FlohZinn muss zum zweiten Mal pausieren

Besucherinnen und Besucher des Flohmarkts in den Wilhelmsburger Zinnwerken standen am vergangenen Wochenende vor verschlossenen Toren. Foto: au

FlohZinn muss zum zweiten Mal pausieren.

Statik der Zinnwerke wird geprüft.

Viele Menschen kamen vergangenen Sonntag vergeblich zu den Wilhelmsburger Zinnwerken. Wo eigentlich jeden ersten Sonntag im Monat der FlohZinn, ein Kulturflohmarkt, stattfindet, fanden die Besucherinnen und Besucher verschlossene Tore vor. Daran befestigt: Schilder mit dem Hinweis, dass der FlohZinn auch im Februar pausieren müsse. Bereits im Januar durfte der Flohmarkt nicht stattfinden. Der Grund: „Ein neu eingereichtes Gutachten zur Statik der Dachkonstruktion wird derzeit geprüft“, erklärt Sorina Weiland, Pressesprecherin des Bezirksamtes Hamburg-Mitte. Wie lange der FlohZinn noch pausieren müsse, konnte Weiland nicht sagen. „Ohne ein eindeutiges Ergebnis gibt es keinen FlohZinn!“
Für Verkäufer, die regelmäßig auf dem FlohZinn verkaufen, keine schöne Situation: „Ich betreibe im Stadtteil eine Werkstatt, in der ich Dinge herstelle, die Leuten helfen, weniger Müll zu produzieren. Beispielsweise wiederverwendbare Wattepads aus Bio-Baumwolle. Es war ein komisches Gefühl, von der Absage des Flohzinns zu erfahren. Ich bin immer gerne hier, weil ich hier auf Eltern aus dem Kindergarten oder andere Leute treffe und endlich mal Zeit habe, mich auszutauschen. Hier wird viel geredet, erstaunlich viel für Norddeutschland. Der Flohzinn hat es mir immer sehr leicht gemacht, etwas zu verkaufen. Privat kann ich hier Kinderklamotten wieder in Umlauf bringen und das, ohne mit dem Auto in die Innenstadt fahren zu müssen. Und als Unternehmerin kann ich mich dem Stadtteil präsentieren. Gerade, wenn man kein eigenes Ladengeschäft hat, ist das total wichtig“, erzählt beispielsweise Nike Praglowski, 36, Unternehmerin. Plattenverkäufer Michael Weinmann ist erbost über den derzeitigen Stand der Dinge: „Wenn die Stadt Hamburg es nicht schafft, in irgendeiner Form wenigstens den vorderen Teil als Mehrzweck- und Eventhalle zu erhalten und damit konzeptionell auch den FlohZinn zu erhalten, hat sie hier einen Stadtteil auf den Barrikaden. Das muss ein Ort bleiben, der für alle Bewohner des Stadtteils zugänglich bleibt!“ Damit kritisiert er nicht nur die Stilllegung des Flohmarktes, sondern auch den derzeitigen Konflikt zwischen der Hamburg Kreativ Gesellschaft und den Nutzern der Zinnwerke (der Neue RUF berichtete).
Dass der FlohZinn im März wieder stattfinden kann, dafür will Bezirksamtsleiter Falko Drossmann sorgen: „Gemeinsam mit den Initiatoren des FlohZinns arbeiten wir im Bezirksamt an einer Lösung, damit diese so wichtie Institution für den Stadtteil Wilhelmsburg erhalten bleibt. Die wohlwollende Prüfung der eingereichten Unterlagen dauert noch an – wir tun im Rahmen der rechtlichen Vorgaben unser Möglichstes, um den FlohZinn ab März wieder stattfinden zu lassen“.
Klaus Lübke, SPD-Lokalpolitiker, appelliert an alle: „Als Veranstalter hat man die Verantwortung für die Sicherheit seiner Gäste. Genau so, wie ein Lkw-Fahrer Verantwortung für funktionierende Bremsen hat. Wenn ein kaputter LKW der Polizei auffällt und aus dem Verkehr gezogen wird, würde niemand nach der Politik rufen. Die Unfallverhütungsvorschriften gibt es nicht aus Spaß, sondern weil Menschen zu Schaden gekommen sind, und wir daraus gelernt haben. Es ist jetzt wichtig, eine Lösung für den Flohmarkt, den wir alle so mögen, zu finden und dabei die Vorschriften einzuhalten. Ich appelliere an alle, bei der Lösung an einem Strang zu ziehen!“