Elbinselnadel für Wilhelmsburgs dienstälteste Feuerwehrfrau.
Volles Haus beim Regionalausschussempfang.
Wo sich sonst einmal im Monat die Mitglieder des Regionalausschusses Wilhelmsburg/Veddel die Köpfe heißreden und sich teils hitzige Diskussionen über Anträge und andere Themen liefern, herrschte vergangene Woche gute Laune pur. Rund 200 Bürgerinnen und Bürger, die sich auf den Elbinseln in den verschiedensten Bereichen engagieren, waren der Einladung zum traditionellen Neujahrsempfang des Regionalausschusses Wilhelmsburg/Veddel ins Wilhelmsburger Rathaus gefolgt. Michael Weinreich, Vorsitzender des Regionalausschusses, begrüßte die zahlreichen Anwesenden und wies noch mal eindringlich auf die bevorstehenden Bezirksversammlungswahlen im Mai hin. So lag die Wahlbeteiligung in Wilhelmsburg bei den letzten Wahlen 2014 gerade einmal bei rund 27 Prozent. „Leider haben wir heute die Situation, dass gerade die wirtschaftlich schwächsten Stadtteile wie Billstedt, Rothenburgsort, Wilhelmsburg und Veddel unter der niedrigsten Wahlbeteiligung leiden. Dadurch haben diese Stadtteile auch proportional weniger Abgeordnete – zu wenig, gemessen an der Einwohnerzahl“, klärte Weinreich auf. „Werben Sie für die Bezirksversammlungswahlen, werben sie für die Europawahl“, forderte auch Bezirksamtsleiter Falko Droßmann die Anwesenden auf.
Den musikalischen Rahmen lieferte in diesem Jahr das Duo Kabel-Jo, dass den Besucherinnen und Besuchern mit typisch maritimen Liedern so manches Lächeln und Schunkeln entlockte. Maritim ging es dann auch weiter mit Ursula Richenberger, Leiterin des Deutschen Hafenmuseums. Mitgebracht hatte sie ein großes, goldenes Bullauge. „Museum lebt von Exponanten“, erklärte sie den zahlreichen Gästen ihr Mitbringsel. Anschließend gab sie Ein- und Ausblicke in das geplante Hafenmuseum. Wo das Deutsche Hafenmuseum, das nach jetzigem Stand zwischen 2023 und 2025 eröffnet werden soll, einmal seinen Heimathafen findet, steht derzeit allerdings noch nicht fest. Sicher ist aber, dass das Museumsschiff Peking, eine Viermastbark, das neue Wahrzeichen des Museums werden soll. „Mit der Peking werden wir eine ganz besondere Geschichte erzählen“, weiß Richenberger.
Der Höhepunkt des Empfangs war auch in diesem Jahr wieder die Verleihung der Wilhelmsburger Elbinselnadel. Mit der Elbinselnadel werden Menschen in Wilhelmsburg und Veddel geehrt, die sich über Jahre ehrenamtlich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben. Über die Ehrung in diesem Jahr durfte sich als dienstälteste Feuerwehrfrau auf den Elbinseln Brandmeisterin Silvia Naujoks von der Freiwilligen Feuerwehr Wilhelmsburg freuen. Da die Kollegen im Vorwege nichts haben verlauten lassen, war die Überraschung für die 52-Jährige umso größer. „Von allen Ehrenamtlichen in der Freiwilligen Feuerwehr auf der Elbinsel Wilhelmsburg wurde ich ausgewählt und habe die goldene Elbinselnadel erhalten. Ich bin immer noch erstaunt und natürlich auch stolz darüber, das ich es bin, die diese Ehrung annehmen durfte“, so Naujoks.
Ihre Karriere begann vor 13 Jahren mit dem Satz „Hast Du nicht Lust, wir brauchen noch Leute“, erinnert sich die gelernte Raumausstatterin. Gefragt hatte Nachbar Reinhardt Leder, ebenfalls bei der FF Wilhelmsburg. „Er hat mich an die Hand genommen und ich bin mitgegangen. Ich hatte damals viel Zeit!“, so Naujoks. Geblieben ist sie bis heute und ist damit die dienstälteste Feuerwehrfrau auf den Elbinseln. Kein einfacher Weg als Frau, Quereinsteigerin und im Alter von 38 Jahren. Doch vor den vielen Aufgaben gescheut hat sie sich nie. Erst kam die Grundausbildung, danach absolvierte sie verschiedene Lehr- und Sonderlehrgänge – unter anderem zur Maschinistin, Sprechfunkerin, Atemschutzgeräteträgerin, Truppführerin – und trägt heute den Titel Brandmeisterin. Bereut hat sie ihre Entscheidung nie, auch wenn man teilweise bei den Lehrgängen an seine Grenzen gebracht werde, so Naujoks. „Das ist Aufregung, Action und Spaß und das aufregendste Hobby für mich“, schwärmt die Brandmeisterin. Auch die tolle Kameradschaft genießt sie. „Man ist eine Mannschaft!“.
Michael Weinreich betonte in seiner Laudation unter anderem ihre Vorbildfunktion: „Ihr herausragendes Engagement und ihr Durchsetzungsvermögen machen sie gerade als Feuerwehrfrau, welche noch immer eine kleine Minderheit in den Wehren sind, zu einem großen Vorbild für viele junge Menschen. Die Würdigung von Frau Naujoks durch den Regionalausschuss ist auch stellvertretend für die vielen Feuerwehrfrauen und -männer der vier Freiwilligen Feuerwehren, welche sich trotz der zeitintensiven Ausbildung und der oft späten und gefährlichen Einsätze beeindruckend für das Gemeinwohl der Elbinseln einsetzen.“
