle Informationen aus dem Landkreis beschließen die jüngste Ausgabe des Kreiskalenders (13 Euro/Auflage: 3500) mit genau 208 Seiten und – aus drucktechnischen Gründen – keine mehr, aber auch keine weniger. Stefan Zimmermann, Nachfolger von Rolf Wiese als Direktor des Museums, stellte fest: „Hier liegt ein weiteres lesenwertes Kapitel von Geschichte vor der Haustür vor.“