„Das ist eine Katastrophe mit Ansage!“

... und donnern durch die Neuhöfer Straße um dort in die Georg-Wilhelm-Straße nach links abzubiegen Fotos: Christoph Dahm

„Das ist eine Katastrophe mit Ansage!“.

Anwohner besorgt über LKW im Wohngebiet.

Es ist Mittwoch, später Nachmittag, Neuhöfer Straße/Ecke Weimarer Straße, die Sonne scheint, es sind viele Menschen unterwegs. Kinder spielen im angrenzenden Park oder auf dem Bolzplatz neben dem Haus der Jugend. Eigentlich eine schöne Szene, wenn nicht nahezu minütlich dicke LKW über die Neuhöfer Straße aus Richtung Hafen die Straße zur Georg-Wilhelm-Straße runterdonnern würden, um dort nach links abzubiegen – sehr zum Leidwesen der Anwohner. Einer davon ist Paul Marschall, Vater dreier Kinder. Marschall hat Angst um seine Kinder. Leo, mit 12 Jahren der Älteste, muss täglich zur Stadtteilschule Wilhelmsburg. Sein Weg führt ihn dabei regelmäßig über die Neuhöfer Straße. Ein schwieriges Unterfangen ob der gewaltigen Mengen an LKW. „Wenn der Bus kommt und an der Haltestelle steht, dann kann man gut über die Straße kommen. Der Bus hält den Verkehr auf“, erzählt Leo.
Seit April dieses Jahres fährt der Schwerlastverkehr vermehrt durch die Neuhöfer Straße. Der Grund sind die Arbeiten am Reiherstieg-Hauptdeich und die damit einhergehende Einbahnstraßenregelung (der Neue RUF berichtete). Für LKW ist eigentlich eine Umleitung ausgeschildert, die die Fahrer ab der Kreuzung Reiherstieg-Hauptdeich/Neuhöfer Straße über den Reiherstieg-Hauptdeich, Bei der Wollkämmerei über die Georg-Wilhelm-Straße zur Kreuzung Harburger Chaussee/Georg-Wilhelm-Straße und Hafenrandstraße leiten soll. Dass das augenscheinlich nicht funktioniert, hat auch der federführende Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) festgestellt. „Im Zuge der Umleitungsplanung wurde die Umleitungsstrecke so gewählt, dass die Umleitungsstrecke nicht zu einer Mehrbelastung der Neuhöfer Straße führt. In der Praxis folgt ein Teil der LKW-Verkehre der Umleitungsbeschilderung leider nicht“, heißt es seitens der LSBG-Pressestelle.
Für den Grünen-Lokalpolitiker Christoph Dahm kommt das nicht unerwartet: „Das ist eine Katastrophe mit Ansage“, so Dahm. Nachdem bereits die Partei Die Linke sich mit der Thematik beschäftigt hat, beschloss der Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel Mitte April einen Antrag auf Initiative der Grünen, der unter anderem forderte, „umgehend zusammen mit dem für die Umleitung verantwortlichen LSBG, sowie des Polizeikommissariats 44 und der Behörde für Verkehr und Mobilität eine Neubewertung der offiziellen Umleitung zu veranlassen und eingehend zu prüfen, ob es eine alternative Routenführung gibt, die besser mit der Sicherheit der Anwohnerinnen und Anwohner vereinbar ist“ sowie „durch geeignete Maßnahmen die Nutzung der Neuhöfer Straße als Abkürzung durch den Schwerlastverkehr zuverlässig zu verhindern bzw. zu verbieten“, heißt es dort. Eine Antwort hat die Lokalpolitik bis heute nicht erhalten.
Das verärgert Christoph Dahm. Er habe das Gefühl, dass die Verkehrsdirektion falsche Prioritäten setze, mitunter auch die Kontrolle verloren habe. Um zumindest „die Gefahren-, Lärm- und Abgasbelastung der Anlieger zu reduzieren, wurde auf Anordnung des PK 44 eine Tempo-30-Strecke in der Neuhöfer Straße angeordnet“, teilt der LSBG hingegen mit.
Am liebsten wäre es Paul Marschall und Christoph Dahm, den LKW die Durchfahrt durch die Neuhöfer Straße ganz zu verbieten. Aber auch da erteilt der LSBG eine Absage: „Grundsätzlich können Maßnahmen dieser Art ausschließlich von der Polizei angeordnet werden. Das Einrichten eines LKW-Durchfahrtsverbots ist hier nicht möglich, da die Anfahrbarkeit der dort ansässigen Gewerbebetriebe weiterhin gewährleistet sein muss“, so der Landesbetrieb. Noch bis Mitte September wird dieser Zustand in der Neuhöfer Straße wohl noch anhalten, denn die Maßnahme der Deicherhöhung und der damit einhergehenden Umleitungen ist bis zum 15. September begrenzt. Bis dahin heißt es wohl für alle Nutzer der Neuhöfer Straße, besonders gut auf sich und den umliegenden Verkehr zu achten!