Das erste Gebäude aus dem Zweiten Weltkrieg kommt an den Kiekeberg

FLMK -Ein neues historisches Gebäude kommt an den Kiekeberg: Die Translozierung ermöglicht durch eine Spende der Hamburger Sparkasse. Überbringer sind (v.l.) Marcel Sluppke und Arent Bolte Direktoren der Region Süd bei der Hamburger Sparkasse den Scheck nehmen entgegen Geschäftsführerin Carina Meyer Stiftungsratsvorsitzender Klaus-Wilfried Kienert und Museumsdirektor Stefan Zimmermann begleitet von Landrat Rainer Rempe und Fördervereinsvorstandsvorsitzender Heiner Schönecke. Auch der Verein bezuschusst den Wiederaufbau.

Das erste Gebäude aus dem Zweiten Weltkrieg kommt an den Kiekeberg.

Hamburger Sparkasse unterstützt Wiederaufbau der „Ley-Bude“.

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg bekommt ein heute seltenes, intaktes Behelfsheim aus dem Zweiten Weltkrieg, eine sogenannte „Ley-Bude“. In ihnen wurden von August 1943 bis Frühjahr 1945 insbesondere Evakuierte und Ausgebombte aus deutschen Städten untergebracht. Ihren abschätzigen Rufnamen erhielt die „Ley-Bude“ nach Robert Ley, der als Reichswohnungskommissar und hoher NS-Funktionär unter anderem für die Wohnraumbewirtschaftung im Krieg zuständig war. Im kommenden Jahr wird eines der letzten Behelfsheime der Zeit an den Kiekeberg geholt und originalgetreu wiederaufgebaut, restauriert und eingerichtet. Diese Translozierung fördert die Hamburger Sparkasse mit 10.000 Euro aus dem Lotteriesparen. Arent Bolte und Marcel Sluppke, Direktoren Süd der Hamburger Sparkasse, überbrachten jetzt symbolisch den Scheck an den Kiekeberg.
Am Kiekeberg erwartete die Hamburger bereits der Landrat des Landkreises Harburg. „Mit der ‚Ley-Bude‘ schaffen wir einen historischen Brückenschlag aus der Endphase des Zweiten Weltkriegs in die Nachkriegsjahre und damit in eine prägende Zeit der Region“, blickt Rainer Rempe, Landrat des niedersächsischen Landkreises Harburg, auf die Zeit. Die Verbindungen zu Hamburg waren schon in der ersten Hälfte des Jahrhunderts eng. Die Aufnahme von Evakuierten und Ausgebombten aus der benachbarten Großstadt zurrte die Verflechtungen enger. Rainer Rempe: „Die Zeit ab 1939 war eine dramatische und historisch spannende Zeit. Die Bevölkerung unseres Landkreises verdoppelte sich auf 124.000. Wohnraum und Ernährung sicherzustellen, bedeutete große Herausforderungen. Wir sind froh, dass wir mit dem Behelfsheim einen besonderen Teil der Geschichte erlebbar machen können. Damit stehen wir exemplarisch für andere Regionen in Deutschland.“
Die Direktoren der Hamburger Sparkasse, Arent Bolte und Marcel Sluppke, erklärten, warum sie diesen Bereich der Hamburger Geschichte im Nachbarland Niedersachsen fördern: „Zum einen ist es wichtig, auch einen schwierigen Aspekt der Hamburger Geschichte zu vermitteln.“ Mit Blick auf die Bildungsarbeit und die historischen Gebäude am Kiekeberg fügten sie hinzu: „Es ist eine tolle Arbeit, die hier geleistet wird. Wir freuen uns auf eine nachhaltige Vermittlung – das Team am Kiekeberg erhält die Tradition und wirft den Blick in die Zukunft. Wir möchten gern die Menschen mitnehmen an den Kiekeberg.“
Die Führung der Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg, Geschäftsführerin Carina Meyer, Stiftungsratsvorsitzender Klaus-Wilfried Kienert und Museumsdirektor Stefan Zimmermann, wissen dies sehr zu schätzen: „Es ist das erste Gebäude aus der Kriegszeit, das wir hier zeigen können. Unsere Besucher sehen, aus wie einfachen Verhältnissen die Stadt Hamburg, aber auch die Dörfer im Landkreis wiederaufgebaut wurden.“ Heiner Schönecke, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins, sagte seinerseits: „Es ist beachtlich, dass wir gemeinschaftlich Verantwortung für unsere Geschichte übernehmen. Hamburg hat ein Stück seiner Wurzeln hier vor Ort, die Hamburger können am Kiekeberg Teile ihrer eigenen Familiengeschichte entdecken.“ Auch der Förderverein unterstützt daher die Einrichtung der „Ley-Bude“ finanziell.
Obwohl zu Kriegsende in großer Zahl gebaut und später oftmals als Garten- oder Wochenendhäuser weitergenutzt, sind die „Ley-Buden“ heute kaum noch vorhanden, insbesondere nicht im ursprünglichen Zustand. Die dem Museum übergebene stand im Wald in der Lindhorster Heide (Gemeinde Seevetal, Landkreis Harburg). Stefan Zimmermann ergänzte: „Die Behelfsheime waren als Provisorien geplant, deswegen war der Wohnstandard sehr niedrig. Es gab für bis zu sechs Personen nur zwei kleine Räume und einen Windfang, keinen Keller und kein innenliegendes WC und Bad. Die ‚Ley-Bude’, die wir jetzt an den Kiekeberg holen, ist aus Holz gebaut und sehr einfach.“ Ab Mitte 2022 können sich die Besucher am Kiekeberg davon überzeugen.