Dezentrales Impfzentrum in Wilhelmsburg gefordert

In Wilhelmsburg gibt es zurzeit noch zu wenige Teststationen. Die Kapazitäten werden erst langsam wieder hochgefahren wie hier auf dem Mannesalleeplatz. Noch ist die Station nicht geöffnet. Foto: au

Dezentrales Impfzentrum in Wilhelmsburg gefordert.

Kaum Testmöglichkeiten auf den Elbinseln.

Stark steigende Corona-Zahlen, Boostern, Erstimpfungen, 2G in Restaurants, 3G am Arbeitsplatz und in Bussen und Bahnen: Das Coronavirus hat Deutschland auch in diesem Winter fest in seiner Hand. Führende Experten sind sich sicher, dass vor allem das Impfen hilft, die sogenannte vierte Welle zu brechen. Das gelte sowohl für die Auffrischungsimpfungen (Boostern) als auch für das Schließen der Impflücken durch niedrigschwellige Impfangebote in Bevölkerungsgruppen, die bisher schlecht erreicht wurden. Für die Menschen, die den Schritt der Impfung bisher noch nicht gegangen sind, jetzt sich aber dafür entschieden haben, ist es derzeit allerdings schwierig, an den „Piks“ heranzukommen. Lange Warteschlangen vor mobilen Angeboten, ausgebuchte Online-Termine in den Krankenhäusern, überlastete Arztpraxen sind gerade auch in Hamburg an der Tagesordnung. Zwar weitet die Gesundheitsbehörde die Impfangebote weiter aus und in Kürze soll es in den sieben Bezirken 21 dezentrale Impfzentren mit täglicher Öffnungszeit geben, doch davon sind nur zwei im gesamten Süderelbebereich geplant: Ein Impfzentrum im AK Harburg mit vorheriger Terminvereinbarung und ein weiteres Impfzentrum im EKZ Phoenix-Center.
Das ist nach Meinung der Mitglieder der Deutschlandkoalition aus SPD, CDU und FDP im Regionalaussschuss Wilhelmsburg/Veddel allerdings nicht ausreichend. Sie fordern, ein „drittes, dezentrales Impfzentrum für den Süderelbebereich auf der Elbinsel Wilhelmsburg im EKZ LunaCenter einzurichten“ und haben einen entsprechenden Antrag vergangenen Dienstag im Regionalausschuss beschlossen. Unter anderem heißt es: „Die beengten Wohnverhältnisse insbesondere in den Hochhaussiedlungen, prekäre Beschäftigungen und schlecht erreichbare Bevölkerungsgruppen führten in der Vergangenheit immer wieder zu den höchsten Ansteckungsraten Hamburgs. Niedrigschwellige Angebote der mobilen Impfteams des DRK Harburg in Kombination mit gezielten Informationskampagnen erwiesen sich als wirkungsvoll. Gerade in den letzten Wochen waren diese Teams zum Beispiel im Freizeithaus Kirchdorf-Süd sehr erfolgreich bei den Erstimpfungen und auch bei Boosterimpfungen für Ältere und Vorerkrankte. (…) Damit auch möglichst viele Menschen in Wilhelmsburg an der Impfkampagne teilhaben können, braucht Wilhelmsburg ein eigenes, niedrigschwelliges Impfzentrum: Zentral, einfach zu erreichen, ohne komplizierte Terminvereinbarung und mit Öffnungszeiten, die auch für Berufstätige geeignet sind. Hier bietet sich idealerweise das Wilhelmsburger EKZ LunaCenter an! Ersatzweise käme auch das Krankenhaus Groß-Sand in Frage“. Aus der Gesundheitsbehörde heißt es dazu: „Das wohnortnahe Angebot einer Impfung wird vorrangig durch die Arztpraxen sichergestellt. Die städtischen Angebote sind lediglich eine Ergänzung. Wir sind unter Hochdruck dabei, mit den verfügbaren Kapazitäten das größtmögliche Angebot zu organisieren. Derzeit werden umfangreiche Anstrengungen unternommen, in jedem Bezirk ein zusätzliches Impfzentrum neu zu eröffnen. Hierfür ist es erforderlich, neues Personal einzustellen und zahlreiche organisatorische Fragen zu klären. Damit werden die an den Krankenhaus-Standorten bereits eingerichteten Impfzentren ergänzt. Hinzu kommen weiterhin Angebote der dezentralen Teams“, so Pressesprecher Martin Helfrich.
Eine weitere Forderung aus der Lokalpolitik: Ausreichende PCR- und Antigenschnelltestmöglichkeiten in Wilhelmsburg. Diese sind zur Zeit rar gesät, nachdem die kostenlosen Bürgertests im September abgeschafft wurden. Infolgedessen haben viele Betreiber ihre Stationen geschlossen, ein Hochfahren der Kapazitäten ist derzeit noch nicht sichtbar. Auf www.hamburg.de/corona-schnelltest sind momentan nur drei Stationen gelistet, zwei weitere lassen sich im Internet finden. „Sofern sich mittelfristig ein zu geringes Angebot feststellen lässt, können durch gezielte Beauftragungen durch die bezirklichen Gesundheitsämter zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden, indem Anbieter direkt beauftragt werden. Im Grundsatz gehen wir jedoch davon aus, dass die medizinischen Anbieter – die keine gesonderte Betriebserlaubnis vorweisen müssen – ein ausreichendes Angebot bereitstellen. Der Aufwand zur Beschaffung eines Schnelltests kann individuell reduziert werden, indem eine Corona-Schutzimpfung in Anspruch genommen wird. Wir raten dazu, sich vorrangig um eine Impfung zu bemühen, um den Aufwand bei der Beschaffung eines Tests zu verringern. Im Gegensatz zu einem Schnelltest stellt die Impfung neben der Zugangsberechtigung im Rahmen von 2- oder 3G auch einen Schutz für die eigene Gesundheit dar“, so Helfrich weiter.