Freundeskreis ehrt den Mann mit Baskenmütz in einer Gedenkfeier

Foto: Stadtmuseum Harburg -Carl Ihre: Harburger Schloss

Freundeskreis ehrt den Mann mit Baskenmütz in einer Gedenkfeier.

100. Geburtstag des Harburger Künstlers Carl Ihrke.

In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag des Harburger Künstlers Carl Ihrke zum 100. Mal. Am 18. September ehrte der Carl Ihrke-Freundeskreis den beliebten Maler und Grafiker im Rahmen einer Gedenkfeier im Stadtmuseum Harburg. „Ihrke gilt als einer der populärsten Harburger Künstler der Nachkriegszeit“, so Rainer-Maria Weiss, Hausherr und Direktor des Archäologischen Museums Harburg. Alte Harburger erinnern sich noch an den Künstler, der oft im Freien arbeitete und um den sich manche Anekdote rankt. Die Baskenmütze war sein Markenzeichen und mit seiner unprätentiösen Art war er der Liebling der regionalen Bevölkerung.
Der 1921 in Harburg geborene und 1983 verstorbene Künstler, der auch in Paris, auf Helgoland und auf Sylt wirkte, hat sich in Holzschnitten, Aquarellen und Linolschnitten immer wieder mit „seinem Harburg“ auseinandergesetzt. Diese Arbeit trug ihm den Ruf des Harburg-Chronisten ein. In seinem Werk dokumentiert er den Wandel des Harburger Stadtbildes durch die stetige Zerstörung historischer Bausubstanz und traf damit den Nerv der Bevölkerung. „Er lebt fort in vielerlei Beziehung“, so Weiss weiter und verwies auf einige wenige Exponate aus dem Fundus des Museums, die an diesem Tag ausgestellt waren – in der Hauptsache Linolschnitte. Wie Weiss ankündigte, wird das Museum in Zusammenarbeit mit der Harburger Kunstleihe eine Kollektion erstellen, die über eben diese Kunstleihe das Ihrke-Werk der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte.
Das Stadtmuseum Harburg veranstaltete aus gegebenem Anlass – gemeinsam mit dem Carl Ihrke-Freundeskreis – am Sonnabend vergangener Woche eine Gedenkfeier. Im Rahmen der Veranstaltung präsentierte das Museum einen kleinen Querschnitt durch das Werk des Künstlers. Anwesend waren auch einige ehemalige Weggefährten Carl Ihrkes. Des Licht der Welt hatte er in einem Haus erblickt, das genau gegenüber vom Archäologischen Museum gestanden hat: der vormalige „Thüringer Hof“ seiner Eltern in der Lindenstraße, heute Knoopstraße. Im Krieg schwer beschädigt, musste das Haus nach 1945 abgerissen werden. Was übrig blieb, war eine nie sanierte Brachfläche voller Schlaglöcher, die als Parkplatz diente und ein später in direkter Nachbarschaft errichteter (und mittlerweile wieder abgerissener) Bau einer Polizeiwache.
Einen Einblick in die Ihrke-Vita gewährte Jürgen Ehlers als Mitglied des Freundeskreises. Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete Ihrke mehrere Spielzeiten als Bühnenbildner am Harburger Theater und gestaltete die Fenster im Harburger Rathaus, in der Heimfelder Friedrich-Ebert-Halle (1950 eingeweiht), in der St. Johannis Kirche und auch in der Friedhofskapelle Neugraben. Bereits ab 1949 war er als freier Maler unterwegs, vergaß darüber hinaus aber nicht seine Leidenschaft: Er sammelte Lithographien von Picasso, Porzellan, Kafka-Ausgaben und einiges mehr. Sein Geld hat er in Kunst angelegt. Mit Gleichgesinnten hat er sich oft und gerne in der „Hexenklause“ (hinter dem Harburger Amtsgericht), die es heute auch nicht mehr gibt, getroffen.
Auch heute erinnert noch manches in Harburg an den Künstler: Der Fischbrunnen in der Lämmertwiete stammt von ihm und ist Teil des Harburger Kunstpfades – selbst wenn die Original-Fische bis auf einen Aal schon einmal entwendet und durch ein Remake ersetzt wurden. Sogar eine Straße in Harburgs Altstadt – ein Teil der Hermann-Maul-Str. – wurde auf Betreiben von Siegfried Bonhagen, vormals CDU-Abgeordneter in der Bezirksversammlung Harburg und kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion, nach Ihrke benannt. Beigesetzt wurde er am Neuen Friedhof. Sein Grabstein hat mittlerweile ebendort seinen Platz im „Grabsteinmuseum“ gefunden.