Endlich das tun dürfen, wozu sie da sind: Gegen Corona impfen!

pm -Dr. med. Niels Homann darf seit Mittwoch endlich auch gegen das Coronavirus impfen

Endlich das tun dürfen, wozu sie da sind: Gegen Corona impfen!.

Hausärzte dürfen endlich zur Spritze greifen.

Lange Zeit durften sie nicht und mussten warten, obwohl sie – so die einhellige Meinung – von Amts wegen dazu prädestiniert sind: die Hausärzte. Sei letzter Woche dürfen sie nun endlich auch zur Spritze greifen und ihre Patienten gegen das Coronavirus impfen. Dr. med. Niels Homann aus Finkenwerder ist einer von etwa 1200 Hausärzten in Hamburg, der in die Impfkampagne eingestiegen ist, damit seinen Patienten endlich zuteil wird, worauf viele schon die längste Zeit warten. 18-50 Dosen pro Woche kann ein niedergelassener Arzt bestellen, 18 hat Dr. Homann für den Impfstart in seiner Praxis am Mittwoch bekommen. „Alle von Biontech“ freut er sich, aber es können von Mal zu Mal auch andere sein. Geordert wird der Impftsoff in der Apotheke, und die wiederum erhält ihn vom Großhandel. Den Patienten steht es frei, ein Serum auch abzulehnen, bis das Präparat ihrer Wahl wieder vorrätig ist, denn jeder soll tatsächlich nur den Impfstoff bekommen, den er auch gerne möchte, erläutert Homann. Denn der Impfling muss sich sicher fühlen. Dazu gehört auch, dass er nach der Impfung noch 15 Minuten in der Praxis ausharren muss – für den Fall der Fälle.
Natürlich müssen sich auch die Hausärzte an die Priorisierung durch die Altesklassen halten, wissen aber aufgrund der Krankenakten am besten, welcher ihrer Patienten mit welchen Vorerkrankungen und in welcher Reihenfolge eine Einladung zum Impfen bekommen. Dr. Homanns Sprechstundenhilfen nehmen in einem ersten Schritt den Kontakt mit den Impflingen auf und vereinbaren Termine parallel zum normalen alltäglichen Praxisbetrieb, der weiter gehen muss. Die Impfung selber ist eine Angelegenheit von einigen wenigen Wimpernschlägen, das vorhergehende Beratungsgespräch dauert dann schon mal 10-15 Minuten, von Fall zu Fall. Die Frauen und Männer, die bei Dr. Homann in den Genuss der Impfung gekommen sind, legten alle Wert auf Biontech, und freuen sich darüber hinaus, nicht nur geimpft worden zu sein, sondern auch, dass sie – für manchen ein schwieriges Unterfangen – den weiten Weg zum Impfzentrum nicht mehr antreten müssen und das Ganze im eigenen Stadtteil erledigen können. Aus manchen Impfzentren habe er erfahren, berichtet der Hausarzt, dass man dort gemurrt habe, weil man sich den immer noch knappen Impfstoff (siehe die Diskussion um AstraZeneka und Johnsen & Johnson, von dem man lediglich eine Dosis verimpfen müsste) nun mit den Hausärzten „teilen“ muss, und die sehen sich ihrerseits in ihrer eigentlichen Arbeit behindert, weil sie nicht so oft impfen können, wie es ihnen eigentlich möglich wäre.
Für eine Impfung können die Hausärzte 20-25 Euro abrechnen, eine Beratung allein schlägt mit 10 Euro zu Buche. Für die Impflinge entstehen keine Kosten. Und Niels Homann freut sich, dass er seinen Patienten in dieser bisher von vielen Unwägbarkeiten geprägten Situation endlich helfen kann, so wie seine Patienten es von ihm erwarten.
„Wir sind sehr froh, dass es nun in den Praxen losgehen kann“, kommentiert Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, den nächsten Schritt der Impfkampagne, „auch wenn der Start leider sehr verhalten ist.“ Grund: Solange nur so wenig Impfstoff zur Verfügung stehe, müssten die Menge des Impfstoffes, die durch die Sozialbehörde vorgegebene Priorisierung und eine möglichst effiziente Verimpfung in Einklang gebracht werden. „Dies können wir über fachärztliche Schwerpunktpraxen sicherstellen“, so Plassmann weiter, „als nächstes werden onkologische und Lungen-Praxen in das Impfen eingeschaltet.“ Wann dies der Fall sein werde, sei aber zurzeit noch nicht absehbar. Plassmann forderte, eine ausgewogene Balance herzustellen mit der Belieferung der Impfstoffe zwischen den niedergelassenen Ärzten und dem Impfzentrum. „Impfzentren sind eine Übergangstechnologie“, erklärt Plassmann, „den Durchbruch wird es erst geben, wenn auf breiter Front in den Praxen geimpft werden kann.“ Würden wenigstens die aktuellen Lieferzusagen eingehalten, könnten die Erst-Impfungen bis August abgeschlossen sein.
Zum Impfstart in den Praxen sei noch wichtig zu wissen, betonte Plassmann weiter, „dass alle Patienten individuell eingeladen würden. Deshalb mögen die Patienten davon Abstand nehmen, sich selbst beim Arzt zu melden oder zu versuchen, einen Termin über die 116117 zu erhalten.“ Dieser Weg ist aktuell noch nicht offen.
Bereits am Mittwoch vergangener Woche haben die niedergelassenen Ärzte 3.500 Personen geimpft“, erläutert Walter Plassmann und betonte: „Wir hoffen aber sehr, dass danach – also ab 19. April – die Lieferzusagen eingehalten werden und wir richtig Fahrt aufnehmen können.“ Schon jetzt zeichne sich aber ab, dass ein effizientes und zügiges Impfen nur möglich sein werde, wenn die Ärzte die Priorisierungsvorgaben vollständig ausschöpfen könnten. Er räumte ein, „dass der Impfprozess schon mit Bürokratie vollgestopft ist, da kann ein Arzt nicht noch große Diskussionen um Impfberechtigungen führen.“ Dies werde verschärft, wenn ab KW 16 auch AstraZeneca in die Arztpraxen geliefert werde.