DENKmal-Prozess schreitet voran

Das Kriegerdenkmal ist eingepackt in einer Holzkiste nur ein riesiges Plakat deutet auf den Inhalt hin. Bis Februar gibt die DENK-mal Gruppe eine Empfehlung ab wie weiterhin mit dem Kriegerdenkmal verfahren werden sollte. Foto: au

DENKmal-Prozess schreitet voran.

Diskussion zum Umgang mit Kriegsdenkmal.

Ein riesiger Holzkasten inmitten einer Baustelle, drumherum tummeln sich Bagger und Bauarbeiter, die Straße ist an manchen Stellen aufgeschnitten, man muss aufpassen, wo man hintritt. Einzig ein auf den großen Holzkasten angebrachtes Plakat verrät, was sich darunter verbirgt: Es ist ein Kriegerdenkmal, das bis vor Kurzem noch direkt an der Emmauskirche seinen Platz hatte – ungeachtet, hinter Büschen und Sträuchern versteckt. „Warum wurde es beschmiert? Welche Geschichte verbirgt sich dahinter? Und was geschieht in der Zukunft damit?“ – Seit Anfang des Jahres beschäftigt sich die DENKmal-Gruppe im Rahmen des DENKmal-Prozesses mit genau diesen Fragen. Auslöser war ein Graffiti auf dem Kriegerdenkmal. Das Denkmal wurde im Zuge des Neubaus von Gemeindezentrum, Kita und Gestaltung der Außenanlage rund um die Emmauskirche versetzt, rückte damit aus der Vergessenheit wieder in den Fokus direkt an die Mannesallee und wurde prompt nach der Versetzung mit „Kein Gedenken den Faschisten. Nazi-Dreck“ beschmiert (der Neue RUF berichtete).
„Die Geschichte des Kriegerdenkmals ist in der Tat denkwürdig. Die Darstellung und die Inschrift bilden den damaligen völkisch-nationalen Zeitgeist ab“, erklärte Pastorin Anja Blös Anfang des Jahres. Mittlerweile hat die Gruppe intensiv zur Geschichte geforscht und eine Podiumsdiskussion im Rahmen des Reiherstiegfestes im September veranstaltet. Teilnehmer der Diskussion waren Ulrich Hentschel (ehemals Evangelische Akademie „Gedenken“), Dr. Octavia Christ (Volksbund/Kriegsgräberfürsorge) und Dr. Stefan Kleineschulte vom Denkmalschutzamt. „Mehr als 30 Personen haben in der Emmauskirche interessiert die Impulsreferate gehört und dann diskutiert, welche Aufgabe und welche Funktion das Kriegerdenkmal haben könnte, was mit ihm passiert – es muss nun nach bisherigen Stand an diesem exponierten Ort bleiben – und wie man Gedenken für die junge interkulturelle Generation erschließen könnte“, so Anja Blös, die überrascht und erfreut über das Interesse am DENKmal-Prozess ist.
Mehrere Lösungsansätze zum Umgang mit den Kriegerdenkmal in der Zukunft wurden bereits erarbeitet. Unter anderem steht im Raum, dass es notwendig sei, das Denkmal zu kommentieren und einzuordnen. „Auch das Denkmal künstlerisch zu intervenieren, zu brechen in seinem ‚Einfach da sein‘ ist eine Idee. Wie das aussehen kann, ist vollkommen offen“, erzählt Blös. Im Februar nächsten Jahres soll die Gruppe dann eine Empfehlung an den Kirchengemeinderat abgeben, wie mit dem Denkmal weiter verfahren werden soll. Bis dahin gibt es weitere Veranstaltungen. Am 9. November findet dazu in der Honigfabrik Wilhelmsburg unter dem Titel „Das Kreuz mit dem Denkmal – Das kriegerische 20. Jahrhundert und das lokale Gedächtnis“ eine Lesung zum 100. Jahrestag des Kriegsendes 1918 in Wilhelmsburg mit dokumentarischen und literarischen Texten zu zwei deutschen Weltkriegen statt. Am 11. November veranstaltet Anja Blös einen Gottesdienst, der sich mit der Frage beschäftig, wie die Kirche dazu gestanden hat.
Wer noch in den laufenden DENKmal-Prozess einsteigen möchte, meldet sich bei Anja Blös unter bloes.wilhelmsburg@kirche-hamburg.de. Zur Geschichte des Kriegerdenkmals in Wilhelmsburg und weiteren in Hamburg erfahren Interessierte mehr unter www.denk-mal-gegen-krieg.de.