Ein Bild kehrt zurück

Helmut Vick -Dieses unbekannte Aquarell von Anna Kinau hat überraschend den Besitzer gewechselt und ist in den Besitz der Heimatvereinigung übergegangen.

Ein Bild kehrt zurück.

Aquarell von Anna Kinau für die Heimatvereinigung.

Bei einer Unterhaltung auf einer Geburtstagsfeier in Klein Flottbek kam es zwischen den Tischnachbarn Brigitte Kreidel (Groß Flottbek) und Hans Pilarczyk (Finkenwerder) zu einem Gespräch über das Gorch-Fock-Haus und die Kinaus. Dabei kam heraus, dass Brigitte Kreidel im Besitz eines Aquarells von Anna Kinau war. Sie hatte es von ihrem Vater Robert, der eine Massage-Praxis in Flottbek betrieb, geerbt. Dieser hatte es Ende der 1940er-Jahre von Katharina Kinau, der Schwester Gorch Focks, als Entlohnung für eine Massagebehandlung erhalten. Weil Brigitte Kreidel aber keine Beziehung zu dem Bild hatte, bot sie an, es der Heimatvereinigung Finkenwerder für das Gorch-Fock-Haus am Neßdeich zu schenken.
Ende Juli brachte sie es sogar persönlich nach Finkenwerder und übergab es im Beisein von Hans Pilarczyk im Gorch-Fock-Haus an Helmut Vick, Vorsitzender der Heimatvereinigung. „Dort wird es einen gebührenden Platz in der Sammlung des Vereins einnehmen“, sagte Helmut Vick.
Das Bild, ein Aquarell, etwa in der Größe A3, ist im Jahr 1946 entstanden und war ein Geschenk an Katharina Kinau, Schwester von Gorch Fock.
Über Anna Kinau (geb. Nagel) ist der Öffentlichkeit Finkenwerders nicht mehr viel bekannt. Sie war, so liest man es bei Wikipedia, die Ehefrau von Adolf Kinau, dem einzigen Sohn von Johann Wilhelm Kinau (Gorch Fock). Sie erblickte am 28. Mai 1914 in Kiel das Licht der Welt und war die Tochter des Franzosen und Halbjuden Christian Henry Nagel sowie dessen protestantischer Ehefrau Friederike, geb. Peters. Sie besuchte u.a. die Graphische Fachschule Berlin. Bereits nach vier Monaten erhielt sie, nicht nur wegen ihrer jüdischen Herkunft, sondern auch, weil sie sich seit 1933 weigerte, den Hitlergruß auszuführen und in den NS-Studentenbund einzutreten, von den Nationalsozialisten ein Studienverbot; die SS konfiszierte daraufhin 20 ihrer expressiven Holzschnitte und vernichtete sie als „bolschewistische“ Kunst. Anna Kinau wurde auf die „Schwarze Liste“ gesetzt. Der Deutsche Künstlerbund schloss sie aus. Sie konnte sich bis 1938 in Berlin mit Unterstützung von Freunden mit Arbeitsaufträgen durchschlagen, unter anderem sogar für die Organisation Todt und selbst für die SS, deren „Hausvisitationen“ sie andererseits bedrohten und einzuschüchtern versuchten. 1938 musste die Berlin überstürzt verlassen und zog sie zu ihrem Mann nach Dessau, wo dieser als Maler und Bühnenbildner am Theater arbeitete, ehe sie 1939 beide nach Hamburg zogen.
Von September 1939 bis 1968 war sie in Finkenwerder ansässig. 1941 war ihre Akte mit der Auflistung ihrer anti-nazistischen Studentenaktivitäten von Berlin nach Finkenwerder gekommen, woraufhin sie das Haus der Familie ihres Mannes noch im Dezember gleichen Jahres gemeinsam mit ihren Kindern verlassen musste. Sie bezog daraufhin mit ihren Kindern eine sehr einfache Notwohnung. Anna Kinau lebte fortan unter ständiger Polizeiaufsicht und durfte Finkenwerder nicht verlassen. Die Fischer des Ortes schützten sie, indem sie sie als verrückte Künstlerin ausgaben und tolerierten und sorgten dafür, dass sie sich dennoch einleben konnte. Bei Kriegsende stand sie vor dem Nichts, erhielt aber nach Kriegsende von den Besatzungsmächten zahlreiche Aufträge und konnte ihr Einkommen durch weitere Malereien sicherstellen. Mit ihrer Fenstermalerei von Kirchen und Synagogenfenstern hatte sie so viel Erfolg, dass sie schließlich in ganz Deutschland bekannt wurde.