Geplante Fusion mit der Volksbank Lübeck geplatzt

Vorstandssprecher Dr. Reiner Brüggestrat (li.) wird im Herbst in den Ruhestand treten. Die Aufgabe des Vorstandssprechers übernimmt dann Thorsten Rathje.

Digitaler werden, Volksbank bleiben

Geplante Fusion mit der Volksbank Lübeck geplatzt

(gd) Hamburg. Eigentlich sollte am Mittwochabend die erste digitale Fusionsvertreterversammlung der Hamburger Volksbank und der Volksbank Lübeck stattfinden. Doch es kam ganz anders. Die Vertreterinnen und Vertreter der Volksbank Lübeck haben sich am Abend zuvor in einer digitalen Abstimmung gegen eine Fusion ausgesprochen. Der durch Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagene Zusammenschluss hat die erforderliche Mehrheit von 75 Prozent verfehlt. „Diese hanseatische Allianz wäre ein großer Schritt in der genossenschaftlichen Demokratie gewesen“, so der Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank, Dr. Reiner Brüggestrat. Die Enttäuschung war ihm anzusehen, ebenso wie Peter Kling, dem Vorstandsmitglied der Volksbank Lübeck, der am Mittwochvormittag anlässlich der Bilanzpressekonferenz der Hamburger Volksbank vor Medienvertretern ein Statement abgab. Die Entscheidung der Hamburger stand noch aus, „hat sich nun aber erledigt“, stellt Brüggestrat fest. „Die rationalen Gründe sprachen für eine Fusion. Warum sich die Vertreter in Lübeck dagegen entschieden haben, ist schwer zu beurteilen. Wir bedauern sehr, dass der Aufsichtsrat und der Vorstand der Volksbank Lübeck seine Vertreter nicht von den Vorteilen der Fusion überzeugen konnten. Zukunft zu gestalten war unser Ziel.“, so der Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank. Über einen zweiten Anlauf wollen die Banken vorerst nicht sprechen.
Dann ging es während der Bilanzpressekonferenz allerdings auch um Zahlen und Fakten aus dem zurückliegenden Geschäftsjahr. „Die Ertragslage 2019 war wie erwartet gut und die Vermögenslage der Hamburger Volksbank ist von einer guten Eigenkapitalausstattung geprägt“, versichern der in der zweiten Jahreshälfte scheidende Vorstandssprecher Dr. Reiner Brüggestrat ebenso wie sein Nachfolger, Vorstandsmitglied Thorsten Rathje. Gleichzeitig stellten die beiden Vorstandssprecher fest, dass sich das Verhalten der Kunden schon seit längerer Zeit immer mehr verändert – „eine Abstimmung mit den Füßen“, wie Brüggestrat die Nutzung des Online-Angebotes seines Hauses bezeichnet. „Sowohl unsere Privat- als auch die Firmenkunden kontaktieren uns zunehmend digital und suchen für das alltägliche Banking nicht mehr die Filialen auf.“ Seit Ende 2018 entwickelt die Hamburger Volksbank mit großem Zuspruch mehr Kundennähe auch über digitale Kanäle – mit Serviceexzellenz, einer hohen Frequenz an Telefonaten und zunehmend auch mit qualifizierter Beratung. Dafür wird die Anzahl von 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich bis Ende Oktober auf 33 Stellen aufgestockt. Darunter sind auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Filialen, die nach der Corona-Krise nicht wieder geöffnet werden. „Nach einer umfangreichen Standort-Auswertung haben wir entschieden, 10 Standorte dauerhaft zu schließen und in neue attraktive Präsenzen zu investieren“, so Brüggestrat. Zukünftig will die Genossenschaftsbank mit 15 Standorten auskommen.