Drei Schulen, eine Bigband

Foto: pm -Die ersten teilnehmenden Schüler haben sich mit ihren neuen Instrumenten bereits vertraut gemacht

Drei Schulen, eine Bigband.

Schulübergreifendes Musik-Projekt ist wegweisend.

Die drei Schulleiter schnappten sich je ein Blasinstrument, wenngleich nicht mit dem Hintergedanken, ein neues Terzett zu gründen. Der Griff zum Instrument war lediglich symbolisch zu verstehen – symbolisch für das bisher in der Hamburger Schulwelt einzigartige Kooperationsprojekt von drei Harburger Schulen. Titel: „Musik verbindet uns“.
„Es eröffnet Schülerinnen und Schülern neue Wege“, so Andreas Widemann, Leiter der Eißendorfer Grundschule In der Alten Forst. In die Aula „seiner“ Schule hatte er am Dienstag gemeinsam mit dem Schulleiter Tobias Langer von der Elisabeth-Lange-Schule (Stadtteilschule) als Ideengeber dieses Projekts sowie dem musikbegeisterten Schulleiter des Heisenberg Gymnasiums, Malte Sorgenfrei, eingeladen, um das Projekt vorzustellen. Von der Idee zur Umsetzung hat es nur drei Monate gedauert, und darauf waren die drei Männer besonders stolz – dies gelang den drei Schulleitern ohne jegliche Mitwirkung der Schulbehörde.
Wiedemann erläuterte: „Die Idee ist einfach und gut: In der Grundschule erhalten alle Kinder der 4. Klassen ein Schulhalbjahr lang Flötenunterricht durch einen ausgebildeten Musiklehrer. Wenn die Kinder dann auf die weiterführenden Schulen wechseln, haben sie die besten Voraussetzungen für das Erlernen eines Bigband-Instruments. Das Ziel ist nämlich eine schulübergreifende Bigband ab 7. Klasse.“ In der Praxis war es bisher so, dass die Kinder, wenn sie die Grundschule verließen – ganz egal ob in Richtung Gymnasium oder Stadtteilschule – quasi in ein „muskalisches Loch“ fielen. Entweder gaben sie das Musikmachen ganz auf oder sie fanden in den neuen Schulen den Anschluss an bestehende Kurse nicht. Hier setzt das Projekt an und schafft Abhilfe. „Diese neue Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Schulformen Grundschule, Gymnasium und Stadtteilschule ist einzigartig, weil sie die Bedürfnisse der Kinder und der Schulen gleichermaßen berücksichtigt“, erklärte Tobias Langer. Er führt den Bigband-Gedanken weiter: „Was für eine wegweisende Zukunftsvorstellung, dass Kinder zuerst eine gemeinsame Grundlage erwerben, dann unterschiedliche Instrumente erlernen, um dann letztlich zusammen in einer gemeinsamen Bigband zu spielen. So werden ganz praktisch Grenzen zwischen den Schulformen im Sinne der Kinder und Jugendlichen abgebaut.“ Malte Sorgenfrei ergänzte mit dem Hinweis, dass diese neue Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Schulformen Grundschule, Gymnasium und Stadtteilschule einzigartig ist, „weil sie die Bedürfnisse der Kinder und der Schulen gleichermaßen berücksichtigt.“
Mehr noch, und das ist mindestens ebenso bemerkenswert wie das Musikprojekt: Die Schulen führen in der Regel ihr eigenes Leben, Kooperationen im Stadtteil sind eher die Ausnahme. Diese künstlich geschaffenen Hürden zwischen den Schulformen und den unterschiedlichen Lebenswelten der Schüler können fortan abgebaut werden, ganz im Sinne der Chancengleichheit durch kulturelle Teilhabe. „Jedes Kind, unabhängig von seiner sozialen Herkunft und den finanziellen Möglichkeiten, soll die Chance erhalten, ein Musikinstrument zu erlernen und gemeinsam mit anderen Schülern in einer Bigband zu musizieren“, so die drei Schulleiter unisono.
Sorgenfrei selbst hat in der Vergangenheit die Bigband des Gymnasiums Süderelbe geleitet – ist also musikaffin. Er weiß, dass die Grundlagen für späteres gemeinsames Musizieren in der Grundschule gelegt werden müssen.
Bereits im Februar startet das Projekt mit 160 Kindern an der Grundschule. Ohne externe Förderer geht es aber nicht. Der Lions-Club Hamburg-Harburger Altstadt berät und unterstützt die drei Schulen aktiv bei der Umsetzung. So soll der erste Auftritt der jungen Musiker gemeinsam mit dem Hamburger Ärzteorchester im Rahmen einer Veranstaltung des Lions-Clubs am 23. April stattfinden. Die Lions haben es auch möglich gemacht, dass die Instrumente angeschafft und Lehrer für den externen Musikunterricht organisiert werden konnten, sagte Dr. Hajo Gehrckens von den Lions. Ihnen ist wichtig, dass jedes Kind unabhängig von seiner sozialen Herkunft und finanziellen Möglichkeiten die Chance erhält, ein Musikinstrument professionell zu erlernen und mit anderen Schülern in einer Big Band zu musizieren. Die Lions versprachen, bei diesem Projekt am Ball zu bleiben. Rund 12.000 Euro haben sie in einem ersten Schritt beigesteuert.
Dann griffen die ersten neuen Schüler des Projektes aus den drei Schulen zu ihren Instrumenten und gaben den Anwesenden einen ersten kleinen Eindruck von dem, was sie noch alles lernen wollen.